Das Alter der Sprecher ist entscheidend.
Die Auswertung nach den Sozialfaktoren hat ergeben, dass der Faktor Alter die
dominierende Variable für den Sprachwandel in Triesenberg ist. Je jünger die
Sprecher sind, desto mehr Neuerungen haben sie angenommen.
Vor Beginn der Studie musste angenommen werden, dass für eine Sprachinsel
neben dem Alter noch andere Faktoren von Bedeutung im Sprachwandelprozess
sind, vor allem diejenigen Faktoren, welche Kontakt zu anderen Sprachen
bedeuten (Berufs-Art und Berufs-Ort). Das Ergebnis zeigt aber, dass die
Hypothesen 2, 3 und 4 nicht verifiziert werden können. Die Sprachveränderun-
gen haben alle Informanten, deren Zeitpunkt des primären Spracherwerbs in die
schnellebige, von grossen und rasanten Entwicklungen gekennzeichnete zweite
Hälfte des 20.Jahrhunderts gefallen ist, gleich getroffen. Sie trafen alle
Informanten derselben Generation und zwar ungeachtet der Art des Berufs, den
sie ausüben, ungeachtet des Orts, wo sie den Beruf ausüben und ungeachtet ob
es sich um Männer oder Frauen handelt. Die Neuerungsangaben in Prozent
zeigen, wie gering hier die Unterschiede zwischen den verglichenen Gruppen sind
und durch die statistische Auswertung können sie mit erhöhter Wahrscheinlich-
keit als zufällig erkannt werden. Als Zufall muss deshalb auch interpretiert
werden, dass entgegen den Hypothesen, die Pendler und die Kommunikativen oft
basismundartlicher sprachen als die Nicht-Pendler bzw. die Manuellen.
Bei Kombination von je zwei Sozialfaktoren konnten zum Teil interessante
Beobachtungen gemacht werden. Umfassendere Studien müssten prüfen, ob die
festgestellten Tendenzen verifizierbar, d.h. auf die Gesamtpopulation
übertragbar, sind. Die Tendenzen sind:
Junge Frauen neuern mehr als junge Männer.
Junge Manuelle neuern mehr als junge Kommunikative.
Manuelle Frauen neuern mehr als kommunikative Frauen.
Nicht-pendelnde Frauen neuern mehr als pendelnde Frauen.
Manuelle Frauen neuern mehr als manuelle Männer.
Kommunikative Männer neuern mehr als kommunikative Frauen.
Kommunikative Nicht-Pendler neuern mehr als kommunikative Pendler.
Nicht-pendelnde Frauen neuern mehr als nicht-pendelnde Männer.
Manuelle Pendler neuern mehr als kommunikative Pendler.