15-16
Nach Kompositionen von Giovanni Bologna
Flandern (tätig in Florenz), 1529-1608
Guß von Giovanni Francesco Susini
Florenz, ca. 1575-1653
LOWE, DER EIN PFERD ANFÄLLT
Florenz, ca. 1630-1640
Bronze mit brauner Lackpatina; Höhe 24 cm
Liechtenstein Inv. Nr. 547
Modell und Guß von Giovanni Francesco Susini
Florenz, ca. 1575-1653
LEOPARD, DER EINEN STIER ANFÄLLT
Florenz, ca. 1630-1640
Bronze mit brauner Lackpatina; Höhe 17,9 cm
Liechtenstein Inv. Nr. 544
Gruppen, die jeweils aus einem Pferd oder Stier bestehen, die von Raubkatzen angefallen werden,
weisen frühe Autoren Giovanni Bologna (Markus Zeh, 1611; Filippo Baldinucci, 1688) zu. Der Guß
eines Löwen, der ein Pferd anfällt im Detroit Institute of Arts und eines Löwen, der einen Stier
anfällt im Louvre sind von Antonio Susini signiert, wie auch ein Paar aus dem Palazzo Corsini, heute
im Museo di Palazzo Venezia in Rom. Der Liechtensteiner Löwe, der ein Pferd anfällt steht den
Exemplaren in Detroit und Rom nahe. In seinem Originalmodell “vervollständigte” Giovanni
Bologna die Komposition einer fragmentarischen, antiken Marmorstatue, die sich gegenwärtig im
Garten des Palazzo dei Conservatori in Rom befindet. In diesem Marmorbildwerk, dessen
Erscheinung vor der Restaurierung im Jahre 1594 in einer Graphik festgehalten ist (Cavalieri [vor
1584], Bd. 2, Abb. 79), fehlten dem Pferd Kopf und Beine, als Giovanni Bologna in den fünfziger
Jahren des sechzehnten Jahrhunderts nach Rom ging. Durch seine manieristische Vorgehensweise
wurde die Komposition lebhafter gestaltet: der Kopf des Pferdes wird gewaltsam nach hinten
gerissen, und die schwindende Kraft des Tieres wird in der nach unten sackenden Bewegung seiner
zusammenbrechenden Beine angedeutet.
Der Liechtensteiner Leopard, der einen Stier anfällt ist ein einzigartiges Kunstwerk, das völlig
anders ist als die Löwe-Stier-Gruppen im Louvre und Museo di Palazzo Venezia. Daß die Raubkatze
kein Löwe, sondern ein Leopard ist, wird durch die Flecken im Fell ausgedrückt, die leicht und
gewissenhaft mit einer Punze eingearbeitet wurden. Die Komposition ist ebenfalls völlig neu.
Antonio Susinis Güsse nach Giovanni Bologna zeigen einen Löwen, der auf den Rücken des Stieres
springt und ihm in den Nacken beißt. Der Stier wirft den Kopf zurück, ähnlich wie das Pferd in den
begleitenden Gruppen. Skulpturen von kämpfenden Löwen und Stieren gab es bereits in der Antike,
aber Giovanni Bologna wollte wahrscheinlich weniger eines dieser Werke nachahmen als ein
Gegenstück zu der Löwe-Pferd-Gruppe modellieren. In der Liechtensteiner Ausführung greift der
Leopard von der Seite an und beißt dem Stier in die Schulter. Der Kopf des Stieres wird weniger zur
Seite bewegt und seine Beine sacken stärker ab als in Giovanni Bolognas Komposition. Dadurch
wirkt die Liechtensteiner Komposition, von vorne betrachtet, nicht so angespannt und dramatisch.
Wie Leithe-Jasper (1978, Nr. 173c) bemerkt, sollte man die Skulptur am besten von der rechten
Seite her betrachten.