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heute eine Dimension an, die einer landwirtschaftli
chen Volldüngung in der Zeit des Zweiten Weltkriegs
entspricht. Damit geschehen unheimliche Dinge
auch in den schützenswerten Lagen. Wie von Geis
terhand verschwinden Arten [vgl. die verschollenen
Orchideen im Gebiet]. Das Überleben vieler bedroh
ter Tier- und Pflanzenarten, die dort Zuflucht gefun
den hatten, ist nicht mehr garantiert. Das Aussterben
findet schleichend statt. Es ist offensichtlich, dass
wenige Arten dank der Düngung deutlich schneller
wachsen, während der Mehrheit der Arten das Licht
ausgeht. Und ohne Licht ist pflanzliches Wachstum
nicht möglich. Damit ist der Stickstoffeintrag eine
der grössten Gefahren für die biologische Vielfalt.
Die Stickstoffreduzierung muss deshalb an der Quel
le erfolgen [weiterführende Links zum Thema: www.
bafu.admin.ch/ magazin2014-2-03].
Weitere Probleme mit der Intensiv-Landwirtschaft
Dem Gebietskenner fällt - wie bereits oben erwähnt
- die zunehmende Überdüngung der offenen Grün
landflächen in den letzten Jahrzehnten auf. War noch
in den 1950er-Jahren der Raum zwischen der Land
strasse Triesen-Balzers und dem Hangfuss der Mit
tagspitze durchgehend eine bunte Blumenwiese, so ist
seither die stete Düngung der einst schütteren Halb
trockenrasen bis weit in den verzahnten Wald-Wiesen
bereich vorgestossen. Um 1990 muss auch im Unter
suchungsgebiet flächig im Balzner Teil Dünger ein
gebracht worden sein. Seither dürfte hier nicht mehr
direkt gedüngt worden sein. Aber über die Luftver
frachtung findet eine stete Stickstoffanreicherung
statt. Sie setzt den letzten Halbtrockenrasen im Gebiet
zu, was sich mit zunehmend wüchsigeren Fettwiesen
anzeigern indikatorisch offenbart.
Die auch auf den Öko-Vertragsflächen erlaubte
Herbstweide erweist sich als desaströs, weil hier in
Standweide die Rinder bei schlechtem Wetter die
Vegetationsdecke massiv beeinträchtigen und die Flä
chen zu Suhlen degradieren lassen. Die Standweide,
gar mit Zufütterung vor Ort auf den bereits abge
grasten Flächen, darf so nicht mehr weiter betrieben
werden. Sie widerspricht dem mit der Subvention
verbundenen Erhaltungsziel.
Im Jahr 1978 schickte die Regierung einen Bericht zur
Abänderung der Zone der geförderten landwirtschaft
lichen Aussiedlungsgebiete in die Vernehmlassung,
weil zwei konkrete Aussiedlungsvorhaben ausserhalb
Oben: Viehtritt in der Mageruhese 2015.
Mitte: Die Grasnarbe der Magerwiesen wurde durch die intensi
ve herbstliche Standweide 2013 zerstört.
Unten: Grenzstein Balzers-Triesen.