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te aus Bad Ragaz, Künstlerkollegen sowie Prominen
te wie der Transatlantikflieger Lincoln Ellsworth, der
Kräuterpfarrer Johann Künzle oder schweizerische
Bundesräte zu den Besuchern der Schlosswirtschaft.
Gutenberg - die kulturelle Hochburg der
Region
Nach der Eröffnung der Gastwirtschaft 1920 entwi
ckelte sich die Burg Gutenberg in den folgenden Jah
ren zu einem kulturellen Zentrum der Region. Neben
zahlreichen Konzerten fanden Lesungen und Vorträge
statt. Einen Höhepunkt stellten die Aufführungen des
Oben: Rund 200 Mitglieder des Schweizerischen Burgenvereins
besichtigten auf ihrer Burgenfahrt durchs Rheintal im Mai 1930
auch Gutenberg.
Unten: Die im Winter 1932 ausgegrabenen Gutenberger Votiv
statuetten.
Freilichtspiels «Der letzte Gutenberger» des Dichters
und Publizisten Karl Josef Minst aus Triesen über den
Sommer 1925 dar, bei dem rund 70 Laien-Schauspie-
lerinnen und -Schauspieler aus der Balzner Bevölke
rung mitwirkten.
Zudem wurde die Burg zu einem beliebten Ausflugs
ziel für verschiedene Delegationen, Verbände und
Vereine. Zahlreich waren die Besuche von politischen
Vertretern aus dem Ausland, verschiedenen Berufs
verbänden und Vereinen, so z. B. die schweizerische
Zolltarifkommission mit Bundesrat Motta, die Verei
nigung zur Erhaltung deutscher Burgen, die Arbeits
gemeinschaft für Volksbildung am Bodensee oder die
Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte.
Bis zur Schliessung des Gastbetriebs 1937 wurden
rund 50 Konzerte auf Gutenberg gegeben. So wech
selten sich die Musikvereine von Balzers, Triesen, Trie-
senberg, Vaduz, Schaan, Azmoos, Trübbach, Sargans,
Wangs, Flums, die Stadtmusik Chur und auch ver
schiedene Gesangvereine gegenseitig ab.
Sensationelle archäologische Funde auf
Gutenberg
Mit dem Wiederaufbau der Burg Gutenberg Anfang
des 20. Jahrhunderts begann auch die archäologische
Erforschung des Burghügels und seiner Umgebung.
Nach etlichen Entdeckungen von Einzelfunden aus ur-
und frühgeschichtlicher sowie römischer und mittelal
terlicher Zeit veranlasste Egon Rheinberger zwischen
1930 und 1933 mehrere Grabungen am Burghügel. Er
zog Adolf Hild, den Konservator des Bregenzer Lan
desmuseums, als Ausgrabungsleiter bei. Bei den Arbei
ten wirkten auch die drei Söhne Rheinbergers mit.
Während einer Grabung am südöstlichen Hang des
Burghügels entdeckten sie 1932 ein Ensemble aus
zehn eisenzeitlich gegossenen Bronzefiguren - die
später zu Weltberühmtheit gelangten Votivstatuetten.
1934 fand einer der Söhne bei einer Sondierung ein
jungsteinzeitliches Gefäss der Rössener Kultur. Es ist
der bisher älteste Fund am Burghügel [5. Jahrtausend
vor Christus).
An mehreren Tagungen und Vorträgen auf Gutenberg
wurden in den 1930er-Jahren die neuen Funde einem
Fachpublikum aus ganz Europa nähergebracht, was
den Burghügel Gutenberg zu einer international be
kannten prähistorischen Stätte werden liess.