3 Stand der Forschung und theoretische Grundlagen
Dieses Kapitel dient der Aufarbeitung der bereits vorhandenen Forschungserkenntnisse und Pra-
xiserfahrungen im Bereich der Holakratie. Erkenntnisse, explizit im Bereich der Holakratie, sind
inexistent. Diesbezüglich wird auf die Forschungserkenntnisse im Bereich der evolutionären Orga-
nisationen zurückgegriffen. Zudem werden in diesem Kapitel die der Arbeit zugrundeliegenden The-
orien erläutert.
3.1 Evolutionäre Organisationen
Bereits vor über 20 Jahren argumentierten Karst K. und Segler T. (1996), dass die bestehenden
Organisationsansätze nicht ausreichen, um der sich wandelnden Umwelt gerecht zu werden (Karst
& Segler, 1996, S. 73). Erst im 21. Jahrhundert sind daraus Konzepte entstanden, welche Ansätze
für den Umgang mit dem schnellen komplexen Wandel gefunden haben (Saheb, 2016). Frederic
Laloux befasst sich im Jahre 2015 intensiv mit der Entstehung neuer Organisationsmodelle und setzt
diese in den direkten Zusammenhang mit verschiedenen Weltsichten der Menschheit. Das Werk
von Frederic Laloux «Reinventing Organizations» gilt mittlerweile als Grundlage für den fundamen-
talen Wandel traditioneller Organisationsformen.
In der Geschichte lassen sich vier Weltsichten erkennen, welche zu Anpassungen der Zusammen-
arbeit geführt haben. Sie haben es der Menschheit erlaubt, komplexere Problemen zu lösen und
Ergebnisse in nie dagewesenem Ausmass zu erreichen (Laloux, 2015, S. 53). Auf Basis der beste-
henden Weltbilder bildeten sich bisher folgende vier Typen von Organisationen (Laloux, 2015, S.
36):
Tribale impulsive Organisationen: Machtausübung durch einen autoritären Anführer um gehor-
sam der Untergebenen zu sichern. Der Zusammenhalt der Organisation wird durch Angst gefördert
und hat einen eher reaktiven, kurzfristigen Charakter. Beispiele in der heutigen Gesellschaft sind
kriminelle Organisationen wie die Mafia oder Strassen Gangs (Laloux, 2015, S. 36).
Traditionelle konformistische Organisationen: Kontrolle erfolgt von oben nach unten innerhalb
einer stark formalisierten hierarchischen Pyramide. Die Stabilität der Organisation steht im Fokus
und wird durch exakte Prozesse gewährleistet. Die Standhaltung der Vergangenheit gilt als Zukunft.
Beispiele in der heutigen Gesellschaft sind Organisationen wie die katholische Kirche, die meisten
Regierungsbehörden oder das Militär (Laloux, 2015, S. 36).
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