sind dies externe Ausschliessungsprozeduren, interne Kontrollmechanismen und die
Verknappung der sprechenden Subjekte.?!
Die Relation zwischen Macht und Diskurs charakterisiert er weder als identisch noch
kausal, in dem Sinne, dass das eine für das andere, oder umgekehrt, verantwortlich wäre.
Sie bedingen sich gegenseitig: Diskurs setzt Macht voraus, zugleich produziert es auch
Machtbeziehungen. Als ambivalente Eigenschaft von Diskursen nennt Foucault deren
Fähigkeit zu verändern und zu bewahren. Einerseits stellen sie Unterscheidungskriterien
zur Verfügung, die das Normale von Abweichenden trennen und damit Ordnung
herstellen, und andererseits sind Diskurse auch immer unkontrollierbar und haben die
potentiell grenzenlose Möglichkeit, Wissen und Wahrheit zu produzieren.??
Was lässt sich aus diesen Theorien für diese Arbeit verwenden? Basierend auf den
Korpus der Landtagsprotokolle in den Bereichen Steuern, Rechtsanwälte, PGR, Budget
und Rechnung sollen in den jeweiligen Sparten Diskussions- und Sprechstrukturen
herausgearbeitet und im Zeitraum von 1950 bis 1980 verglichen werden. Damit übernimmt
diese Arbeit zur Hauptsache die Position Foucaults. Im Sinne der Positivität werden solche
Strukturen präsupponiert. In Anlehnung an die vier Formationsregeln soll anhand der
Protokolle zu den öffentlichen Sitzungen solche Strukturen herausgearbeitet und in ihrer
Entwicklung und Individualisierung dargestellt werden. Es stellen sich zum Beispiel Fragen
zum Einfluss der Geschäftsordnung des Landtags auf die Debatten, zur Rolle des
Landtagspräsidenten als Moderator und gleichzeitiges Parteimitglied, zum Einfluss vom
Mehrheitsverhältnis auf die Diskussion. Speziell wird sich die Arbeit auch auf
Kontrollmechanismen konzentrieren. Sowohl die Geschäftsordnung, die Verfassung, der
Fraktionszwang aber auch die Bildung von Kommissionen und die Motivenberichte
strukturierten, reglementierten und disziplinierten die Diskussionen.
Es lässt sich weiter Fragen, welche Themen die Debatten überdauerten und welche
verschwanden. Wie diskutierte man das Personen- und Gesellschaftsrecht, welches im
Ausland umstritten war? Welche Personen äusserten sich zu welchem Thema? Welche
Auffassungen beziehungsweise Entwürfe von Realität waren umstritten? Solche Fragen
stehen im Mittelpunkt. Die Arbeit beschränkt sich auf die Protokolle der öffentlichen
Sitzungen. Damit verliert man Möglichkeiten für Vergleiche zu anderen Unterlagen,
gewinnt aber zusätzliche Einsicht über gesellschaftliche Bedingungen des Landtages.
21 Landwehr: Historische Diskursanalyse, S. 73.
22 Ebd., S. 73-74.