Volltext: Bestandeskatalog

von Liechtenstein wurde zum Präsidenten gewählt, Hans 
Rheinberger, Architekt, zum Vizepräsidenten. Der Stif- 
tungsrat schlug der Regierung als Konservator Georg 
Malin vor,® und am 19. Dezember 1968 bestellte ihn die 
Regierung für diese Aufgabe.” 
Ein Beitrag zur Kulturpolitik 
Die erste Etappe auf dem Weg zu einer staatlichen Kunst- 
sammlung in Liechtenstein war damit zurückgelegt. 
Staats- und kulturpolitische Zielsetzungen motivierten 
die Gründer des Institutes bei ihren weiteren Unterneh- 
mungen. Das Bewusstsein, dass im Gebiet eines sehr 
<leinen Staates die wirtschaftliche Kraft schon regional 
(geschweige denn im internationalen Vergleich) gering 
»leiben wird, weil Quantität, Volumen und Masse auf 
dem engen Raum eines kleinstaatlichen Gebildes nur 
reduziert zum Tragen kommen können, dass aber unter 
derartigen Voraussetzungen kulturelle Einsätze, kreative 
Anstrengungen und Engagement für geistige Güter die 
bescheidene materielle Bedeutung des Mikrostaates 
kompensieren können — all das beflügelte die Verant- 
wortlichen in den weiteren Unternehmungen. 
Dieser Weg in einer doch sehr ländlich geprägten Ge- 
gend, ohne urbane Vergangenheit, war indes keineswegs 
risikolos. Doch in Zusammenarbeit mit den Sammlungen 
des Fürsten von Liechtenstein sollte das Land langfristig 
ein eigentliches kulturpolitisches Profil bekommen. Der 
hohe Adel instrumentalisierte schon seit Jahrhunderten 
die Kultur zur Verdeutlichung des eigenen Images. 
Das 160 Quadratkilometer umfassende liechtensteini- 
sche Staatsgebiet ist gross genug, um Standort kultureller 
Güter zu werden, wie sie selbst in weit grösseren Territo- 
:jen nicht anzutreffen sind. Es sollte gelingen, im vor- 
alpinen Raum ein Zentrum von sympathischer kultureller 
Ausstrahlung zu schaffen. Der Gewinn an Reputation 
und Ansehen für Liechtenstein müsste sich in allen Be- 
reichen des gesellschaftlichen Lebens niederschlagen. 
Eine moderne staatliche Gemeinschaft, und sei sie noch 
so klein, ist gerade durch das Museumswesen kulturpoli- 
tisch in die Pflicht genommen. Kunstsammlungen und 
Museen gehören zum Erscheinungsbild eines modernen 
Staatswesens: Kaum eine andere öffentliche Einrichtung 
ist besser dazu geeignet, einer Gesellschaft Identität zu 
verleihen, als kulturelle Institutionen. 
Daraus resultieren im Normalfall wirtschaftliche Vorteile 
für die verschiedenen Erwerbszweige und den Staat 
selbst. Dieser Aspekt ist in Liechtenstein schon recht früh 
in die Überlegungen miteinbezogen worden. 
Öffentliche Sammlungen, deren Bestände ein erkennba- 
res Potential an Kunstgut aufweisen, sich durch Qualität 
auszeichnen und über die notwendige räumliche und 
technische Infrastruktur verfügen, entwickeln eine Eigen- 
dynamik: Mäzene und Galeristen sind immer wieder 
geneigt, Museen und Sammlungen mit Schenkungen und 
Vermächtnissen zu dotieren. Dergestalt kann die Öffent- 
lichkeit im Laufe der Zeit in den Besitz eines beacht- 
lichen Sammelgutes kommen. 
Abgesehen von den kulturellen und geistigen Werten, die 
in Museen vorhanden sind, ist der Handelswert des ein- 
gelagerten Kunstgutes meistens sehr hoch. Im übrigen 
gehört der Handel mit Kulturgütern in den Industriestaa- 
ten zu einem der wirtschaftlich interessantesten und, am 
finanziellen Volumen gemessen, grössten Sektoren der 
Wirtschaft überhaupt. 
Die bildungspolitischen Zielsetzungen der Museen haben 
in diesem Zusammenhang besondere Aktualität. Gerade 
im Zeitalter eines ausgrenzenden Spezialistentums und 
eines linear ausgerichteten Zweckdenkens mit rein dis- 
kursiven Fragestellungen ist die ganzheitliche, viel- 
dimensionale und beziehungsreiche Anlage bildlicher 
Darstellung im Hinblick auf Bildung und Erziehung von 
Bedeutung. Der Reichtum und die Vieldeutigkeit der Zei- 
chen, Symbole und Bilder müssen vermehrt. ins allge- 
meine Bewusstsein gebracht werden. Das kreative und 
kombinatorische Schauen und Denken — sie sind Ge- 
schwister — werden in der Kunsterziehung geübt und ge- 
‘ördert. Hierin liegt für das Schul- und Bildungswesen 
sin grosses Betätigungsfeld. 
Die eingangs geschilderten Anstrengungen weitsichtiger
	        

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