Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2013) (2013)

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Die Spinnen von Balzers 
Weibliche 
Tapezierspinne 
(Atypus affinis). 
Die Spinnen, die in Balzers Vorkommen, un 
terscheiden sich natürlich nicht von jenen 
an anderen Orten. Sie weben dieselben 
Netze, sie sind weder grösser noch klei 
ner, noch schauen sie schöner aus als ihre 
Nachbarn. Doch dank intensiverer Sam 
meltätigkeit in den letzten Jahren wissen 
wir über die Spinnen von Balzers etwas 
mehr als über jene in den anderen Liech 
tensteiner Gemeinden. Einige seltene Arten 
sind einer näheren Betrachtung wert. An 
hand ihrer Bedürfnisse und Lebensweisen 
wird aufgezeigt, welche wichtigen Land 
lebensräume in Balzers noch anzutreffen 
sind und längerfristigen Schutz benötigen. 
Waldränder 
Waldränder sind speziell artenreiche Lebens 
räume. Dort kommen Arten aus den angren 
zenden Wäldern und dem Offenland gemein 
sam vor. Solche Übergangszonen zeichnen 
sich durch eine hohe Dynamik aus. Im Ver 
lauf von 24 Stunden ändern sich die Tem 
peraturen und die Feuchtigkeitsverhältnisse 
stärker als im Wald, aber weniger als im Of 
fenland. Waldränder und Übergangszonen 
mit einzelnen Bäumen sind deshalb sehr 
wichtig für den Erhalt einer möglichst gros 
sen Altenvielfalt. 
Der Waldrand oberhalb der Balzner Allmein 
ist eines dieser artenreichen Gebiete. Hier 
gibt es eine ganz sonderbare Spinnenart, 
nämlich eine sehr seltene Verwandte der 
Vogelspinnen: die Tapezierspinne. Sie ist 
schon seit rund 150 Millionen Jahren auf 
der Erde. Von drei mitteleuropäischen Ar 
ten konnte in Balzers bisher Atypus affinis 
nachgewiesen werden. Diese 2 cm grosse 
Spinne gräbt etwa 30 cm tiefe, daumendicke 
Löcher in den Boden und kleidet diese mit 
ihrer Seide aus. An der Oberfläche ist nur 
ein etwa 10 cm langes Stück sichtbar, in 
welchem sie sich zur Jagd aufhält. Mit ihren 
langen Fangklauen greift sie sich Insekten, 
die über den Schlauch laufen und zieht sie 
anschliessend in die Röhre im Boden. 
Die Seide von Spinnen ist antibakteriell und 
kann von Mikroorganismen nicht zersetzt 
werden. Deshalb verfaulen Spinnennetze 
nicht und man findet sie noch Jahrzehnte 
oder gar Jahrhunderte an dem Ort, wo sie 
gewoben wurden. Die antibakterielle Wir 
kung der Spinnenseide war schon unseren 
Vorfahren bekannt. Die Röhren von Tape 
zierspinnen wurden nachweislich ausgegra 
ben, gesäubert und anschliessend auf offene 
Wunden gelegt, um diese vor Infektionen zu 
schützen und die Heilung anzuregen. 
Tapezierspinnen bevorzugen offene Wälder 
oder Waldränder. Am liebsten sind ihnen 
Kiefern mit trockenen Grasbeständen. Fin 
den sie einmal einen geeigneten Ort, grün 
den sie grössere Kolonien. Weibliche Ta 
pezierspinnen leben viel länger als andere 
Spinnen. Sie können bis zu sieben Lenze 
zählen, während die Männchen wie die 
meisten Spinnenarten in Europa nur ein bis 
zwei Jahre alt werden. 
Rheindamm 
Der Rheindamm ist die grösste zusammen 
hängende Magerwiese Liechtensteins; ein 
beachtlicher Teil liegt auf Balzner Gebiet. 
Die hohe Artenvielfalt ist hier kaum zu 
übersehen. Doch auch diese ist gefährdet, 
denn eine Verbuschung durch Feldgehölze 
wie Weiden würde Arten vertreiben, die 
nur hier Vorkommen, weil sie offene, nähr 
stoffarme Lebensräume bevorzugen. Ohne 
Pflegemassnahmen würden die Magerwiesen 
längerfristig Zuwachsen. 
Diese Gefahr geht auch von zwei invasiven 
Pflanzen aus, die sich vor allem an offenen
	        

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