Meindert Hobbema (1638-1709)
Landschaft mit Gehöften und Staffage, um 1665-1668
Öl auf Holz
52,5 X 67 cm
Bez. u. I. (Pinsel in Schwarz): M. Hobbema
LSK 68.08
Der Amsterdamer Maler war mehrere Jahre Gehilfe bei dem
Landschaftsmaler Jacob van Ruisdael gewesen. Dies bezeugte
Ruisdael 1660, zwei Jahre nach dem frühesten, 1658 datierten
Werk Hobbemas. Die Fortdauer einer engen persönlichen Ver-
bindung zwischen beiden Malern, die auch in der Eintragung
Ruisdaels als Trauzeuge bei Hobbemas Hochzeit 1668 doku-
mentiert ist, hat zu Unklarheiten über Hobbemas Selbständig-
keit und den Umfang seines Ateliers geführt. Bereits 1668 über-
nahm Hobbema einen Verwaltungsposten bei der Stadt
Amsterdam, bei dem ihm die Prüfung der Weinfässer und des
Alkoholgehalts der Weine oblag. Der Umfang von Hobbemas
Produktion wurde bisher nicht eindeutig abgegrenzt; fraglich
ist, ob die vielen geringfügig veränderten Wiederholungen sei-
ner typischen Waldlichtungen und Dorflandschaften mit Sand-
strassen und Wassermühlen alle bis 1668 entstanden sind oder
ob es sich bei den schwächeren Versionen um Gehilfenarbeiten
handelt, um Nachahmungen oder um spätere Nebenarbeiten des
Malers selbst. Gegen die letztere Annahme spricht das hohe Ni-
veau der wenigen gesicherten Spätwerke, wie der 1689 datierten
Allee von Middelharnis in der Londoner National Gallery. Auf-
grund der lichten Farbigkeit und eines lockeren, pastosen Farb-
auftrages, der effektvoll und nuancenreich gehandhabt wird.
fügt sich das Gemälde der Liechtensteinischen Staatlichen
Kunstsammlung in die Zeit zwischen 1665 und 1668 ein. Die
Komposition steht in einer langen Reihe ähnlicher, in dunkle
Vordergrundhälfte links und Ferndurchblick rechts geteilter Bil-
der. Sie findet sich bereits in dem 1662 datierten Leinwand-
gemälde des Louvre' und kehrt nächstverwandt in den grossen
Leinwandbildern der Frick Collection in New York? wieder.
Auch die weiche Modellierung der Wolkenpartien spricht für
zine durchgehend einheitliche und völlig eigenhändige Aus-
führung. Im Format und in der Komposition bestehen so enge
Entsprechungen zum Gemälde Landschaft mit Wassermühle
und Staffage (vgl. folgende Seiten), dass auch dieselbe Rah-
nenkonstruktion angenommen werden kann, die im Bezugsbild
eine mehrere Millimeter breite Kante an allen Seiten freistehen
liess. Oder wurde zu dem bereits fertigen vorliegenden Bild ein
in Grösse und Rahmung ausgeglichenes Pendant hinzubestellt,
das aber die hier erst nachträglich vorgenommene Rahmung
schon von Anfang an erhielt? Der technologische Untersu-
chungsbericht des Schweizerischen Instituts für Kunstwissen-
schaft-macht Angaben über «Reste» des dann als ursprünglich
anzunehmenden Randes.} C.G.
Must&e du Louvre, Paris, Inv. Nr. R.F. 1526, 82 X 103 cm.
Frick Collection, New York, datiert 1665, 76 X 110,5 cm.
Restaurierungsbericht des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft, Zürich.
SIK-Nr. 7.407. 22. 6.1993—