Jahre vor, während und nach der Synode 72 in Chur
Synode 72 in Chur
Die Synode 72 hat sich im Voraus mehrere bedeutsame Ziele gesteckt.
Zwei davon seien hier zitiert:
— «[...] Die Synode will die Beschlüsse und Impulse des [Zweiten
Vatikanischen] Konzils aufnehmen, unsern Verhältnissen entspre-
chend verwirklichen und weiterentwickeln.»?
— «Die Synode will die Mitverantwortung aller in Kirche und Welt
fördern. Darum sind alle, Priester, Ordensleute und Laien, zum
Mitberaten, Mitarbeiten und Mitbeten aufgefordert. Dieses ge-
meinsame Suchen nach einer prospektiven Bewältigung der Pro-
bleme soll mithelfen, die Kirche als glaubwürdig und bedeutsam
auch für die Zukunft zu erweisen.»*
Parlamentarischer Betrieb
Die Synode in Chur bestand aus 164 Mitgliedern, zur Hälfte aus Pries-
tern und Ordensleuten einerseits und andererseits aus Laien verschiede-
nen Alters und Geschlechts sowie aus Vertretern der Gastarbeiter; sie
alle waren an keine Weisungen gebunden. Vertreter anderer Kirchen
nahmen mit beratender Stimme an den Plenarversammlungen teil. Diese
waren öffentlich, die Beratungen über die zwölf Vorlagen, die «in engs-
tem Kontakt mit der Öffentlichkeit erstellt» wurden, erfolgten nach par-
lamentarischem Muster: Zu jeder Vorlage fanden in jedem Fall mindes-
tens zwei Lesungen statt. Für die Annahme einer Sachvorlage in der
Schlussabstimmung war die Zweidrittelmehrheit der anwesenden Syno-
dalen erforderlich. Dank elektronischer Stimmabgabe war das Abstim-
mungsergebnis schnell erfasst. Für Eingaben von Einzelpersonen oder
Gruppen ausserhalb der Synode bestand ein Petitionsrecht.
3 Konferenz der Bischofsdelegierten Synode 1972 (Hrsg.): Synode 72. Vorbereitung.
Konzeption, 0. O. Dezember 1971 (11 S.), 5. 3 f.
4 A.a.0.,5. 4.
5 Alle Synodalen hatten an ihrem Platz drei verschiedenfarbige Knöpfe vor sich; wenn
ich mich richtig erinnere, Grün für ein Ja, Gelb für Enthaltung und Rot für ein
Nein. Der elektrische Kabelsalat war entsprechend gross!
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