Volltext: Bestandeskatalog

Govaert Flinck (1615-1660) 
Bildnis einer Dame, um 1645-1655 
Öl auf Leinwand 
38 X 71,5 cm (oberer Bildrand gerundet) 
LSK 68.05 
Wie bei dem männlichen Gegenstück fehlt die Bezeichnung. 
Die exzellente Ausführungsqualität in der Modellierung des In- 
carnats und der Seidenstoffe lässt die Zuweisung an den späten 
Govaert Flinck als fraglos erscheinen: Beide Bilder gehören zu 
jen perfekten Leistungen seines späten Stils. Die weichen, aber 
sicher gehandhabten Übergänge zeigen eine souveräne Farbmo- 
dellierung; Glätte und Eleganz sind modisch zeitadäquat. Die 
schönende und zugleich porträtähnliche Wiedergabe macht ver- 
;tändlich, weshalb der Maler in seiner Spätzeit von den Kauf- 
nannsfamilien Amsterdams mit Aufträgen überhäuft wurde. 
Vorbilder für die elegante Haltung der weiblichen Halbfigur 
fand Flinck in der flämischen Malerei, etwa bei Rubens oder van 
Dyck. Die vornehme Distanz, die sich aus der halbzugewandten 
Körperdrehung ergibt, ist vielfach vorgeprägt, insbesondere in 
den Damenbildnissen van Dycks. Von van Dyck übernahm 
Flinck auch die entspannten Hand- und Fingerhaltungen und die 
modische Längung der Handpartien. Die Kleidermode mit dop- 
pelt aufgelegtem Kragen und breiten Ärmeln in zwei Tuchlagen 
st aufwendig gestaltet und folgt der Zeitmode um 1650. 
Die Porträts von Mann und Frau sind in der traditionellen Rei- 
henfolge dargestellt — der Mann links und daher im Lichteinfall 
von seitlich links kantiger modelliert, die Frau frontal ange- 
euchtet — und aufeinander in Grösse, Sitzhöhe und Betrachter- 
abstand abgestimmt. 
Die Körper beider Figuren sind — wie bei entsprechenden Wer- 
xen seit dem 16. Jahrhundert — einander zugedreht, während 
sich die Köpfe und Augen zum Beschauer wenden. Beim Her- 
‚enporträt wirkt dieses Bewegungsmoment selbstverständlich, 
während die Verbindung von Pose und abgewandter Gesichts- 
aaltung etwas Förmliches in die Haltung der Frau bringt. 
Gleichwohl verbinden sich die eingenommene Haltung und der 
eobachtende Gesichtsausdruck zu einer intensiven psychologi- 
schen Charakteristik, in der eine Konzentration auf den prüfen- 
den Blick aus den unregelmässigen Augen stattfindet. C.G
	        

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