Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2012) (2012)

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hundert wurden sie vermehrt auch aus 
Stein gehauen oder aus Steinplatten zu 
sammengefügt. Die in Balzers errichteten 
Brunnen waren Nutzbrunnen und dienten 
praktischen Zwecken. Einzig das Kapitell 
wurde ab und zu etwas ästhetischer gestal 
tet. Es fehlten dazumal die finanziellen 
Mittel, um prächtige Zierbrunnen zu schaf 
fen, wie wir sie aus Städten wie Rom oder 
Wien kennen. 
Manche Brunnentröge waren unterteilt 
oder es wurden gar zwei Tröge aufgestellt. 
Beim oberen grösseren Teil achtete man 
streng auf Sauberkeit, weil dort das Vieh 
getränkt wurde. Der etwas kleinere Teil 
diente zu Wasch-, Reinigungs- oder Ver- 
schwellzwecken. Diese Zweiteilung ist 
heute noch an den Brunnen in der Iradug 
sowie auf der Praiawisch erkennbar. Früher 
gab es eine solche auch beim Brunnen 
St. Peter. 
Die Entstehung unserer Dorfbrunnen 
Am Anfang der Siedlungsgeschichte von 
Balzers steht der Häuserverband. Häuser 
wuchsen zu Häusergruppen zusammen und 
diese schliesslich zu einer Dorfsiedlung. 
Die Deckung gemeinsamer Lebensbedürf 
nisse erforderte ein nachbarschaftliches 
Miteinander, sodass sich Brunnen-, aber 
auch Weide- sowie Alpgenossenschaften 
bildeten. Erwähnenswert ist, dass Brun 
nengenossenschaften in Triesenberg bis 
heute existieren. Aus den Genossenschaften 
entwickelte sich nach Jahrhunderten die 
politische Gemeinde Balzers. 
Oben: Josef Vogt, Hans Nr. 1 (heute: Aviols 14), vor seiner Wagnerei. 
Mit solchen Werkzeugen und Stämmen wurden bis zum Ende des 
19. Jahrhunderts Holzröhren, sogenannte Teucheln, gebohrt, in denen 
das Wasser zu den Brunnen geleitet wurde. 
Unten: Brunnen im Höfle, Balzner Kalkstein, 1872, revidiert 1938, 
(um I960). 
Quelle, Wasserlauf, Wasserversorgungsnetz 
und Brunnen sind Begriffe, die zwangsläufig 
zusammengehören. Die Brunnengenossen 
schaften fassten Quellen, legten Brunnen 
stuben an und schlossen Laufbrunnen an 
ein Versorgungsnetz an. Dieses bestand 
anfangs aus einfachen Holzkästen und höl 
zernen Lärchen-Wasserleitungen, sogenann 
ten Teucheln, welche der Wagner fertigte. 
Sie wurden ober- wie auch unterirdisch ver 
legt. Die Haltbarkeit hing wesentlich von der 
Bodenbeschaffenheit ab. Vor inwendigem 
Verfaulen schützten die Ablagerungen des 
kalkhaltigen Wassers, die jedoch mit der 
Zeit die Röhren verstopften. Im Jahr 1885 
wurden erstmals gusseiserne Wasserrohre 
für eine Leitung auf der Balzner Allmeind 
verwendet. 
Einer der ersten Dorfbrunnen ist auf dem 
Brandstättenplan von 1796 (siehe Abb. S. 7), 
in welchen ein Zeichner mit den Initialen 
JFW die Lage der Anwesen beim Dorfbrand 
vom 22. Oktober 1795 eingetragen hat, im 
Höfle («Liechtensteinerhof») zu erkennen. 
Eine Datierung der östlich der Höfle- 
Strasse liegenden alten Häusergruppe, wel 
che beim Dorfbrand von 2001 zerstört 
wurde, reicht in Teilen bis ins 13. Jahrhun 
dert zurück.
	        

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