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Markus Burgmeier
Wohnstätte, Gaststätte, Spielstätte, Fundstätte:
Die Burg Gutenberg im 20. Jahrhundert
Im vergangenen Jahr realisierte das Balzner Kultur
zentrum Alter Pfarrhof die Ausstellung « <Man ist in’s
Mittelalter versetzt...). Burg Gutenberg - Unbekann
tes, Wiederentdecktes, Erstaunliches aus den letzten
100 Jahren». Neue Forschungsergebnisse sowie wieder
entdeckte zeitgenössische Quellen [Dokumente, Ob
jekte, Bilder, Filme] ermöglichten dabei neue Einblicke
in das heben auf der Burg seit dem Wiederaufbau am
Anfang des 20. Jahrhunderts.
Der folgende Beitrag ist zum einen ein verkürzter
Rückblick auf die Sonderausstellung im Alten Pfarr
hof. Zum anderen soll er die vergangenen 100 Jahre
des Balzner Wahrzeichens noch einmal ins Gedächtnis
rücken.
Auferstanden aus Ruinen: Der Wiederaufbau
1905-1912
Nachdem die Burg Gutenberg nicht mehr bewohnt
war, zerfiel sie im Verlaufe des 18. Jahrhunderts zu
einer Ruine. Die «Rettung» kam 1905, als der Vadu-
zer Bildhauer und Architekt Egon Rheinberger [1870-
1936] die Burgruine Gutenberg kaufte und sie in den
kommenden Jahren nach eigenen Plänen zum heuti
gen Erscheinungsbild ausbaute.
Postkarte zur Schhsswirtschaft Gutenberg, gestaltet von Egon
Rheinberger, 1920er-Jahre.
Beim Wiederaufbau orientierte sich Rheinberger am
ursprünglichen Grundriss. Er liess die noch vorhan
denen Gebäudereste nach seinen Vorstellungen einer
mittelalterlichen Festung aufstocken und ausbauen.
Der nördliche Teil der Anlage wurde als Rosengarten
und Kapelle mit «Kaplaneihaus» gänzlich neu errichtet.
In einem Brief vom 23. Januar 1914 an seinen Cousin,
Prof. Ferdinand Nigg, schreibt er über den Wieder
aufbau: «Wir waren letztes Jahr Ins Mitte Oktober auf
Gutenberg und ziehen auch dieses Jahr nach Ostern
wieder hinauf. Trotz manchen Unbequemlichkeiten,
wohnt es sich ganz gut dort. Kanonikus Büchel schreibt
gegenwärtig an einer Geschichte von Gutenberg für
unsem Historischen Verein. Die Burg hat scheint’s
eine sehr bewegte Vergangenheit hinter sich, wie wenige
Burgen im Rheintal, und zum Schlüsse wird sie von
mir so malträtiert. Heuer habe ich vor an der Kapelle
weiter zu bauen, das heisst einen Boden, Decke und
Stühle anzubringen. Es wäre was Reizendes eine schlichte
Burgkapelle mit echten Paramenten einrichten zu können.
Wegen Ankauf eines Altars Inn ich in Unterhandlung mit
einem Händler in Nürnberg, glaube aber kaum, dass wir
einig werden.... Den Schreiner denke ich selbst zu machen
und benötige nur 3 Figuren und etwa ein Baldachin.
Die Wände der Kapelle werde ich nur weiss tünchen,
die gewölbte Holzdecke hingegen vielleicht rot und blau
fassen und den Boden mit gewöhnlichen Ziegeln belegen.»
[Kanonikus-Frommelt-Stiftung]