Sitzgesellschaften betreffen, nicht eben sehr zimperlich zu sein pflegt, durfte die
Regierung mit einer Akzeptierung der vorgebrachten Gründe von vornherein rechnen. “80
Das waren seltene Anschuldigungen. Finanzpolitische Aspekte waren generell teil der
Budget- oder Steuerdebatten, aber nie in den Diskussionen um das PGR. Ebenso die
starke oppositionelle Haltung gegenüber der Regierung war ungewohnt. Der
Regierungswechsel verschärfte wahrscheinlich den Konflikt und liess Streitthemen, die
normalerweise beim Budget geführt wurden, in das PGR einfliessen. Es war
ungewöhnlich, dass sich von der FBP niemand dazu äusserte. Man wollte offensichtlich
das Problem nicht vertiefen. Man ging ohne Meldung direkt über zu den drei
Abstimmungen, welche alle mit acht Ja-Stimmen der FBP und sieben Enthaltungen der
VU endeten.
5.3.2 Die Interpellation von 1977
Am 11 Mai 1977 kam eine Interpellation von vier Abgeordneten zur Behandlung in den
Landtag. Sie betraf das Gesellschaftswesen und die Bankengesetzgebung. Beteiligt
waren je zwei Leute von beiden Parteien: der ehemalige Regierungschef und damaliger
Landtagspräsident Gerard Batliner, Fraktionssprecher der FBP Peter Marxer,
Fraktionssprecher der VU Herbert Kindle und Johann Beck. Herbert Kindle und Gerard
Batliner bezogen Stellung zur Interpellation. Kindle erklärte die Interpellation. Es gehe um
die Frage: „wie wir einer Zersetzung unseres Gesellschaftswesens durch allzu krasse
Missbräuche wirksam entgegentreten können. Der Hinweis auf Missbräuche zumal von
aussen trifft lediglich das Symptom. Schwerwiegende Symptome sind denn auch die
bedauerlichen Vorfälle der letzten Zeit.“81 Er drückte sich vorsichtig aus. Des weiteren
stelle sich die Frage, wie man durch Mängel und Lücken in den Gesetzen Missbrauch
Vorschub leiste. Danach verwies er auf das starke Wachstum des Gesellschaftswesen
nach dem Zweiten Weltkrieg und dem damit verbundenen Risiko. Dazu ergänzte er: „Wir
haben im Prinzip allen Grund, ohne falschen Stolz für unser Gesellschaftswesen
einzustehen. Doch es geht nun um das wohlverstandene Eigeninteresse auf längere
Sicht, um den Mut zur Grenze und zur Begrenzung. “82
Landtagspräsident Gerard Batliner betonte in seiner Stellungnahme als Mitunterzeichner
zuerst die Verbesserungen des Gesellschaftsrechts 1963, die internationale
80 | tp vom 11.7.74, S. 325-326.
81 Ltp vom 11.5.77, S. 62.
82 Ltp vom 11.5.77, S. 63.
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