Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2015) (2015)

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Die Anfänge des Balzner Steinbruchs ab 1859 
Auf der Suche nach den Anfängen des Balzner Stein 
bruchs findet sich im Gemeindearchiv Balzers ein alter 
Liefervertrag zwischen der Gemeinde und dem Mälsner 
Baptist Büchel aus dem Jahr 1859, in dem die Gemein 
de mit dem Genannten die Lieferung von Wuhrsteinen 
zum Bau des Balzner Wuhrs vereinbart: 
«Ackord 
Welcher nachfolgend zwischen dem Unterzeichneten Vorste 
her im Namen der Gemeinde Balzers einer- u. dem Baptist 
Büchel bey No. 107 in Mals andemtheils über die Spren 
gung von Wuhrsteinen zum Balzner Wahr abgeschlossen 
wurde.» 
Die beiden Seiten kamen damals überein, Baptist 
Büchel mit der Sprengung von 1000 Fudern Stein für 
die Rheinwuhr-Arbeiten der Gemeinde zu beauftragen, 
wobei die Sprengung und Bereitstellung bis spätestens 
Ende Dezember 1859 zu erfolgen hatte. Baptist Büchel 
sollte als Bezahlung 12 Kreuzer je Fuder Stein erhalten, 
und zwar unabhängig davon, ob es sich um leichtere 
einspännige oder schwerere zweispännige Wagen han 
deln würde, die zum Transport der Wuhrsteine dienen 
sollten. Die Gemeinde behielt sich allerdings im Ver 
trag das Recht vor, zu diesem Zweck ausschliesslich 
Zweispänner einzusetzen, sofern denn zum gegebenen 
Zeitpunkt ausreichend viele solche Gespanne zur Ver 
fügung stünden. Zudem sollten die gesamten Arbeiten 
im Steinbruch auf eigenes Risiko von Baptist Büchel 
erfolgen, die Gemeinde würde ihn weder mit Pulver 
noch Zurüstungsarbeiten unterstützen und auch keines 
falls für allfällig entstehende Schäden haften. 
Einschränkend ist festzuhalten, dass damit eine bereits 
früher erfolgte Steingewinnung im Gebiet des heutigen 
Steinbruchs nicht völlig ausgeschlossen ist. Allerdings 
weist die im Vertrag sorgsam formulierte Gebietsan 
gabe darauf hin, andernfalls hätte man wohl Bezug 
auf eine bereits bestehende Förderstelle genommen. 
Zudem ist belegt, dass die Balzner noch 1805 bis 1807 
beim Bau der alten Pfarrkirche, von der heute nur noch 
der Turm steht, die in grossen Mengen benötigten 
Steine aus dem Steinbruch in Eschen beschafften. 
Mehrere hundert Wagenladungen Stein wurden da 
mals unter grossem Aufwand von Eschen nach Balzers 
geführt. Ebenso scheint es auch aufgrund der erst in 
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkten 
und von der Regierung besser koordinierten Anstren 
gungen beim Wuhrbau durchaus wahrscheinlich zu 
sein, dass der Liefervertrag von 1859 den Beginn der 
Tätigkeiten im heutigen Steinbruch markiert. 
Anders als in späteren Verträgen wurde der Stein 
bruch an sich noch nicht eigentlich verpachtet. Viel 
mehr wurde 1859 eine einfache Vereinbarung über die 
Lieferung einer voraussichtlich benötigten Menge an 
Steinen für die Wuhrarbeiten der Gemeinde aus einem 
vertraglich bezeichneten Abbaugebiet beschlossen. 
Die Zulieferung von Material für die Wuhrarbeiten 
war dabei in den ersten Jahren der Tätigkeit im Stein 
bruch wohl das fast ausschliessliche Betätigungsfeld. 
Der Balzner Steinbruch und die Bändigung des Rheins 
sind damit bereits in ihren Ursprüngen eng verbunden, 
die Lage des Steinbruchs wurde massgeblich durch 
die unmittelbare Nähe zum Rhein und den dadurch 
schnellen und möglichst unkomplizierten Transport 
der schweren Wuhrsteine bestimmt. 
Bereits aus dem Jahr 1860 ist ein weiterer Vertrag über 
Steinlieferungen aus dem «Steinbruch beim Altneugut» 
erhalten. Damals kam es im September zu einer Li- 
citation, das heisst, zur Versteigerung des Auftrags zur 
Sprengung und Bereitstellung der Wuhrsteine. Bis zum 
März 1861 sollten dieses Mal sogar 3000 Fuder Wuhr 
steine bereitgestellt werden. Als Startwert der Licitation 
wurden 25 Kreuzer je Fuder Wuhrsteine angenommen, 
die Arbeiten wurden im Absteigerungsverfahren an den 
Niedrigstbietenden vergeben. Schliesslich erhielten die 
beiden Balzner Rudolf Frick und Ferdinand Kaufmann 
aus Mäls den Zuschlag und übernahmen für dieses Jahr 
die Sprengung und Bereitstellung der Wuhrsteine. Die 
Gemeinde hatte auch hierbei ihre Interessen abgesteckt. 
Neu gab es genauere Vorgaben, bis wann, nämlich am 
1. März, und wie, nämlich so, dass man mit Pferden 
«ungeniert hin und wegfahren kann», die Steine bereit 
zustellen wären. Es oblag dem jeweiligen Wuhraufse- 
her, jeden Abend Buch zu führen über die Menge des 
angelieferten Materials. Eine Ratenzahlung zuhanden 
der beiden Steinbrecher für gelieferte Teilmengen war 
ebenfalls im Vertrag vorgesehen. 
1868, also nur wenige Jahre später, kam es im nördli 
chen Teil von Balzers bei der Mühle zu einem Rhein 
einbruch. In den 1870er Jahren folgten im ganzen Land 
massiv verstärkte Anstrengungen beim Wuhrbau, um 
den Rhein möglichst sicher einzudämmen. Die Regie 
rung förderte diese Arbeiten und dem Steinbruch im 
Altneugut kam aufgrund seiner Lage eine besondere 
Bedeutung bei der Beschaffung von Wuhrsteinen für 
die Gemeinde Balzers zu.
	        

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