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Wolfgang Vogt
Geschichte des Steinbruchs Freiaberg
Einleitung
Wenn ich von Zürich oder Basel kommend in Richtung
Balzers fahre, dann zeigt das Ellhorn, früher noch als die
Burg Gutenberg, meine Heimat an. Schon kurz nach
einer Wende von 270 Grad beim Wechsel von der A 3
auf die A 13 sticht dabei an der Nordseite des Ellbergs
die markante Einkerbung ins Auge, welche mensch
liches Wirken im Lauf der Zeit durch den dortigen
Steinbruch geschaffen hat. Die senkrecht abfallende
Sprengwand gehört seit Jahrzehnten zum Balzner Orts
bild und ist zusammen mit den ebenfalls eng mit dem
Steinbruch verbundenen Rheinwuhrbauten der optisch
auffälligste Eingriff des Menschen in die Natur. Auf den
folgenden Seiten soll nun ein Einblick in die wechsel
hafte Geschichte des Steinbruchs Freiaberg in Balzers
gegeben werden, wo seit mehr als 150 Jahren Stein ge
wonnen wird. Im Gegensatz zu den meisten anderen
Steinbrüchen des Landes hatte der Steinbruch Freiaberg
zudem zumindest in manchen Abschnitten seiner
Geschichte eine über die lokale Funktion als Quelle zur
Lieferung von Baumaterial hinausgehende wirtschaft
liche Bedeutung. Und heute ist der Steinbruch Freiaberg
neben dem Ruggeller Steinbruch Limsenegg einer von
nur zwei noch in Betrieb stehenden Steinbrüchen in
Liechtenstein.
Sucht man in den Archiven des Landes nach Informa
tionen zum Balzner Steinbruch Freiaberg, so fallen ei
nem die über die Jahrzehnte immer wieder wechseln
den Bezeichnungen als «Steinbruch am Ellberg», «Stein
bruch Altneugut» respektive «Steinbruch im Altneugut»
sowie in der jüngeren Zeit als «Steinbruch Freiaberg» ins
Auge. Ebenso wird schnell klar, dass sich die Vielfalt des
Geschehens rund um den Steinbruch sowie im Stein
bruch nicht durch einen einfachen Text abbilden lässt.
Dennoch soll hier auf einigen Seiten versucht werden,
einzelne Aspekte der Geschichte des Balzner Stein
bruchs in den letzten rund 150 Jahren aufzuzeigen.
Dazu wird einerseits die Geschichte in drei prägende
Abschnitte eingeteilt, die zudem alle jeweils Abschnitte
von rund 50 Jahren umfassen. In einer ersten Phase ab
1859 geht es dabei um die Anfänge des Steinbruchbe
triebs und den ersten grossen Aufschwung. Der zweite
Zeitabschnitt kennzeichnet eine auch für den Balzner
Steinbruch wirtschaftlich oft schwierige Zeit seit dem
Ersten Weltkrieg und der letzte Zeitabschnitt deckt
schliesslich die jüngere Geschichte des Steinbruchs seit
der Pachtung durch Werner Büchel und Erben im Jahr
1966 ab. Hierbei liegt ein Hauptgesichtspunkt auf den
sich seither stark veränderten Anforderungen an einen
Steinbruchbetrieb. Daneben sollen zwei weitere The
menbereiche gesondert betrachtet werden. Nämlich
einerseits der «Balzner Marmor», eine Spezialität des
Steinbruchs Freiaberg und andererseits soll anhand des
jahrzehntelangen zähen Ringens um eine Verbesserung
der Arbeitssicherheit ein kleiner Einblick in die harte und
oft gefährliche Arbeit im Steinbruch gegeben werden.
Seite 6: Frontseite des Liefervertrags über 1000 Fuder Wuhr-
steine zwischen der Gemeinde Balzers und Baptist Büchel aus
dem Jahr 1859.