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Die Anfänge des Balzner Steinbruchs ab 1859
Auf der Suche nach den Anfängen des Balzner Stein
bruchs findet sich im Gemeindearchiv Balzers ein alter
Liefervertrag zwischen der Gemeinde und dem Mälsner
Baptist Büchel aus dem Jahr 1859, in dem die Gemein
de mit dem Genannten die Lieferung von Wuhrsteinen
zum Bau des Balzner Wuhrs vereinbart:
«Ackord
Welcher nachfolgend zwischen dem Unterzeichneten Vorste
her im Namen der Gemeinde Balzers einer- u. dem Baptist
Büchel bey No. 107 in Mals andemtheils über die Spren
gung von Wuhrsteinen zum Balzner Wahr abgeschlossen
wurde.»
Die beiden Seiten kamen damals überein, Baptist
Büchel mit der Sprengung von 1000 Fudern Stein für
die Rheinwuhr-Arbeiten der Gemeinde zu beauftragen,
wobei die Sprengung und Bereitstellung bis spätestens
Ende Dezember 1859 zu erfolgen hatte. Baptist Büchel
sollte als Bezahlung 12 Kreuzer je Fuder Stein erhalten,
und zwar unabhängig davon, ob es sich um leichtere
einspännige oder schwerere zweispännige Wagen han
deln würde, die zum Transport der Wuhrsteine dienen
sollten. Die Gemeinde behielt sich allerdings im Ver
trag das Recht vor, zu diesem Zweck ausschliesslich
Zweispänner einzusetzen, sofern denn zum gegebenen
Zeitpunkt ausreichend viele solche Gespanne zur Ver
fügung stünden. Zudem sollten die gesamten Arbeiten
im Steinbruch auf eigenes Risiko von Baptist Büchel
erfolgen, die Gemeinde würde ihn weder mit Pulver
noch Zurüstungsarbeiten unterstützen und auch keines
falls für allfällig entstehende Schäden haften.
Einschränkend ist festzuhalten, dass damit eine bereits
früher erfolgte Steingewinnung im Gebiet des heutigen
Steinbruchs nicht völlig ausgeschlossen ist. Allerdings
weist die im Vertrag sorgsam formulierte Gebietsan
gabe darauf hin, andernfalls hätte man wohl Bezug
auf eine bereits bestehende Förderstelle genommen.
Zudem ist belegt, dass die Balzner noch 1805 bis 1807
beim Bau der alten Pfarrkirche, von der heute nur noch
der Turm steht, die in grossen Mengen benötigten
Steine aus dem Steinbruch in Eschen beschafften.
Mehrere hundert Wagenladungen Stein wurden da
mals unter grossem Aufwand von Eschen nach Balzers
geführt. Ebenso scheint es auch aufgrund der erst in
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkten
und von der Regierung besser koordinierten Anstren
gungen beim Wuhrbau durchaus wahrscheinlich zu
sein, dass der Liefervertrag von 1859 den Beginn der
Tätigkeiten im heutigen Steinbruch markiert.
Anders als in späteren Verträgen wurde der Stein
bruch an sich noch nicht eigentlich verpachtet. Viel
mehr wurde 1859 eine einfache Vereinbarung über die
Lieferung einer voraussichtlich benötigten Menge an
Steinen für die Wuhrarbeiten der Gemeinde aus einem
vertraglich bezeichneten Abbaugebiet beschlossen.
Die Zulieferung von Material für die Wuhrarbeiten
war dabei in den ersten Jahren der Tätigkeit im Stein
bruch wohl das fast ausschliessliche Betätigungsfeld.
Der Balzner Steinbruch und die Bändigung des Rheins
sind damit bereits in ihren Ursprüngen eng verbunden,
die Lage des Steinbruchs wurde massgeblich durch
die unmittelbare Nähe zum Rhein und den dadurch
schnellen und möglichst unkomplizierten Transport
der schweren Wuhrsteine bestimmt.
Bereits aus dem Jahr 1860 ist ein weiterer Vertrag über
Steinlieferungen aus dem «Steinbruch beim Altneugut»
erhalten. Damals kam es im September zu einer Li-
citation, das heisst, zur Versteigerung des Auftrags zur
Sprengung und Bereitstellung der Wuhrsteine. Bis zum
März 1861 sollten dieses Mal sogar 3000 Fuder Wuhr
steine bereitgestellt werden. Als Startwert der Licitation
wurden 25 Kreuzer je Fuder Wuhrsteine angenommen,
die Arbeiten wurden im Absteigerungsverfahren an den
Niedrigstbietenden vergeben. Schliesslich erhielten die
beiden Balzner Rudolf Frick und Ferdinand Kaufmann
aus Mäls den Zuschlag und übernahmen für dieses Jahr
die Sprengung und Bereitstellung der Wuhrsteine. Die
Gemeinde hatte auch hierbei ihre Interessen abgesteckt.
Neu gab es genauere Vorgaben, bis wann, nämlich am
1. März, und wie, nämlich so, dass man mit Pferden
«ungeniert hin und wegfahren kann», die Steine bereit
zustellen wären. Es oblag dem jeweiligen Wuhraufse-
her, jeden Abend Buch zu führen über die Menge des
angelieferten Materials. Eine Ratenzahlung zuhanden
der beiden Steinbrecher für gelieferte Teilmengen war
ebenfalls im Vertrag vorgesehen.
1868, also nur wenige Jahre später, kam es im nördli
chen Teil von Balzers bei der Mühle zu einem Rhein
einbruch. In den 1870er Jahren folgten im ganzen Land
massiv verstärkte Anstrengungen beim Wuhrbau, um
den Rhein möglichst sicher einzudämmen. Die Regie
rung förderte diese Arbeiten und dem Steinbruch im
Altneugut kam aufgrund seiner Lage eine besondere
Bedeutung bei der Beschaffung von Wuhrsteinen für
die Gemeinde Balzers zu.