Volltext: Nachbar Ständestaat

Vogelsang bezog im Konflikt zwischen Austrofaschismus und Nationalsozialismus deutlich 
Stellung für letzteren. 
Doch neben den überzeugten Nationalsozialisten, die innerhalb des Heimatdienstes agierten, ist 
ferner davon auszugehen, dass die offensichtliche Schwäche des austrofaschistischen Regimes 
die Zuwendung hin zum Nationalsozialismus begünstigte. Dennoch blieb die Orientierung am 
austrofaschistischen „Ständestaat‘“ für den stándestaatlichen Aufbau im Heimatdienst und im 
Heimatdienstflügel der Vaterländischen Union weiterhin bestehen. Somit ist letztlich für die 
Haltung des Heimatdienstes und dessen Exponenten in der Vaterländischen Union bezüglich 
des Austrofaschismus festzuhalten, dass die Bewegung im Allgemeinen vielmehr zum 
Nationalsozialismus hin ausgerichtet war. Doch in Bezug auf den Ständestaat, der zentralen 
Forderung, mit welcher die Bewegung die politische Bühne Liechtensteins betrat, wirkte der 
Austrofaschismus sowohl als massgebende Orientierungsgrösse wie auch als Ideengeber für 
den Liechtensteiner Heimatdienst. 
Betreffend der Christlich-sozialen Volkspartei wurde dargelegt, dass diese Partei sich in ihrem 
Parteiorgan am wenigsten explizit mit dem neuen Herrschaftssystem in Österreich und mit der 
Frage befasste, inwiefern dieses für Liechtenstein als Vorbild dienen könnte. Für die 
Volkspartei blieb die Schweiz die massgebende Grösse für Liechtenstein. Sie stand sowohl für 
Demokratie als auch Parteienwettbewerb ein, weshalb sie mehrmals deutliche Absagen an 
Vorstellungen eines autoritären Ständestaats in Liechtenstein bekundete. Folglich begegnete 
die Partei dem autoritären Kurs, den Österreich zunehmend einschlug, kritisch-distanziert. Die 
als autoritär wahrgenommenen Tendenzen der Bürgerpartei stiessen hingegen bei der Volks- 
partei mit aller Deutlichkeit auf Ablehnung. Einzig in Bezug auf den ôsterreichisch- 
nationalsozialistischen Konflikt ist zu sehen, wie sich die Liechtensteiner Nachrichten 
befürwortend für ein unabhängiges Österreich äusserten und sich das Blatt auch deutlich gegen 
den Nationalsozialismus aussprach. Dennoch gab man im selbigen Parteiorgan auch NS- 
befürwortenden Stimmen Raum, von denen sich die Redaktion zwar distanzierte, aber ebenfalls 
bekundete, dass sie sich aufgrund ihrer demokratischen Gesinnung bemüssigt sehe, auch diesen 
Meinungen eine Plattform zu bieten. 
Aus politischem Kalkül kooperierte die Volkspartei schliesslich mit dem Heimatdienst, womit 
im Zusammenhang mit der Ständestaats- und Proporzinitiative auch vage befürwortende 
Aussagen betreffend der ständischen Ordnung folgten. Doch mit dem primären Fokus der Partei 
auf die Einführung des Proporzes sind diese nur als Lippenbekenntnisse zu werten, um die 
Kräfte des Heimatdienstes für die eigenen Ziele einzuspannen. Die Volkspartei war eine Partei 
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