ihm ist problematisch, dass er seine Auffassung und Definition von Diskurs nicht klar
eingegrenzt und immer wieder abgewandelt hat. Sein Ausgangspunkt findet sich in der
Wissenschaftsgeschichte, wo er versucht hat, die undefinierten Regeln historischer
Wissensproduktion herauszuarbeiten. Er konzentrierte sich zum Beispiel auf die Regeln,
die sowohl Naturgeschichtler, Ökonomen als auch Grammatiker benutzten, um ihre
Theorien zu formulieren, ohne selber zu wissen wie diese Regeln lauten und ohne sie
definiert zu haben.!4
Das Konzept kommt vor allem in seinem Werk „Archäologie des Wissens“ zum Vorschein.
Foucault nahm als Ausgangspunkt seiner Überlegungen Kritik am etablierten Umgang der
Geschichtswissenschaft mit dem Quellenmaterial. So sei der Versuch, einfach die
Vergangenheit aus den Quellen zu rekonstruieren, die Quellen als eine Spur zur Wahrheit
zu betrachten, ungenügend. Man müsse die Quelle in den Zusammenhang des
überlieferten Materials stellen. Foucault redete dabei von einer diskursiven Formation:
„wenn eine bestimmte Anzahl von Äusserungen in einem ähnlichen System der Streuung
beschrieben werden kann, und wenn sich für die Gegenstände des Diskurses eine
gewisse Regelmässigkeit feststellen lässt.“!>
Foucault nennt vier Formationsregeln, welche die Bedingungen sind, nach denen die
Elemente des Diskurses angeordnet sind. Es geht bei diesen Regeln um Möglichkeiten
den Diskurs zu individualisieren, kenntlich zu machen, und ihn als Gegenstand benennbar
und beschreibbar zu machen. Als erstes fragt er nach den sozialen und institutionellen
Zusammenhängen in denen die Aussagen auftauchen. Ebenso sucht er nach den
Instanzen, welche den Diskurs abgrenzen und nach Mustern, nach denen Elemente des
Diskurses kategorisiert werden. Zweitens geht es um das Subjekt, welches die Aussagen
macht. Wer kann oder darf sich zu einem Gegenstand äussern? An welchem Ort redet das
Subjekt? Wie positioniert es sich zu den Gegenständen des Diskurses? Drittens geht es
um die Organisation von Aussagen. Handelt es sich bei den Äusserungen um
Verallgemeinerungen, Spezifizierungen, Erzählungen oder Anderes? Viertens sucht man
nach den Strategien, die einen Diskurs kohärent machen. Dabei lassen sich Brüche
feststellen, insofern zwei Äusserungstypen auftauchen, die sich nicht in eine Folge
einordnen lassen. Oder man stellt Strategien fest, die es einem Diskurs ermöglichen sich
Nachbardiskursen anzuschliessen. Damit stellt sich auch die Frage nach dem Verhältnis
14 Landwehr: Historische Diskursanalyse, S. 65-67.
15 Ebd., S. 68.