Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2018) (2018)

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Die Wiederherstellung der alten Schollbergstrasse 
Die alte Schollbergstrasse verlor ihre Bedeutung ab 
Durchgangsstrasse, nachdem 1821 am Fuss des Scholl- 
bergs die neue Rheintabtrasse eröffnet worden war Le 
diglich die ab Bewirtschaftungswege genutzten Zufahrten 
von Vild und Obertrübbach blieben weitgehend intakt. 
Auf den restlichen Strassenflächen sammelte sich Hang 
schutt an, der stellenwebe dichten Beumchs trug. Ein 
zelne Runsen zerschnitten das Trassee oder schütteten 
Schwemmkegel auf. Die trocken gemauerten Stützmau 
ern zerfielen vielfach, und die gemörtelte Stützmauer der 
Hohwand verlor ihre Brüstung. Schliesslich zerstörten 
ausgedehnte Steinbrüche und die Ausbrucharbeiten für 
die Reduit-Festung Schollberg vielerorts das Strassentras- 
see. 
Es bt dem Sarganserländer Lehrer Josef Bärtsch und sei 
nem Geschichtsbewusstsein zu verdanken, dass die alte 
Schollbergstrasse dem Vergessen entrissen wurde und nun 
durchgehend wiederhergestellt wird. Unterstützt durch 
den Werdenberger Lokalhistoriker Otto Ackermann 
hat er hartnäckig dafür geworben, die bedeutungsvolle 
Strasse wiederherzustellen. Der Wdrtauer Gemeindeprä 
sident Beat Tinner hat schliesslich 2009 das Projekt an 
die Hand genommen, sein Amtskollege Jörg Tanner aus 
Sargans hat es 2017 vollendet. 
Es gibt jetzt ein neues Wandererlebnis zwbchen Sargans 
und Trübbach und ein neues Band zwbchen Sarganser- 
land und Werdenberg: Wie von einem Balkon überschaut 
man von der hohen Stützmauer der alten Strasse die 
Sarganser Au und blickt hinüber zum Pizol, gegen Bad 
Ragaz und in die Bündner Herrschaft.. Steil geht es dann 
aufwärts zum Scheitelpunkt, wo wir auf einer ehemaligen 
Ausweichstelle einen Picknickplatz aufgeschüttet haben. 
Auf dem schwebenden Stahlsteg überquert man dann 
bequem die Steilwand eines früheren Steinbruchs. Dann 
kann man in einen lauschigen Waldweg eintauchen, der 
von Bunkern der einstigen Festung Schollberg gesäumt 
wird. Tief unten liegen Kantonsstrasse, Ebenbahn und 
Autobahn, Rhein und Saarkanal, Wiesen und Felder. 
Die Geschichte hat dieser Schlüssebtelle des Rheintab 
unübersehbare Spuren aufgeprägt.. 
Wo einst, die so genannte «kleine Hohwand» die Erbauer 
der ersten Schollbergstrasse herausforderte, entstand seit 
dem 19. Jahrhundert, durch fortgesetzte Steinbruchtätig 
keit eine schroffe Lücke im Strassentrassee. Diese wurde 
durch einen beleuchteten Tunnel durch die Felswand 
und einen Wanderweg durch das Steinbruchgelände 
geschlossen. Mit dem Abschluss der Arbeiten im Stein 
bruck bt die Alte Schollbergstrasse wieder durchgehend 
begehbar. Bereits bt sie ab öffentlicher Weg in den Stras- 
senplan der Gemeinden aufgenommen und durch die 
St. Goller Wanderwege mit den bekannten gelben Weg 
weisern ausgeschildert.. An ihren Zugängen informieren 
Orientierungstafeln bei Vild und Obertrübbach über 
Baugeschichte und Restaurierung des Bauwerks, dessen 
Bedeutung für den Rheinübergang bei Balzers nicht, zu 
unterschätzen ist. 6 
Felsbarriere des Schollbergs dürfte ein wirksames Ver 
kehrshindernis geblieben sein, bis die Passage in den 
Jahren 1490-92 mit einem weitgehend aus dem anste 
henden Fels gebrochenen und mit zahlreichen Stütz 
mauern ausgebauten Fahrweg geöffnet wurde. 4 Indem 
diese die steile Umgehung des Maziferchopfs über 
Matug ersetzte und die zu überwindende Höhendiffe 
renz um rund 200 Höhenmeter verringerte, entstand 
erstmals eine verkehrstaugliche fahrbare Verbindung 
zwischen Sargans und dem linksufrigen Alpenrheintal 
unterhalb des Schollbergs. Dementsprechend hat sich 
sich im Mittelalter auch keine linksufrige Transport 
organisation gebildet, die sich auf lokale Fuhrdienste 
gestützt hätte. In den Quellen erscheinen nach der 
Öffnung der Strasse als wichtigste Benutzer im Fern 
verkehr die Fuhrleute von Rheineck, die den linksrhei 
nischen Warentransport rheinaufwärts durchführten. 5 
Nach dem Bau der Schollbergstrasse entwickelte sich 
die linksufrige Strasse zu einer brauchbaren Alterna 
tive zur rechtsufrigen, ohne dieser den Rang abzulau 
fen - trotz Bemühungen der eidgenössischen Seite, 
den Verkehr durch ihr Herrschaftsgebiet zu leiten. Ein 
Indiz dafür ist, dass die Gemeinde Ragaz ab 1517 in 
ihrer [primär an der Route Zürich-Chur gelegenen] 
Sust eine Gebühr für Transitgüter erheben durften, die 
über den Schollberg gingen. Diese dürften nach dem 
Bau der Tardisbrücke bei Landquart 1529 noch zuge 
nommen haben. 7 Da sich die rechtsufrige Strasse auch 
nicht immer im besten Zustand befand, 8 ist es zumin 
dest möglich, dass bei schlechten Strassenverhältnis- 
sen, aber auch in politisch unsicheren Zeiten von der 
rechts- auf die linksufrige Strasse ausgewichen wurde. 9 
Umgekehrt drohten die Rheinecker Fuhrleute gele 
gentlich bei schlechtem Zustand der Schollbergstrasse,
	        

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