sich neuerlich nicht geschlagen. Und hier spielt die nach wie vor oder
sogar mehr denn je bestehende Kluft zwischen Parteivasallen und
Berufssoldaten wieder eine große Rolle, denn gegen den Widerstand der
SS führt das Oberkommando der Wehrmacht (OKW) ein Untersu-
chungsverfahren durch. Tatsächlich endet es mit der Rehabilitierung
Holmstons im April 1944. Er übernimmt sofort und ungebrochen seine
alten Aufgaben und stellt nun die „Erste Nationale Russische Division”
auf. Die Bezeichnungen dieser seiner Einheiten waren übrigens stets
sorgfältig gewählt. Sie sollten die Distanz zur Wehrmacht als solcher
kennzeichnen, sollten den festen Entschluß deklarieren, zu welchem
Zweck und von wem diese Truppe aufgestellt und gebildet wurde, soll-
ten außerdem aber auch die innere Distanz zu einer anderen russischen
Armee klarmachen, zur „Russischen Befreiungsarmee” des Generals
Andrej Wlassow nämlich. Holmston war eine Zusammenarbeit mit dem
shemaligen Sowjetoffizier Wlassow, wegen dessen doch ganz anderem
Werdegang, stets unmöglich erschienen, er hatte sie sogar bei einem
Zusammentreffen mit ihm kategorisch abgelehnt. Die Abneigung war
nicht allein persönlich, sondern vor allem weltanschaulich begründet.
Der Gardeoffizier Holmston wollte mit dem. Sowjetoffizier W1assow,
der gegen die weißrussische Seite gekämpft hatte, nichts zu tun haben,
hatte andere Vorstellungen für die Zeit nach der erhofften Befreiung
Rußlands von der Stälin-Herrschaft und vom Kommunismus: Während
Wlassow gegenüber Holmston erklärte, Rußland müsse unmittelbar und
ohne fremden Einfluß eine Demokratie nach den bestimmten Vorstel-
lungen Wlassows werden, sah Holmston dies aufgrund seiner Erfah-
rung, Ausbildung und Kenntnisse als unrealistisch an und befürwortete
eine genau zu befristende Militärregierungsübergangszeit, in deren Ver-
lauf die Weichen für einen geordneten und realistischen Neuaufbau
gestellt werden müßten. Alle diese Gründe zusammen machten deutlich:
Holmston und Wlassow — das waren zwei Welten, die zumindest damals
nicht zusammenfinden konnten.
‘Andrej Wlassow (1900 - 1. 8. 46), ein sowjetischer General, organisierte seit 1942 in
deutscher Gefangenschaft eine antibolschewistische Armee aus russischen Kriegsge-
fangenen und wurde dafür nach Versuchen am Kriegsende, seine Männer zu reiten, von
den Sowjets hingerichtet.)
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