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4. Das Adjektiv
Eines der interessantesten Phänomene in der Mundart von Triesenberg ist zweifellos
der Gebrauch des Adjektivs. Das Auftreten von Flexionsendungen bei Adjektiven in
prädikativer Stellung (M 14) und die Umlautbildung beim flektierten Adjektiv im
Femininum Singular und Neutrum Plural (M 7) sind typische Kennzeichen der Walser-
mundart von Triesenberg. Bisher wurde diesen Erscheinungen in der Literatur zuwenig
Beachtung geschenkt. Die Korpusanalyse konnte beispielsweise zeigen, dass das
Spektrum der Flexionsendungen beim prädikativen Adjektiv breiter ist, als es
E.GABRIEL und A.GASSNER angeben. Auch der Zusammenhang zwischen beiden Phäno-
menen, die Abhängigkeit des Umlauts von der Flexionsendung und die nicht bestehende
Abhängigkeit der Flexionsendung vom Umlaut, wurde zu wenig deutlich gemacht, da
wohl auch zu wenig untersucht.
Es soll hier, nicht zuletzt wegen des drohenden Verschwindens dieser Adjektiv-
merkmale, versucht werden, einige Einzelaspekte der Wandelvorgänge beider Merkmale
zu beleuchten.
Die Korpusanalyse hat ergeben, dass sowohl bei M 7 als auch beim Merkmal 14 nicht
alle Genera und Numeri gleich stark vom Wandel betroffen sind.
4.1. Das prädikative Adjektiv”°
Im Korpus ist jedes dritte prädikative Adjektiv im Maskulinum Singular flektiert,
während im Maskulinum Plural nur jedes 58-te eine Endung aufweist. Für alle Genera
und Numeri zeigt das Korpus folgende Verhältnisse:
Genus/Numerus
Mask.Sg.
Fem.5Sg.
Neutr.Sg.
Mask.Pl.
Fem.Pl.
Neutr.Pl.
Flektiert
33 %
28 %
5 3%
(58 von 174
(65 von 232)
(6 von 108)
1,75 (2 von 116)
8 % (23 von 290)
6 (15 von 232)
Obwohl die Belegzahl zu gering ist, um repräsentativ zu sein, lässt sich mit der
S gl. Kapitel 11.2.2.2."S."24 und Kapitel 1Vi3:2...