Volltext: Nachbar Ständestaat

ständestaatliches Programm ein. Die Ähnlichkeit mit dem Heimatdienst zwang diesen dazu, 
sich in einem Artikel zu äussern, dass man ganz unabhängig von Jung Liechtenstein sei.’ 
Der Heimatbund forderte in seinem neuen Programm unter anderem die „Revision der 
Verfassung und Gesetzgebung im Sinne der christlich-nationalen Volksgemeinschaft unter 
Ausschluss der Parteien und nach Weisungen der Encyklika Papst Pius XL*P! Mit der 
Beschwórung einer ,Erneuerung des Volks- und Staatslebens im Sinne der christlich- 
nationalen Volksgemeinschaft^'?? lassen sich deutliche Ähnlichkeiten zu den autoritáren 
Bewegungen in den umliegenden Ländern ausmachen. In Bezug auf Österreich ist zunächst zu 
erwähnen, dass Geiger darauf hinweist, wie sehr der Anlass der ersten „Bundestagung“ von 
Jung Liechtenstein den politischen Aufmárschen in Osterreich glich.?? Für die Heimwehren 
galten solche Aufmársche als probates Mittel, um die eigene Stárke zu demonstrieren.!?^ Ferner 
findet sich in den Mitteilungen des Heimatbundes die Losung: ,Alle hinein in die 
vaterlándische Front!^!?? Mit derselben Parole warb man ab dem Mai 1933 in Österreich für 
den Eintritt in die Vaterlàndische Front. Dies dürfte dem ,Bundesobmann* des 
Heimatbundes Franz Beck nicht entgangen sein, war er doch Angestellter bei der 
ósterreichischen Bahn." Deren Generaldirektor hatte es als selbstverstándliche Pflicht aller 
Angestellten bezeichnet, dass sie der Vaterlàándischen Front beitreten.? So ist davon 
auszugehen, dass sich bei Jung Liechtenstein auch gewisse Ansátze des stándischen Umbaus in 
Ósterreich wiederfinden. Doch es sollten keine weiteren Mitteilungen des Heimatbundes , Jung 
Liechtenstein" erscheinen, der neuerliche Schwung des Heimatbundes ebbte wieder ab. Im 
Angesicht des Werbens des Heimatdienstes um die Jugend griff die Bürgerpartei im Sommer 
1935 auf den Heimatbund zurück und reorganisierte ihn unter Führung Pfarrer Frommelts 
wieder zu einer regierungsloyalen Jungmánnerorganisation mit dem neuen Bundesobmann 
Alban Kaiser!’ Der frühere Obmann Franz Beck wandte sich dagegen dem 
Nationalsozialismus zu, wobei nach Geiger auch hierfür Becks Kontakte über die 
ósterreichische Bahn prágend waren.”° 
  
199 [ HD, 4.11.1933, S. 2. 
1?! Mitteilungen des Heimatbundes ,,Jung Liechtenstein", 28.10.1933, S. 2. 
1°? Ebd., S. 3. 
193 Geiger, Krisenzeit 1, S. 327. 
194 Gôtsch, Die Vorarlberger Heimwehr, S. 29. 
195 Mitteilungen des Heimatbundes Jung Liechtenstein“, 28.10.1933, S. 1. 
196 Bärnthaler, Die Vaterländische Front, S. 16 — 19. 
197 Geiger, Krisenzeit 1, S. 325. 
198 Bärnthaler, Die Vaterländische Front, S. 25. 
1? Geiger, Krisenzeit 1, S. 328. 
200 Geiger, Krisenzeit 2, S. 191. 
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