Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2014) (2014)

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Luftaufnahme mit Blick auf Balzers und Mäls, 2012. Die 
ursprünglichen Obstgärten («Böngerta») sind weitgehend 
verschwunden. 
Obstbaumsorten früherer Zeiten, die an die jeweili 
gen Standorte angepasst und grossteils robust gegen 
Schädlinge und Pilzkrankheiten waren, verschwanden. 
Die Nachkriegsgeneration kennt die alten Sorten wie 
«Jogeller, Melbirler, Scheibler, Schwärzier, Stäheler, 
Trübeier» kaum mehr. Da und dort haben sich jedoch 
einige alte Obstsorten in Flurnamen erhalten, wie bei 
spielsweise Lenkeier [Triesen], Länkelenteil [Eschen], 
Müemeler [Triesen] und Stattrötler [Planken]. 
Ökologische Bedeutung der Obstwiese 
Der Obstbaumbewuchs ist nicht nur für den Land 
schaftscharakter prägend, sondern überdies für das Lo 
kalklima bedeutsam. Jeder Baum und Strauch bremst 
den Wind, jedes Gehölz ist zugleich Lebensraum 
für artenreiche Lebensgemeinschaften und deshalb 
auch ökologisch wichtig. Eine halboffene Landschaft 
mit einem lockeren Baumbestand, Mähwiesen oder 
Viehweiden als Unterkultur und insbesondere Obst 
gärten ziehen zahlreiche Vogelarten an. Parallel zum 
Schwund der Obstbaumwiesen und der zunehmend 
intensiveren Nutzung dieser Grünflächen verringerte 
sich für einige typische Vogelarten auch das Angebot 
an geeigneter Nahrung [vor allem Grossinsekten], was 
mit zu deren Ausrottung beitrug. Neben den Vögeln 
verloren zudem die Lledermäuse, der Garten- und Sie 
benschläfer sowie viele Kleintierarten, beispielsweise 
Schmetterlinge, ihren Lebensraum. 
Erhalt der Sortenvielfalt - höchste Zeit 
zum Handeln 
Bereits in der Steinzeit haben sich die Menschen von 
Wildäpfeln und Wildbirnen ernährt, vielleicht nicht 
einmal so sehr die bitteren Lrüchte roh gegessen, als 
vielmehr gedörrt und daraus Most gekocht. Der Obst 
bau selbst kam mit den Römern zu uns, welche ihn 
von den Griechen übernommen hatten. Danach gibt 
es erst im Mittelalter wieder gesicherte Erkenntnisse 
über den Obstbau, wobei dieser vor allem an zwei 
Orten gepflegt wurde: in Klöstern und in königlichen 
Mustergütern. In der spätmittelalterlichen Agrarkrise 
um 1400 begann sich der Obstbau auszuweiten. Damit 
wuchs auch die Anzahl der Sorten. Während beispiels 
weise um 1600 im Raum Göppingen nur 83 Kernobst 
sorten beschrieben wurden, waren es 1661 bereits mehr 
als 400 und um 1800 wurden etwa 1’500 Apfelsor 
ten genannt. Die meisten Sorten entstanden aus Zu
	        

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