Das urchristliche Kirchenbild erneuert
Franz Näscher
I. Rückbesinnung im 20. Jahrhundert
Von der Erneuerung des urchristlichen Kirchenbildes war die katholi-
sche Kirche im 20. Jahrhundert weitgehend geprägt. Eine Rückbesin-
nung auf das Frühchristentum geschah während Jahrzehnten durch die
liturgische Bewegung. Schliesslich kam es zum Zweiten Vatikanischen
Konzil. Als dieses eröffnet wurde, war die Pfarrkirche von Schellenberg
bereits geplant und im Bau. Sie ist darum für unser Land und darüber
hinaus ein einmaliges Zeugnis für jene Zeit. Dr. Georg Malin hat die
innere Gestaltung ausgeführt; die liturgische Bewegung mit der Rückbe-
sinnung auf das Frühchristentum war für ihn dabei entscheidend.
Die Liturgische Bewegung
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil
hat die liturgische Bewegung besonders in Deutschland, Österreich,
Frankreich und Belgien das Ziel verfolgt, die Bedeutung der Liturgie der
katholischen Kirche zu vertiefen. Anlass dazu gab Papst Pius X., der 1903
von der tätigen Teilnahme (participatio actuosa) sprach und den häufige-
ren Empfang der heiligen Kommunion nahelegte. Ein belgischer Bene-
diktinermönch machte die Bewegung 1909 durch seine Rede beim Ka-
tholikentag in Mecheln bekannt. Federführend waren vor allem die Be-
nediktinerabteien Solesmes in Frankreich sowie Beuron und Maria Laach
in Deutschland. Dort kam es zur Herausgabe von Volksmessbüchern,
nach den Namen der Verfasser Bomm und Schott benannt. Bekannt sind
bis heute auch die Namen Odo Casel, Pius Parsch, Klemens Tilmann, Jo-
sef Andreas Jungmann und Romano Guardini. Guardini schuf 1918 mit
seinem Werk «Vom Geist der Liturgie» eine programmatische Zusam-
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