Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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Oben: Brunnen im Winkel, Balzner Kalkstein, 1881, (um 1950). 
Unten: Brunnen im Winkel, revidiert 2011 mit Balzner Kalkstein, (2011). 
als Saisonarbeiter ins Ausland. In diese Zeit 
fällt auch die sogenannte Schwabengänge 
rei der Kinder, die sich von Frühjahr bis 
Herbst in Süddeutschland gegen Verkösti 
gung und Kleidung verdingten. 
Im Herbst 1892 wurde die Gemeinde wie 
der von einer grossen Typhus-Epidemie 
heimgesucht. Auf Druck der Regierung 
befasste sich der Gemeinderat Anfang 1893 
nochmals mit dem Wasserversorgungs 
projekt. Die Meinung des Gemeinderates 
und der Mehrheit der Bevölkerung war 
unverändert ablehnend. Die finanziell 
schlechte Lage der Gemeinde, die Belastun 
gen durch die Rheinbauten und zehn auf 
einanderfolgende Missernten werden wohl 
der Grund für die neuerliche Ablehnung 
gewesen sein. 
Im Sommer 1893 schliesslich bewilligte der 
Landtag ein Darlehensgesuch in Höhe von 
6‘500 Gulden und der Lürst spendete 
lO'OOO Gulden für den Bau der Wasserlei 
tung. Da nun die Linanzierung geregelt war, 
wurde das Projekt in den Jahren 1894/95 im 
Ortsteil Balzers realisiert, wobei nur die 
Dorfbrunnen und die neu erstellten Hyd 
ranten an das Wasserleitungsnetz ange 
schlossen wurden. Im Jahr 1902 stellte der 
Landesfürst 30‘000 Gulden unverzinslich 
für zwanzig Jahre zur Verfügung, sodass 
1902/03 der Bau der Wasserversorgung in 
Mäls ausgefühlt und das Netz in den Lolge- 
jahren in beiden Ortsteilen erweitert wer 
den konnte. 
Ab 1902 war es interessierten Wasserab 
nehmern in der gesamten Gemeinde erst 
mals gestattet, das «Wasser mittels Zulei 
tung ins Haus zu nehmen». 
Zu viele Dorfbrunnen 
Sei es, dass die Bewohner von Balzers und 
Mäls sich dieser Wohltat allzu sehr erfreuten, 
sei es aus anderen Gründen, jedenfalls heisst 
es 1911 in einem Schreiben der Fürstlichen 
Regierung an die Gemeindevorstehung, «in 
Balzers greife eine derartige Wasserver 
schwendung Platz, dass eine regelmässige 
Wasserversorgung der ganzen Ortschaft 
nicht möglich sei... Dass in Balzers und Meis 
zu viele Brunnen laufen, ist bekannt.» Es 
wurde ein energischer Wasseraufseher gefor 
dert. 1913 hat die Gemeinde die ersten 
Wasserstatuten erlassen. 
Waren es 1886 in Mäls noch drei Dorfbrun- 
nen, so standen 1903 dort bereits zwölf 
Laufbrunnen. 1913 wurden die Wasserzu 
läufe bei den Brunnen gedrosselt. Auch 
heute noch sind die Wasserbezüge auf drei 
bis fünf Liter pro Minute begrenzt. 1913 hat 
die Lürstliche Regierung sogar verfügt, dass 
ein Teil der Brunnen abzubrechen sei - dies 
nur dreissig Jahre nach der Aufforderung 
für zusätzliche Dorfbrunnen. 
Brunnenmeister 
In früheren Zeiten gab es einen Brunnen 
meister oder einen Brunnenrichter, der die
	        

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