Volltext: Sammlungen des Fürsten von Liechtenstein

jedoch insbesondere aufgrund der von ihm erworbenen Gemälde des Peter Paul Rubens, wie etwa den 
Decius-Mus-Zyklus, des Anton van Dyck und anderer Meister des flämischen Barock. Im Wirken des 
Fürsten Johann Adam Andreas gingen das Haus Liechtenstein und die Kunst das engste und zweifellos 
fruchtbarste Verhältnis ein, waren die glücklichsten Eigenschaften und Augenblicke eines Individuums 
und einer Epoche miteinander vereint. Welche Schätze die Fürstlichen Kunstsammlungen damals 
enthielten und wie sie im Stadtpalais plaziert waren, ist durch einen von Fürst Joseph Wenzels 
Galerieinspektor Vincenzo Fanti 1767 verfaßten Katalog festgehalten. Da sich die unmittelbaren 
Nachfolger Johann Adam Andreas’ kaum als Kunstsammler betätigen, gibt dieser Katalog weitgehend 
den durch ihn tradierten Sammlungsbestand wieder. 
Mit Joseph Wenzel erfuhren die Sammlungen schließlich eine barocke Nachblüte. Die Zeit großer 
Bauvorhaben war vorüber. Um so ausgeprägter zeigte sich der Fürst an den ihm vererbten Kunstwerken 
interessiert, insbesondere an der ihm als persönliches Legat von Fürst Johann Adam übereigneten 
privaten Gemäldesammlung, die getrennt von der Fideikommißgalerie verwaltet wurde. Wo immer 
Joseph Wenzel in diplomatischer Mission für das österreichische Kaiserhaus tätig war, suchte er auch 
die Begegnung mit Künstlern. Er gab Gemälde in Auftrag, etwa bei Antoine Pesne oder Hyacinthe 
Rigaud, oder kaufte bei Händlern. Unverkennbar war sein Auge auf französische Kunst gerichtet. Zu 
den schönsten durch seinen Auftrag entstandenen Kunstwerken gehören jedoch zwei italienische 
Gemälde: die von Bernardo Bellotto um 1759 geschaffene Garten- und Seitenansicht des Palais’ in der 
Rossau zu Wien. 
Nach dem Tode Joseph Wenzels wurden die Sammlungen erst wieder durch Fürst Johann Josef I. 
großzügig erweitert, vor allem im Bereich der holländischen Malerei. Auch bedeutende Gemälde 
italienischer Meister konnten hinzu erworben werden. In den zwei Jahren zwischen 1807 und 1810 
verlegte Johann Josef die Fideikommißgalerie aus dem Stadt- in das Gartenpalais, wo sie bis zu ihrer 
Übersiedlung nach Vaduz blieb. 
Eine sehr wesentliche Ergänzung zeigenössischer Malerei erfuhren die Sammlungen während der 
Epoche des Wiener Biedermeier, zu dessen besten künstlerischen Begabungen Fürst Alois II. sehr engen 
Kontakt hatte. Seine Kinder erhielten Zeichenunterricht bei dem Maler Josef Höger. An Rudolf von Alt 
erteilt er den Auftrag, in den Wiener Palästen des Fürsten sowie in den Schlössern Eisgrub, Feldsberg 
und anderswo Interieurs zu malen. Auch Friedrich Gauermann, Peter Fendi, Josef Kriehuber und 
Friedrich Amerling, um nur die wichtigsten zu nennen, schufen Werke für den Fürsten, darunter 
Porträts der Familienmitglieder. 
Konzentrierten sich die Fürsten von Liechtenstein mit ihren Aufträgen und Erwerbungen von 
Kunstwerken bis hin zu Alois II. auf die Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts, so kam es durch Fürst 
Johannes II. zu einer nennenswerten Erweiterung des Sammelbestandes aufgrund des Ankaufs von 
Gemälden und Skulpturen des 14., 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Der retrospektiv in die Historie 
gerichtete Blick Johannes II. wurde aufmerksam auf die Meister der Gotik und der (Früh)-Renaissance 
sowie auf die frühen Niederländer, die bei den Fürsten bis dahin gar keine oder nur geringe Beachtung 
gefunden hatten. Beratend zur Seite stand ihm dabei der große Berliner Kunsthistoriker Wilhelm von 
Bode, der 1896 auch die erste illustrierte Monographie über die "Fürstliche Liechtenstein’sche Galerie 
in Wien" verfaßte. Fürst Johannes II. war nicht zuletzt um eine grundlegende Restaurierung der Burg 
Liechtenstein bei Mödling, dem Stammsitz des Hauses, des Schlosses Sternberg und des Schlosses 
Vaduz besorgt. Instandsetzung und Ausbau des Vaduzer Schlosses in den Jahren 1904 bis 1912 
befähigten Fürst Franz Josef II. im Jahre 1938 Wien zu verlassen und im Fürstentum Liechtenstein neue 
Residenz zu beziehen. Auch der größte Teil des fürstlichen Kunstbesitzes fand während und kurz nach 
dem Zweiten Weltkrieg im Vaduzer Schloß eine neue Heimat. Franz Josef sah sich jedoch aufgrund der
	        

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