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Das langjährige Personal der Poststelle Balzers im Jubiläumsjahr
2017: Ralf Wohlwend (Leiter), Amalies Schwengeler-Davatz und
Margrith Rothmund.
Eine andere Idee der Kreispostdirektion war 1974 die
Schaffung einer Postfachanlage bei der Mariahilfkapelle
in Mäls. 35 Sie umfasste 168 Postfächer für die rund 30
neuen Häuser im Brüel und weitere 60 Haushaltungen
in den Gebieten Mariahilf, Böngerta und Gärten. Die
Hauszustellung nicht eingeschriebener Sendungen soll
te wegfallen. Nach heftigen Protesten - «das Volk sei all
gemein empört» und «gemäss Bundesrat habe jeder das
Recht auf eine einmalige Postzustellung pro Tag» - und
einer Unterschriftensammlung blies die Post das Vorha
ben ab.
Die Einführung der 42-Stunden-Woche im Jahr 1986
bedeutete das Ende der zweimaligen Postzustellung.
1994 wurde in Balzers die Hausnummerierung nach
Strassen eingeführt. Vorher verfügte jedes Haus - und
damit gewissermassen die Menschen, die dort wohnten
- über Einmaligkeit und eine eigene Identifikation.
Veränderte Welt - veränderte Post
Die Veränderungen der Post Balzers seit den 1990er-Jah-
ren hat die ehemalige Balzner Posthalterin Hedy
Jung-Schädler in den «Balzner Neujahrsblättern» 2007
beschrieben. 36 Die Entwicklung führte zur Auflösung
des Postvertrags mit der Schweiz auf Januar 1999
und zur Gründung der Liechtensteinischen Post AG
mit einem Betriebszentrum in Schaan. Die klassische
Dorfpost, in der sämtliche postalischen Aufgaben er
ledigt wurden, verschwand. In der Schweiz ist dieser
Prozess, verbunden mit der Schliessung von Poststellen
in Dörfern und Randregionen, neuen Postagenturen
[in Liechtenstein «Postpartner»], Zusatznutzung der
Postschalter für den Verkauf von allerlei Waren und
völlig neuen Aufgabenfeldern für Postboten, ein heftig
diskutiertes Thema. Wie in der Schweiz werden auch
in Liechtenstein heute nicht mehr 100 Prozent der
Haushalte bedient, was vor noch nicht allzu langer Zeit
undenkbar gewesen ist.
Die Liechtensteiner Post startete 2017 in ihr 200-Jahr-
Jubiläum als ein Unternehmen mit 9 Poststellen, 3 Post
partnern und 386 Angestellten, 25,2 Millionen verarbei
teten Briefen und 1,2 Millionen Paketen, 6,7 Millionen
zugestellten Werbesendungen, 6,9 Millionen Zeitungen,
607’000 Einzahlungen an den Postschaltern, 753’000
Kundenfrequenzen auf den Poststellen und bei den
Postpartnern, 700’000 gefahrenen Kilometern, 2’600
bedienten Postfächern und 17’200 Haushalten. 37 Davon
befanden sich 1’827 in der Gemeinde Balzers, die bei
der Schaffung der Briefsammelstelle im fürchterlichen
Krisen- und Hungerjahr 1817 3S etwa 125 Wohnhäu
ser gezählt hatte. 39 Die Balzner Briefsammelstelle der
Post hatte damals [1817] vielleicht 300 Sendungen im
Monat spediert. 40
Literatur- und Quellenhinweise [Auswahl]:
Für Informationen und private Fotos dankbar bin ich Sophie Büchel,
Flelga Büchel-Bürzle, Magdalena Bürzle-Brunhart, Andrea Eber-
le-Kranz, Gina Gabathuler-Büchel, Toni Gstöhl, Fledy Jung-Schäd-
ler, Barbara La Penta, Marion Leal, Ruth Müller, Silvia-Nigg-Näf,
Alexa Schlegel-Meier, Ewald Vogt, Remo Vogt sowie Wolfgang
Strunk, Gustav Gstöhl und Peter Wiedemeier (Liechtensteinische
Post AG].
• Archiv der Liechtensteinischen Post AG, Schaan
• Archiv des Museums für Kommunikation, Bern / Köniz
• Gemeindearchiv Balzers [GAB]
• Liechtensteinisches Landesarchiv, Vaduz (LI LA]
• Büchel, Donat: Post. In: Historisches Lexikon des Fürsten
tums Liechtenstein. Bd. 2, Zürich/Vaduz 2013, S. 721-723.
• Bauer, Karl-Heinz: Poststelle 9496 Balzers. In: RLS-Mittei-
lungen, Nr. 2, 2017, S. 69-70.
• Gelb bewegt. Die schweizerische Post ab 1960. Hrsg. Die
Schweizerische Post. Basel 2011.
• Hassler, Hermann: Philatelie. In: Historisches Lexikon des
Fürstentums Liechtenstein. Bd. 2, Zürich/Vaduz 2013,
S. 707-709.
• Herzog, Mirko: Aus der Postgeschichte Liechtensteins. Die
Gründung der k. k. Briefsammelstelle Balzers. In: Bausteine
zur liechtensteinischen Geschichte. Hrsg, von Arthur Brun
hart. Bd. 3, Zürich 1999, S. 303-346.