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«S Züghüüslers Rädreg»
Dieser wurde vorne am Autotrak
tor mit zwei Nägeln [Handstif
ten] fixiert. An der verlängerten
Kurbelwelle war ein Holz-Kegel
rad montiert. Mittels Spindel und
Kettenzug wurde, während der Mo
tor lief, die Pumpenwelle ange
koppelt. Die Jaucheleitung führte
von der Pumpe über den Auto
traktor nach hinten zum Fass. An
fang der 1950er-Jahre wurde die
Pumpe direkt hinten am Jauche
wagen platziert. Das Fass hatte
nun ein Volumen von 4’500 Litern.
Durch die Zapfwelle eines neueren
Traktorentyps mit dazwischenge
schaltetem Occasionsgetriebe wurde
die Pumpe auf Höchstleistung ge
bracht.
vom Züghüsle, genannt «d Züghüüsler», erledigten mit
ihrem starken Autotraktor mit Holzvergaser bereits in
den Vierzigerjahren gewerbsmässig diverse Fuhrauf-
träge. Sie waren regional sehr bekannt für Transporte
aller Art; ihr Aktionsradius erstreckte sich bis ins be
nachbarte Wartau, ja sogar bis nach Sargans und Meis.
Für damalige Verhältnisse haben die beiden mit be
scheidenen technischen Mitteln geradezu Pionier
arbeit geleistet. Besonders im landwirtschaftlich ge
werblichen Transportwesen erkannten sie früh, dass es
noch einiges zu verbessern gab - immer im Bewusst
sein, dass man mit unermüdlichem Suchen nach guten
Ideen sowie praktischem Tüfteln viel Zeit und Geld
sparen kann. «Zeit ist Geld» spukte schon damals in
ihren Köpfen herum.
Ein Spezialgebiet der beiden Brüder bestand unter
anderem darin, die Jauchekästen von Landwirtschafts
betrieben, Metzgereien und Haushalten maschinell
zu entleeren. Man muss sich vorstellen, dass zu jener
Zeit im Dorf noch keine Kanalisation vorhanden
war, geschweige denn eine zentrale Kläranlage. Jedes
Haus hatte seinen mehr oder weniger dichten Jauche
kasten mit zum Teil noch sehr primitiven hölzernen
«Plumpsklos». Zudem gab es einige sehr einfache Klär
gruben für kleinere Haushalte, die jedoch nur geringe
Mengen an Abwässern halbwegs zu reinigen vermoch
ten. Der Überlauf floss einfach ins Grundwasser, ganz
nach dem Motto: «Aus den Augen, aus dem Sinn!»
Eine solche Klärgrube bestand im Wesentlichen aus
einem Loch von circa 1,5 m Durchmesser und 1,8 m
Tiefe. Sie war mit gröberen Steinen ausgelegt sowie
oben mit Beton- oder Steinplatten gesichert. Alle paar
Jahre musste mit Wasser nachgespült werden, da sich
ab und zu ein Stau bildete und deshalb wiederum alles
zwangsläufig ins Grundwasser lief
Mit einem riesigen Jauchefass aus Holz [Fassungs
vermögen ca. 3’500 Liter] rückten die beiden Brüder
Julius und Ludwig diesem Problem gewerbsmässig zu
Leibe. Das Füllen von Hand mit «Güllenschapfe» oder
einer «Hebel-Güllenpumpe» wäre bei den grossen
Mengen zu einer mühseligen Strafarbeit ausgeartet.
Da die damaligen Autotraktoren hinten keine Zapf
welle hatten, musste die Pumpe mittels einer ausge
klügelten Einrichtung über die Kurbelwelle vorne in
Gang gesetzt werden. Diese technische Entwicklung
der genialen Züghüüsler-Brüder Julius und Ludwig