Volltext: Bestandeskatalog

Govaert Flinck (1615-1660) 
Bildnis eines Herrn, um 1645—1655 
Öl auf Leinwand 
87,5 X 71,8 cm (oberer Bildrand gerundet) 
LSK 68.04 
Das Gemälde ist in seinem ursprünglichen Format und auf dem 
wohl ebenfalls originalen Keilrahmen erhalten, der in den Run- 
dungen aufwendig konstruiert ist. Dies gilt auch für das als 
Gegenstück erhaltene Damenbildnis, das sich ebenfalls in der 
Liechtensteinischen Staatlichen Kunstsammlung befindet. 
Zine Bezeichnung ist nicht auf dem Werk erhalten, doch recht- 
’ertigen Stil und Ausführungsqualität eine eindeutige Zuwei- 
sung an den Amsterdamer Maler Govaert Flinck. Dessen Por- 
rätwerk ist bisher ungenügend geklärt, insbesondere in bezug 
auf die Zeit ab etwa 1642, in der er unter dem Einfluss von Bar- 
tholomeus van der Helst zu einer glatten Malweise und modi- 
schen Darstellung überging. 
Die traditionelle, abwertende Beurteilung der Spätwerke Govaert 
Flincks geschah im Vergleich zu den von Rembrandt beeinfluss- 
‚en Frühwerken und allgemein zu den Werken der Rembrandt- 
Nachfolge. Doch zeigen gerade die Vaduzer Porträts eine eigen- 
ständige, zwar modisch gefällige, aber psychologisch sehr 
verfeinerte Bildnisauffassung. Die jüngste Restaurierung (1994) 
hat den kühlen Schmelz der Inkarnatfarben und die silbrigen 
Übergänge bei den Stoffpartien, die unter gelbem Galeriefirnis 
verborgen waren, herausgeholt. 
Die Augen des Dargestellten blicken konzentriert, und die 
Mundpartie wirkt entspannt — wie beim Sammeln der Gedanken 
anmittelbar vor dem Sprechen. Der Gestus ist formell, aber die 
üblicherweise beteuernd auf die Brust gelegte Hand ist in den 
Fingern geöffnet und scheint momentan in einer darlegenden 
Bewegung innezuhalten. Die Kleidung — mit schlichtem, klei- 
nem Kragen und kurzem Ärmel — folgt der Regententracht 
der vierziger und fünfziger Jahre. Die gelockt herabfallenden 
‚angen Haare und die Stirnsträhne stehen in der Tradition der 
französischen Kavaliersmode. Die stilistisch nächststehenden 
Werke finden sich in den Gruppenbildern und Einzelporträts der 
vierziger und fünfziger Jahre. In der Porträtauffassung eng ver- 
wandt erscheint das Bildnis des Gerhard Pietersz. Hulft, datiert 
1654, im Amsterdamer Rijksmuseum.? Gemeinsam ist beiden 
Herrenporträts der förmliche, verhaltene Auftritt, die freund- 
‚iche Aufmerksamkeit, aber auch die etwas metallische Glätte 
der Ausführung. C.G 
Vgl. fölgende Seiten. 
Riiksmuseum Amsterdam. Katalog. Amsterdam, 1976, Inv. Nr. A 3103
	        

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