Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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Stelle unterhalb der Trübbachmündung, während 
Fahrverlegungen in anderen gefällsarmen Flusstälern 
des Alpenvorlandes wegen der Schwankungen des 
Flusslaufes keine Seltenheit waren. Offensichtlich 
haben der unverrückbare Prallhang des Schollbergs 
im Zusammenwirken mit den Geschiebeablagerungen 
des Trübbachdeltas eine feste Ortslage geschaffen, auf 
die sich das Fahr stützen konnte. 17 Hier befand sich 
auch eine Anlegestelle für die Flösse, die von Chur 
nach Rheineck geführt wurden, und eine Flusszollstät 
te, erstmals erwähnt 1489. 18 In der Folge siedelten sich 
am Fahr auch die bereits erwähnte Sust [Warenablage 
mit Umschlagplatz, liechtensteinisch «Zuschg»] sowie 
Gasthöfe und weitere Häuser an. 19 
Das Fahr besass als sog. Wagenfahr wie alle grösseren 
Fähren sowohl einen Weidling als Personenschiff als 
auch einen grösseren Nauen mit einer Ladebrücke, 
auf der Fuhrwerke und Grossvieh übergesetzt werden 
konnten. Soweit ersichtlich, wurde die Wagenfähre 
zwischen den Ufern bis ins 19. Jahrhundert gerudert 
oder gestachelt; erst nach der Rheinkorrektion wird 
1869 ein Fährseil erwähnt, das wahrscheinlich zur 
Wagenfähre gehörte. 20 Zum Übersetzen des Personen 
schiffs wurde offenbar spätestens im frühen 19. Jahr 
hundert ein Fährseil eingerichtet, an dem der Fähr 
mann das Boot über den Fluss zog [vgl. Abb. 3]. 21 
Rheinkorrektion, Eisenbahnbau und die erste 
Brücke Mäls-Trübbach (1871-1972) 
Mit der Eröffnung der modernen Rheintalstrasse 
1821 22 begann sich der Verkehr immer mehr auf die 
Schweizer Seite des Tals zu verlagern, und auf liech 
tensteinischer Seite wuchs das Interesse an einem fes 
ten Rheinübergang. «Grossräumig betrachtet, bestand 
das grösste Interesse an einer Brücke bei Balzers. [...] 
Damit wäre für den Verkehr aus Österreich nicht nur 
die Möglichkeit geschaffen worden, die Luziensteig 
zu umgehen, sondern auch eine optimale Verbindung 
in Richtung Walenstadt entstanden.» Bereits 1843/44 
unternahm Liechtenstein deshalb mit österreichischer 
Unterstützung einen entsprechenden Vorstoss bei der 
St. Galler Regierung. Dieser scheiterte jedoch an der 
starken Opposition im Bezirk Werdenberg, wo man 
nachteilige Auswirkungen auf den eigenen Verkehr 
[das heisst wahrscheinlich eine Verkehrsverlagerung 
auf das rechte Rheinufer] befürchtete. 23 
1858 wurde die Eisenbahnlinie Chur-Rheineck er 
öffnet, und Balzers erhielt mit dem Bahnhof im be 
nachbarten Trübbach Anschluss an das entstehende 
europäische Eisenbahnnetz. Vorerst blieb aber die 
Rheinfähre die einzige Verbindung zwischen den 
Ufern. «Wenn der [liechtensteinisch-österreichische] 
Zollvertrag von 1852, mit dem sich die Balzner nie 
recht befreunden konnten, eher hindernd auf den Ver 
kehr der Fähre gewirkt hatte, so war durch den Bau der 
Rheintallinie der SBB der Gedanke eines Brückenbau 
es gefördert worden. Dazu kam, dass Balzers wegen 
der Entfernung von Österreich und den Nachbaror 
ten im Land eh und je auf eine Verbindung mit der 
Schweiz angewiesen war. Sie bestand lange Zeit durch 
das Rodfuhrwerk über den Luziensteig. Der Fuhrver- 
kehr verlor aber mit dem Bahnbau seine Bedeutung, 
und erst recht, als auch die Arlbergbahn fast zur glei 
chen Zeit [1872] den Anschluss nach Buchs fand. Die 
Gründung neuer Industrien in den [achtzehnhundert] 
sechziger Jahren, die Verlagerung des Verkehrs u. a. m. 
brachten Balzers in schwierige finanzielle Situationen. 
[...] Möglichkeiten boten sich für Saisonarbeiter in der 
Schweiz oder in den neu gegründeten Textilunterneh 
men in der Nachbarschaft». 24 
1866 entstand mit der Weberei in Azmoos linksufrig 
ein Industriebetrieb, der zahlreichen Balznern Arbeits 
plätze bot. Als dann wenig rheinabwärts zwischen 
Vaduz und Sevelen eine Rheinbrücke geplant wurde, 
bildete sich 1868 auch in Balzers ein Komitee, das den 
Bau einer Rheinbrücke vorantrieb. Verzögert durch 
einen Einbruch des Rheins im Jahr 1868, wurde das 
Projekt 1870 gesichert und im folgenden Jahr ausge 
führt. 
Die Kosten des Bauwerks betrugen 25'100 Franken. 
Die Gemeinde Wartau erbrachte einen Drittel; davon 
sollten 4'000 Franken aus freiwilligen Beiträgen flies- 
sen. Balzers verpflichtete sich, zwei Drittel der Baulast 
zu tragen, erhielt aber einen Landesbeitrag von 10'000 
Franken, eine landesfürstliche Spende von 2'500 Fran 
ken sowie 3'300 Beiträge von Dritten; darunter be 
fanden sich auch namhafte Beiträge aus Triesen und 
Triesenberg, was insgesamt das weit ausgreifende Inte 
resse am Brückenbau von Balzers unterstreicht. 25 Die 
Lage der Brücke entsprach dementsprechend der Lage 
des Fahrs nach der Rheinkorrektion; sie war bestimmt 
durch die bestehenden Zufahrten und bildete den kür 
zesten Weg zum Bahnhof und nach Sargans.
	        

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