2.3. Die Berufs-Art
Auch die Art eines Berufes kann sich auf die Sprache auswirken. Obwohl WOLFENS-
BERGER 1967 in Stäfa (ZH) keinen Einfluss des Berufes auf die Sprachveränderung
ausmachen konnte, scheint sich mehr als 20 Jahre nach seiner Studie die Ausgangslage
verändert zu haben. Man braucht dabei nur an den rasanten Einzug der Technik in die
Arbeitswelt zu denken, der bewirkt hat, dass es heute vermehrt Berufe mit hohen
kommunikativen Anforderungen, enormer Schriftorientiertheit etc. gibt.
Aus diesen Gründen ist es nicht abwegig, zu vermuten, dass Sprecher in ausgeprägt
schrift- und kommunikationsorientierten Berufen mehr Neuerungen in ihren Idiomen
aufweisen als Personen in manuellen, wenig schrift- und kommunikationsorientierten
Berufen.
2.4. Der Berufs-Ort
Für eine Sprachinsel wie Triesenberg spielt der Ort, an dem die Menschen ihrem Erwerb
nachgehen, eine besondere Rolle. Pendler in andere Gemeinden verlassen täglich ihr
eigenes Mundartgebiet und kommen intensiv mit fremden Mundarten in Kontakt. Jeder
Triesenberger, der im Tal arbeitet, hört nicht nur andere Mundarten, sondern ist auch
gezwungen, mit Sprechern dieser Mundarten zu kommunizieren, so dass ein Einfluss auf
die Sprache angenommen werden darf. Pendler/innen aus Triesenberg sollten deshalb
stärker dazu neigen, Veränderungen in ihre Mundart aufzunehmen als Nicht-Pendler/in-
nen.®
2.5. Die Hypothesen im Überblick
junge Triesenberger/innen produzieren mehr sprachliche Neuerungen als
ältere Triesenberger/innen.
Cd a
Triesenbergerinnen sprechen anders als Triesenberger. Frauen und Männer
neigen in unterschiedlichem Ausmass zur Übernahme von Neuerungen.
8 vo]. Mattheier 1983, S. 1464f.