Geschichte. Doch der Balzner schaut nicht nur zu-
rück. Er schaut sich auch um. Heute sieht er neue
Dorfteile, moderne Gebäude von Industrie und Ge-
werbe, Schulen. Es kann vorkommen, dass ein aus-
jändischer Gast das Gemeindehaus von Balzers
für das Verwaltungsgebäude einer Industrie glei-
chen Namens hält. Immerhin leitet Balzers seinen
Namen von einem kaiserlichen Meierhof ab. Das
bedeutendste Industrieunternehmen trägt heute
den Namen des Dorfes. Andernorts nennen sich
Fussballelubs nach Industriebetrieben. Es ist vieles
anders in Balzers.
NEUNTENS
Es lässt sich leben in Balzers. Ausländer und Liech-
‚ensteiner aus anderen Gemeinden haben sich den
Alteingesessenen zugesellt. Der «Fremde» braucht
nicht lange ein Fremder zu bleiben. Wenn er will.
Den halben Weg kommt ihm der Balzner entgegen.
Mehr wäre von einem Alemannen zuviel verlangt.
Selbst wenn er von der Muse geküsst wurde.
Balzner werden ist doch schwer. Auch zwanzig
Jahre Niederlassung sind kein Garantieschein für
die Erlangung des Bürgerrechts. Frauen haben es
leichter. Der Weg über die Heirat ist der einfachste
und billigste. Man lässt es bei der «Brauteinkaufs-
taxe» bewenden. (Für eine liechtensteinische Braut
aus einer anderen Gemeinde zahlt der heirats-
willige Balzner die Hälfte.)
ZEHNTENS
Was hier von den Balznern geschrieben wurde, gilt
auch für die Balznerinnen. In charmanter Erschei-
nungsform natürlich.
ELFTENS
Lokalpatriotismus. Man hört die Stimme und sieht
den Drohfinger. In dieser Schrift scheint er in der
Tat üppige Blüten zu treiben. Ein halbes Buch über
ein Dorf von knapp über 3000 Einwohnern. — Der
Balzner kennt nicht nur sein Dorf. Die Gemeinde-
grenze wird ihm nicht zum Horizont. Dazu liegt sein
Dorf schon zu lange an wichtigen Durchgangs-
strassen. Deshalb wurde «Balzers, unser Dorf»
auch keine Werbeschrift. Was ein Balzner ist, glaubt
sich eine sachliche Dokumentation leisten zu kön-
nen.
ZWÖLFTENS UND LETZTENS
Gar so unrecht hat er damit nicht. Man hat, was
man hat. Der Balzner meint, es sei Einiges. Er lässt
auch andere daran teilhaben. Er ist ein guter Liech-
tensteiner. Als Balzner.
’6