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Vorarlberg zur sogenannten Davoser Gruppe. Sie weisen sich nämlich durch ein Merkmal
ihrer Mundarten als aus dem gleichen Gebiet im Oberwallis stammend aus und
unterscheiden sich dadurch von der anderen Walserkolonie unserer Gegend, der Rhein-
walder Gruppe.
Das Oberwallis lässt sich aufgrund der Aussprache von mittelhochdeutsch <ae>
zweiteilen. Im oberen Teil wird mhd. <ae> zu mundartlichem [2], während das untere
Oberwallis zu [&] verengt.''
Beispiel: schwer, leer (mhd. swaere, laere)
Oberes Oberwallis: [Sw&r], Er]
Unteres Oberwallis: [Swer], [ler]
Da in Triesenberg die geschlossene, verengte Variante auftritt, wird angenommen, dass
die Urheimat der heutigen Triesenberger einst der untere, bzw. westliche Teil des
deutschsprachigen Oberwallis war. Das gleiche gilt für die Davoser und Vorarlberger
Walser, während die graubündnerische Rheinwalder-Kolonie aufgrund der überoffenen
Aussprache des Phonems ursprünglich aus dem oberen Oberwallis stammt.
Als Ausgangslage für die Untersuchung präsentiert sich folgendes Bild:
Die Triesenberger sprechen eine alemannische Mundart, die ursprünglich aus dem
unteren Oberwallis stammt. Alemannische Mundart wird auch im übrigen Liechtenstein
gesprochen. Die Mundarten können aber deutlich voneinander unterschieden werden,
weil ihre Herkunftsgebiete in entgegengesetzten Ecken des alemannischen Sprachraums
liegen. Walsermundarten werden in der Literatur meist als höchstalemannisch
bezeichnet, die Liechtensteiner Mundart wird zum niederalemannischen Dialektgebiet
gezählt. '®
Der Grund, weshalb die Triesenberger, auch nach 700 J ahren in Liechtenstein, noch
immer ihre Walsermundart sprechen, liegt wohl in der Abgeschiedenheit, in welcher die
Gemeinde bis fast ins 20. Jahrhundert lebte.
1 ug]. Zinsli 1968, S. 176f; Bohnenberger 1913, S. 95; Gabriel 1987, S. 20 und 24,
2 vgl. König 1978, S. 138.