Regime mittels Propaganda und wirtschaftlichen Massnahmen mit dem letztlichen Ziel des
„Anschlusses“ Österreichs.®!
Das faschistische Italien war von Beginn an Förderer des politischen Umbruchs in Österreich
und agierte als dessen aussenpolitischer Protektor.° Doch mit dem Angriff auf Abessinien im
Herbst 1935 und den Sanktionen des Völkerbundes gegen Italien vollzog sich eine zunehmende
Annäherung Italiens an das Deutsche Reich. Damit drängte Mussolini auch die österreichische
Regierung zu einer Normalisierung der Beziehungen mit Deutschland, was 1936 schliesslich
im Juliabkommen resultierte.° Dieses Abkommen hatte eine fortwährende Durchdringung des
austrofaschistischen ,,Ständestaats“ durch das Deutsche Reich zur Folge und bildete
schliesslich „den Ausgangspunkt und die Basis zur Durchführung der NS-Machtübernahme in
Österreich im März 1938.“ %
3. Die politische Landschaft Liechtensteins in den Dreissigerjahren
3.1 Dominanz der Bürgerpartei — Schwäche der Volkspartei
Die ersten liechtensteinischen Parteien konstituierten sich 1918. Zunächst gründete sich Anfang
1918 die Christlich-soziale Volkspartei um den Rechtsanwalt Wilhelm Beck und dessen
Anhänger.® Das Profil der Partei zeichnete sich durch eine Orientierung an der Schweiz sowie
durch eine liberalere, demokratischere und sozialere Ausrichtung im Vergleich zur
Fortschrittlichen Bürgerpartei aus. Dennoch ist sie weltanschaulich der Familie der katholisch-
konservativen Parteien zuzuordnen.® Erfolgreich agierte die Volkspartei als Treiberin für die
Einführung der neuen, demokratischeren Verfassung Liechtensteins von 1921 und der
Anlehnung Liechtensteins an die Schweiz. Mit Professor Gustav Schädler als Regierungschef
hatte sie von 1922 bis 1928 die Regierungsverantwortung inne.°”
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Doch nach den Erfolgen sollte die Volkspartei am sogenannten Sparkassaskandal® scheitern.
Für die Affäre wurde die Partei politisch verantwortlich gemacht, da zum einen der
$! 'Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 501.
$ Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Aussenpolitik, S. 326 — 330.
$5 'Tálos, Das austrofaschistische Herrschaftssystem, S. 498 — 499.
$1 Stuhlpfarrer, Austrofaschistische Aussenpolitik, S. 333 — 334.
$5 Geiger, Krisenzeit 1, S. 61.
$6 Ebd., S. 65.
$7 Brunhart / Geiger / Quaderer, Wilhelm Beck, S. 93 — 96.
$8 Von 1926 bis 1928 veruntreute der Verwalter der Spar- und Leihkasse des Fürstentums Liechtenstein Franz
Thóny zusammen mit dem Volksparteiobmann Anton Walser und zwei weiteren Kaufleuten Gelder der Bank für
verschiedenste verlustreiche Spekulationsgescháfte. Der Betrugskomplex flog im Juni 1928 zwar auf, wurde
jedoch zu einer schweren finanziellen Belastung für Liechtenstein, da das Land mit Staatsgarantie für die Bank
bürgte. Für die Sanierung der Bank musste Liechtenstein 1,8 Mio. CHF aufwenden, was zwei Jahresbudgets
entsprach. Büchel, Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein 2, S. 887.
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