17, Nr. 6 u. Farbtafel 4; Kat. Ausst. Österreichische Meisterwerke aus Privatbesitz. Vom Biedermeier
zum Expressionismus, Salzburg 1967, Nr. 106; M. Buchsbaum, Ferdinand Georg Waldmüller 1793 -
1865, Salzburg 1976, S. 178, Abb. 151; Baumstark, S. 291, Nr. 148.
BERGLANDSCHAFT MIT DER RUINE LIECHTENSTEIN BEI
MÖDLING
Holz 42 x 53 cm Bez. Waldmüller 1859 Liechtenstein Inv. Nr. 2307 Erw. 1891 durch
Fürst Johannes II.
Als eine der letzten Landschaftsdarstellungen des alternden Künstlers gibt das Gemälde
eine Abkehr von der bisher angewendeten Maltechnik zu erkennen. Es lässt sich schwer
entscheiden, ob dieser Wandel auf eine altersbedingte nachlassende Präzision der
zeichnerischen Mittel zurückzuführen ist oder vielmehr eine bewusste Auflockerung des
Malduktus anstrebt. An die Stelle früherer porzellanhafter Glätte ist ein hingetupfter
Farbauftrag getreten, der dem Bild zugleich mit der flimmernden Behandlung des Lichtes
den Eindruck lebendiger Unmittelbarkeit verleiht. Der Blick des Betrachters wird über
das von Bergen gesäumte Tal der Vorderbrühl geführt, in dessen Mitte sich die Ruine
der Burg Liechtenstein erhebt. Fürst Johannes I. hatte 1806 diesen Stammsitz seiner
Familie, der schon seit dem 13. Jahrhundert in anderen Besitz übergegangen war, seinem
Haus zurückerworben. Diese romantische Rückbesinnung auf das familiäre Erbe liess die
Ruine Liechtenstein zum Zentrum eines grossangelegten, ebenfalls von Fürst Johannes
erworbenen Gebietes werden, das Mödling mit dem Kalenderberg und die Brühl bis
Sparbach umfasste. Mit einer auch für das 19. Jahrhundert einzigartigen Anstrengung
wurde diese weitläufige Landschaft behutsam gestaltet, aufgeforstet und mit künstlichen
Ruinen, Tempelanlagen und Aussichtstürmen geschmückt. Dynastische Erinnerung und
Naturbegeisterung hatten somit eine landschaftliche Idylle geschaffen, die von vielen
zeitgenössischen Künstern in ihren mehr bizarr-romantischen Partien geschildert wurde,
von Waldmüllers Spätwerk aber in verhaltener Beschaulichkeit und träumerischer Stille
festgehalten wird.
Reinhold Baumstark
LITERATUR: A. Roessler u. G. Pisko, Ferdinand Georg Waldmüller, Wien 1907, Nr. 248; Th. von
Frimmel, Lexikon der Wiener Gemäldesammlungen Bd. II, München 1914, S. 516; E. Kaufmann, Die
Wandlung der Bildform bei Ferdinand Georg Waldmüller, in: Zeitschrift für bildende Kunst Bd. 64,
1930/31, S. 214; Kat. 1931, Nr. 2307; Kat. Ausst. 1950, Nr. 336; B. Grimschitz, Ferdinand Georg
Waldmüller, Salzburg 1957, S. 358, Nr. 890, Abb. 121; Kat. Biedermeier-Ausstellung, Friedrich
Gauermann und seine Zeit, Gutenstein 1962, Nr. 767; Kat. Ausst. Ferdinand Georg Waldmüller,
Hinterbrühl 1965, S. 19, Nr. 15; M. Buchsbaum, Ferdinand Georg Waldmüller 1793 -1865, Salzburg
1976, S. 183 u. 184; Baumstark p. 291 f., Nr. 149.
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Rudolf von Alt
Österreich, 1812 - 1905
Im väterlichen Atelier und in der Historienklasse der Wiener Akademie hatte Rudolf Alt
frühen Unterricht erhalten. Eine bedeutendere Lehrzeit boten ihm jedoch die seit 1827 in
Begleitung seines Vaters unternommenen Wanderungen, die der Aufnahme von
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