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Die Wiederherstellung der alten Schollbergstrasse
Die alte Schollbergstrasse verlor ihre Bedeutung ab
Durchgangsstrasse, nachdem 1821 am Fuss des Scholl-
bergs die neue Rheintabtrasse eröffnet worden war Le
diglich die ab Bewirtschaftungswege genutzten Zufahrten
von Vild und Obertrübbach blieben weitgehend intakt.
Auf den restlichen Strassenflächen sammelte sich Hang
schutt an, der stellenwebe dichten Beumchs trug. Ein
zelne Runsen zerschnitten das Trassee oder schütteten
Schwemmkegel auf. Die trocken gemauerten Stützmau
ern zerfielen vielfach, und die gemörtelte Stützmauer der
Hohwand verlor ihre Brüstung. Schliesslich zerstörten
ausgedehnte Steinbrüche und die Ausbrucharbeiten für
die Reduit-Festung Schollberg vielerorts das Strassentras-
see.
Es bt dem Sarganserländer Lehrer Josef Bärtsch und sei
nem Geschichtsbewusstsein zu verdanken, dass die alte
Schollbergstrasse dem Vergessen entrissen wurde und nun
durchgehend wiederhergestellt wird. Unterstützt durch
den Werdenberger Lokalhistoriker Otto Ackermann
hat er hartnäckig dafür geworben, die bedeutungsvolle
Strasse wiederherzustellen. Der Wdrtauer Gemeindeprä
sident Beat Tinner hat schliesslich 2009 das Projekt an
die Hand genommen, sein Amtskollege Jörg Tanner aus
Sargans hat es 2017 vollendet.
Es gibt jetzt ein neues Wandererlebnis zwbchen Sargans
und Trübbach und ein neues Band zwbchen Sarganser-
land und Werdenberg: Wie von einem Balkon überschaut
man von der hohen Stützmauer der alten Strasse die
Sarganser Au und blickt hinüber zum Pizol, gegen Bad
Ragaz und in die Bündner Herrschaft.. Steil geht es dann
aufwärts zum Scheitelpunkt, wo wir auf einer ehemaligen
Ausweichstelle einen Picknickplatz aufgeschüttet haben.
Auf dem schwebenden Stahlsteg überquert man dann
bequem die Steilwand eines früheren Steinbruchs. Dann
kann man in einen lauschigen Waldweg eintauchen, der
von Bunkern der einstigen Festung Schollberg gesäumt
wird. Tief unten liegen Kantonsstrasse, Ebenbahn und
Autobahn, Rhein und Saarkanal, Wiesen und Felder.
Die Geschichte hat dieser Schlüssebtelle des Rheintab
unübersehbare Spuren aufgeprägt..
Wo einst, die so genannte «kleine Hohwand» die Erbauer
der ersten Schollbergstrasse herausforderte, entstand seit
dem 19. Jahrhundert, durch fortgesetzte Steinbruchtätig
keit eine schroffe Lücke im Strassentrassee. Diese wurde
durch einen beleuchteten Tunnel durch die Felswand
und einen Wanderweg durch das Steinbruchgelände
geschlossen. Mit dem Abschluss der Arbeiten im Stein
bruck bt die Alte Schollbergstrasse wieder durchgehend
begehbar. Bereits bt sie ab öffentlicher Weg in den Stras-
senplan der Gemeinden aufgenommen und durch die
St. Goller Wanderwege mit den bekannten gelben Weg
weisern ausgeschildert.. An ihren Zugängen informieren
Orientierungstafeln bei Vild und Obertrübbach über
Baugeschichte und Restaurierung des Bauwerks, dessen
Bedeutung für den Rheinübergang bei Balzers nicht, zu
unterschätzen ist. 6
Felsbarriere des Schollbergs dürfte ein wirksames Ver
kehrshindernis geblieben sein, bis die Passage in den
Jahren 1490-92 mit einem weitgehend aus dem anste
henden Fels gebrochenen und mit zahlreichen Stütz
mauern ausgebauten Fahrweg geöffnet wurde. 4 Indem
diese die steile Umgehung des Maziferchopfs über
Matug ersetzte und die zu überwindende Höhendiffe
renz um rund 200 Höhenmeter verringerte, entstand
erstmals eine verkehrstaugliche fahrbare Verbindung
zwischen Sargans und dem linksufrigen Alpenrheintal
unterhalb des Schollbergs. Dementsprechend hat sich
sich im Mittelalter auch keine linksufrige Transport
organisation gebildet, die sich auf lokale Fuhrdienste
gestützt hätte. In den Quellen erscheinen nach der
Öffnung der Strasse als wichtigste Benutzer im Fern
verkehr die Fuhrleute von Rheineck, die den linksrhei
nischen Warentransport rheinaufwärts durchführten. 5
Nach dem Bau der Schollbergstrasse entwickelte sich
die linksufrige Strasse zu einer brauchbaren Alterna
tive zur rechtsufrigen, ohne dieser den Rang abzulau
fen - trotz Bemühungen der eidgenössischen Seite,
den Verkehr durch ihr Herrschaftsgebiet zu leiten. Ein
Indiz dafür ist, dass die Gemeinde Ragaz ab 1517 in
ihrer [primär an der Route Zürich-Chur gelegenen]
Sust eine Gebühr für Transitgüter erheben durften, die
über den Schollberg gingen. Diese dürften nach dem
Bau der Tardisbrücke bei Landquart 1529 noch zuge
nommen haben. 7 Da sich die rechtsufrige Strasse auch
nicht immer im besten Zustand befand, 8 ist es zumin
dest möglich, dass bei schlechten Strassenverhältnis-
sen, aber auch in politisch unsicheren Zeiten von der
rechts- auf die linksufrige Strasse ausgewichen wurde. 9
Umgekehrt drohten die Rheinecker Fuhrleute gele
gentlich bei schlechtem Zustand der Schollbergstrasse,