Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2013) (2013)

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Von Spinnen und Landschaften 
HOLGER FRICK 
Balzers und seine Bewohner sind vielfäl 
tig! Das ist wohl bekannt. Doch dass dies 
nicht nur für seine zweibeinigen Bewohner 
zutrifft, sondern auch für die Tiere, dürfte 
weniger geläufig sein. Unsere südlichste Ge 
meinde zeichnet sich durch eine hohe Viel 
falt an Lebensräumen und Arten aus. 
Vier dieser Lebensräume und jeweils eine 
dort lebende Spinnenart sind Inhalt die 
ses Beitrags. Er soll aufzeigen, was wir in 
Balzers noch an Naturwerten vorfmden, 
und gleichzeitig Anregung sein, diese län 
gerfristig zu schützen. Zu diesen speziellen 
Lebensräumen gehören die ausgedehnten 
Wiesen «Wesa» und «Zepfel», die Mager 
wiesen am Rheindamm, die Waldränder 
der Balzner Allmein und die letzten Über 
bleibsel des ursprünglichen Auenwaldes an 
der Rheinau. 
Unsere achtbeinigen Untermieter mögen für 
manche nicht die sympathischsten Vertre 
ter der lokalen Fauna sein. Durch ihre sehr 
spezifischen Bedürfnisse, ihre unglaubliche 
Artenvielfalt und die äusserst spannende 
Lebensweise sind sie aber ausgezeichnete 
Beispiele für die Mannigfaltigkeit des Le 
bens. In Balzers gibt es seltene Verwandte 
der Vogelspinnen, Einwanderer aus dem 
Mittelmeerraum, eine Art, die sich als Insekt 
tarnt, oder solche, die so klein sind, dass man 
sie mit blossem Auge kaum sehen kann. 
dünner als ein menschliches Haar und trotz 
dem elastischer, härter und stabiler als je 
des Material, das Menschen bisher herstei 
len konnten. 
Einen schlechten Ruf haben Spinnen ohne 
eigentlichen Grund. Obwohl fast alle Arten 
giftig sind, schaffen es nur ein paar wenige, 
die menschliche Haut zu durchdringen. Falls 
doch, ist der Biss meist weniger schlimm 
als ein Wespenstich. Das trifft zumindest auf 
alle in Mitteleuropa lebenden Arten zu. Im 
Gegensatz dazu steht der Nutzen des Giftes. 
Forscher arbeiten aktuell daran, aus dem 
Gift Schmerzmittel und Antibiotika herzu 
stellen. Einige Medikamente auf Spinnen 
giftbasis werden bereits gegen unterschied 
liche Erkrankungen eingesetzt. 
Eine Welt ohne Spinnen 
Diese Vorstellung mag für jeden Phobiker 
paradiesisch klingen. Ohne sie sähe es bei 
uns allerdings ziemlich ungemütlich aus. 
Spinnen zählen zu jenen Tieren, die in der 
Nahrungskette ganz oben stehen, ebenso 
wie Wölfe oder Adler. Sie tragen dazu bei, 
dass sich andere Arten nicht unkontrolliert 
vermehren. So fressen zum Beispiel alleine 
die Spinnen in Liechtenstein Tausende Ton 
nen Insekten pro Jahr; umgerechnet er 
gäbe dies eine 10 bis 20 cm dicke Schicht. 
Keine schöne Vorstellung... 
Die achtbeinigen Spinner 
Spinnen lassen sich sehr leicht von Insek 
ten unterscheiden: Sie haben acht Beine 
(Insekten haben sechs) und produzieren - 
mit ganz speziellen Drüsen an ihrem 
Hinterleib - Seide. Mit dieser Seide können 
sie Netze spinnen, um Beute zu fangen, Be 
hausungen bauen oder sie als Sicherungs 
seil einsetzen. Die Seide ist etwa zehnmal 
Weltweit gibt es mehr als 45'000 beschrie 
bene Arten von Spinnen, wovon über l'OOO 
verschiedene in der Schweiz oder Öster 
reich leben und rund 500 in Liechtenstein. 
Dies entspricht etwa der zehnfachen Arten 
vielfalt der Säugetiere oder der vierfachen 
der Vögel. 
Seite 54: Föhren 
wald oberhalb der 
Balzner Allmein.
	        

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