nicht nach meiner, sondern nach Auffassung einiger Herren der Kollegen der Bürgerpartei - sein Haus bar
aus dem Hosensack bezahlen. Der Vergleich hinkt nicht, denn es ist in der Schweiz und selbst in den
reichsten schweizerischen Kantonen eine Selbstverständlichkeit, dass eine ausserordentliche Rechnung im
Prinzip auch ausserordentlich finanziert werden muss. Es war in diesem Staat doch eben das Symptom der
aussergewöhnlichen Ueberflüsse, dass über beide Rechnungen hinaus noch Spargelder angelegt werden
konnten. Das war eine ungewöhnliche, abnormale Situation. “#89
Kindle antwortete und verteidigte danach weiter gegen die Anfragen und Kritiken von Ernst
Büchel und Peter Marxer. Seine Ausführungen zeigten seine Kompetenzen in
Wirtschaftsfragen. Man argumentierte weiter über den Zweckpessimismus der FBP und
das vorsichtige Budgetierung. Peter Marxer verteidigte diese Finanzpolitik:
„Das ist eine Art und Weise der Budgetierung gewesen, die wir alle gebilligt haben und billigen mussten, weil
wir von einem Jahr zum andern nicht wussten, wie hoch die unsicheren Quellen, wie Gesellschaftssteuern
und Briefmarken, anstiegen oder ob sie (insbesondere die Briefmarken) einen scharfen Rückgang machen
würden. “490
Kindle stimmte zu, verwies neben den neuen wirtschaftlichen Anforderungen bei der
Bevölkerung, der Bedarfsinflation, vor allem auf die Argumentation der FBP, wo man vor
allem die zukünftige Ausgaben betont hatte, um die Einschätzung der Landesfinanzen
relativieren zu können. Dazu verwies er auf den Finanzplan, der diese Ausgaben ordnen
und bewältigen werde. Die Debatte endete mit den Votum von Franz Beck für einen
Finanzplan von der Regierung. Der Regierungschef stimmte zu, betonte aber stark die
Unwägbarkeiten eines Planes. *91
Die weitere Behandlung der Rechnung blieb grösstenteils unumstritten. Peter Marxer
erklärte am Ende im Namen seiner Fraktion die Zustimmung, betonte aber, man werde
weiterhin eine kritische Haltung einnehmen.492
Die Rechnung blieb umstritten. Die Ausgaben waren wieder unverhältnismässig stark
gestiegen, führte Regierungschef Hilbe 1972 aus. Die Mehreinnahmen konnten das nicht
kompensieren. Er sprach trotzdem von einer ‚gesunden Finanzlage‘, da die Ausgaben der
%9 | tp vom 23.9.71, S. 346.
490 Ltp vom 23.9.71, S. 350.
491 Ltp vom 23.9.71, S. 347-353.
492 |tp vom 23.9.71, S. 353-385.
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