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Alois Büchel ab Ulrich von Ramschwag (Mitte rechts) und Besuch des Freiherren Ludwig von Brandis.
Emma Wolfnger (Mitte links) als Roswitha.
Gesangs- und Musikeinlagen verschönern den lebhaften
Betrieb in diesem Kriegslager des Mittelalters,» 18 Sogar
die schweizerische National-Zeitung verkündete:
«Was da vom tatenlustigen Sängerbund Balzers geboten
wird, übertrifft alle Erwartungen.» 19
Die farbenfrohen, mittelalterlichen Kostüme sowie die
Waffen und Pferde, welche die Zuschauerinnen und
Zuschauer mitten ins kriegerische Treiben des späten
15. Jahrhunderts versetzen sollten, fanden angeblich
besonderen Gefallen beim Publikum. 20
Sicherlich war dieses idyllische Bild auch dem mittel
alterlichen Innenhof der Burg als Kulisse zu verdanken.
So schrieben die Liechtensteiner Nachrichten:
«Die Bahner brauchten zu ihrem Freilichtspiele keine Ku
lissen zu bauen. Alles ist da, was zum Schauspiel gehört.
Ein stolzer Schlosshof, feste Mauern, dröhnender Wehr
gang, grüner lebendiger Efeu, duftender Holunder. Nicht
leicht hätte gerade für dieses Spiel eine schönere Stätte
gefunden werden können.» 21
Märchenhaftes Bühnenbild, geschaffen von
Egon Rheinberger
Diese märchenhafte und altertümlich wirkende Kulisse
war das Werk des talentierten Vaduzer Bildhauers und
Architekten, Egon Rheinberger, welcher einige Jahre
zuvor die damals stark zerfallene Burgruine erworben
hatte und sie nach seinen Vorstellungen einer romanti
sierten mittelalterlichen Ritterburg wieder neu aufbau
en liess. Ab 1912 lebte Rheinberger mit seiner Familie
auf der Burg und eröffnete 1920 eine Schlosswirtschaft.
So wurde die Burg zu einem beliebten Ausflugsort für
Besucher von nah und fern. 22 Gutenberg wurde häufig
auch zu einem Treffpunkt für Künstler und Schriftstel
ler. Auch der junge Dichter Karl Josef Minst war oft zu
Gast in Rheinbergers Gaststube. Rudolf Rheinberger,
der jüngste Sohn von Egon Rheinberger, berichtete in
den Balzner Neujahrsblättern 1996:
«Aber auch andere Besucher fanden sich häufig ein, und
wenn dann gerade etwa Karl Minst aus Triesen und der
Dialektschriftsteller Jakob Kuratli aus Wartau dazuka
men, gab es ein begeistertes Schwelgen in romantischer
Kunst und Literatur.» 23
Vielleicht entstand an einem dieser heiteren Abende
die Idee für ein Freilichtspiel auf der Burg. Fest steht,
dass Rheinberger, der sich in jener Zeit sehr inten
siv mit der Geschichte der Burg auseinandergesetzt
hat, bestimmt begeistert war über Minsts Vorhaben,
ein geschichtsträchtiges Ereignis aus dem Mittelalter
wieder zum Leben zu erwecken. Vielleicht war es
sogar Rheinberger selber, der die Idee dazu hatte, den
Schwabenkrieg als geschichtliche Grundlage für das
Stück zu wählen. Er selber hat bereits beim Wieder
aufbau der Burg den Schwabenkrieg durch einige bau
liche Details verewigt. So hat er beispielsweise stei
nerne Kanonenkugeln in die Fassade der Schlossmauer
einsetzen lassen oder das sagenumwobene «Schweizer
loch», von wo angeblich ein eidgenössischer Eindring
ling im Schwabenkrieg hinuntergestürzt wurde, an der
Westseite der Burg, hoch über der steil abfallenden
Felswand, anbringen lassen.
Auch das Plakat, welches überall im Land auf das Frei
lichtspiel aufmerksam machen sollte, hat Egon Rhein
berger selbst entworfen. 24 Es zeigt einen Eidgenossen,
welcher mit seiner kleinen Kanone auf die Burg Guten