Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2017) (2017)

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Rheinseite - kamen in den Seitengewässern noch im 
19. Jahrhundert etwa 25 verschiedene Fischarten vor. 
In den 1980er-Jahren waren es nur noch vier, denn 
praktisch alle Gewässer des Talraums waren verändert 
worden und die einzige Mündung, jene des Binnenka 
nals in Ruggell, hing in der Luft und war unpassierbar. 
Durch die Korrektur wurde der Alpenrhein selbst den 
Bachforellen, Stromern, Seeforellen, Äschen, Nasen 
und vielen weiteren Fischarten als Laich- und Brutge 
biet genommen. Er fliesst zu schnell, es finden sich 
kaum mehr ruhige Bereiche, die für Jungfische oder 
strömungsmeidende Fischarten geeignet wären. Dank 
der Revitalisierung der Binnenkanalmündung, ihrer ni 
veaugleichen Anbindung an den Alpenrhein und weite 
rer Revitalisierungen können heute etwa 18 verschiede 
ne Fischarten im Gewässersystem gezählt werden. Die 
meisten von ihnen sind selten. Fischökologisch gesehen 
ist der Alpenrhein in einem schlechten Zustand, wie 
den Untersuchungsergebnissen des letzten Monitorings 
zu entnehmen ist. 
Die Fischfauna war und ist nur ein Teil des einstigen 
Ökosystems Alpenrhein, wenn auch der am besten be 
schriebene. Die Auwälder und Riedlandschaften boten 
Lebensraum für zahlreiche weitere Tier- und Pflanzen 
arten. Die Feuchtgebiete waren reich an Insekten, die 
wiederum die Nahrungsgrundlage für Vögel, Kleinsäu 
ger und Amphibien bildeten. Prächtige Libellen gingen 
über den Wasserflächen und entlang der Auenvegeta- 
tion auf die Jagd. Auch weitere gewässerbrütende In 
sektenarten kamen in grosser Zahl und Vielfalt vor und 
bildeten eine wichtige Nahrungsgrundlage. Der Al 
penrhein schuf immer wieder offene Bodenstellen für 
bodenbrütende Wildbienen und andere Insektenarten. 
Heute sind viele von ihnen selten oder gar verschwun 
den, was sich auch auf unsere Fische, Vögel, Fledermäu 
se oder Amphibien auswirkt. Zahlreiche Vogelarten, 
wie Pirol, Eisvogel, Gebirgsstelze oder Flussregenpfeifer 
bewohnten die ausgedehnten Auwälder, die einst den 
Alpenrhein säumten. Heute sind sie selten geworden. 
In den Hinterwässern und Altarmen fanden Gelbbauch 
unken, Erdkröten und verschiedene Froscharten ideale 
Laichgebiete. Auch sie gelten heute als gefährdet, und 
der Laubfrosch, einst ein typischer Auwaldbewohner, 
ist bei uns sogar ausgestorben. 
Zwischen Balzers und der Mündung des Alpenrheins 
in den Bodensee gibt es heute keine natürlichen Ufer 
mehr, der Fluss stösst direkt an den Blockwurf. Die 
Verbindung zwischen Land- und Wasserlebensräumen 
Abb. 5: Die Äsche, eine strömungsliebende Fischart, war im 
19. Jahrhundert eine häufige Rheinbewohnerin. 
Abb. 6: Der Eisvogel, ein typischer Auwaldbewohner 
fehlt, die artenreichen Saumbiotope sind verschwun 
den und mit ihnen ein Stück Biodiversität. Von der 
einstigen Lebensraumvielfalt am Alpenrhein zeugen 
heute nur noch Relikte wie einige ehemalige Auwäl 
der, welche allerdings nicht mehr mit dem Fluss in Ver 
bindung stehen und dadurch ihre Dynamik eingebüsst 
haben, oder die föhrenbestandenen Trockenauen im 
Gebiet «Fora-Entamoos-Neugrüt». Die Balzner 
Giessen werden heute nicht mehr vom Grundwasser 
gespeist, sondern vom Oberflächenwasser des Rheins, 
das über eine Rohrleitung vom Ellhorn bis ins Äule- 
häg geführt wird. Nur ihr Verlauf ist der gleiche wie 
damals. 
Durch eine Aufweitung des Flussraums können neue 
Biotope geschaffen und vorhandene Lebensräume auf 
gewertet und vernetzt werden. Die kleinen Gewässer 
entlang des Dammfusses bringen einige Amphibien-
	        

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