45
hundert wurden sie vermehrt auch aus
Stein gehauen oder aus Steinplatten zu
sammengefügt. Die in Balzers errichteten
Brunnen waren Nutzbrunnen und dienten
praktischen Zwecken. Einzig das Kapitell
wurde ab und zu etwas ästhetischer gestal
tet. Es fehlten dazumal die finanziellen
Mittel, um prächtige Zierbrunnen zu schaf
fen, wie wir sie aus Städten wie Rom oder
Wien kennen.
Manche Brunnentröge waren unterteilt
oder es wurden gar zwei Tröge aufgestellt.
Beim oberen grösseren Teil achtete man
streng auf Sauberkeit, weil dort das Vieh
getränkt wurde. Der etwas kleinere Teil
diente zu Wasch-, Reinigungs- oder Ver-
schwellzwecken. Diese Zweiteilung ist
heute noch an den Brunnen in der Iradug
sowie auf der Praiawisch erkennbar. Früher
gab es eine solche auch beim Brunnen
St. Peter.
Die Entstehung unserer Dorfbrunnen
Am Anfang der Siedlungsgeschichte von
Balzers steht der Häuserverband. Häuser
wuchsen zu Häusergruppen zusammen und
diese schliesslich zu einer Dorfsiedlung.
Die Deckung gemeinsamer Lebensbedürf
nisse erforderte ein nachbarschaftliches
Miteinander, sodass sich Brunnen-, aber
auch Weide- sowie Alpgenossenschaften
bildeten. Erwähnenswert ist, dass Brun
nengenossenschaften in Triesenberg bis
heute existieren. Aus den Genossenschaften
entwickelte sich nach Jahrhunderten die
politische Gemeinde Balzers.
Oben: Josef Vogt, Hans Nr. 1 (heute: Aviols 14), vor seiner Wagnerei.
Mit solchen Werkzeugen und Stämmen wurden bis zum Ende des
19. Jahrhunderts Holzröhren, sogenannte Teucheln, gebohrt, in denen
das Wasser zu den Brunnen geleitet wurde.
Unten: Brunnen im Höfle, Balzner Kalkstein, 1872, revidiert 1938,
(um I960).
Quelle, Wasserlauf, Wasserversorgungsnetz
und Brunnen sind Begriffe, die zwangsläufig
zusammengehören. Die Brunnengenossen
schaften fassten Quellen, legten Brunnen
stuben an und schlossen Laufbrunnen an
ein Versorgungsnetz an. Dieses bestand
anfangs aus einfachen Holzkästen und höl
zernen Lärchen-Wasserleitungen, sogenann
ten Teucheln, welche der Wagner fertigte.
Sie wurden ober- wie auch unterirdisch ver
legt. Die Haltbarkeit hing wesentlich von der
Bodenbeschaffenheit ab. Vor inwendigem
Verfaulen schützten die Ablagerungen des
kalkhaltigen Wassers, die jedoch mit der
Zeit die Röhren verstopften. Im Jahr 1885
wurden erstmals gusseiserne Wasserrohre
für eine Leitung auf der Balzner Allmeind
verwendet.
Einer der ersten Dorfbrunnen ist auf dem
Brandstättenplan von 1796 (siehe Abb. S. 7),
in welchen ein Zeichner mit den Initialen
JFW die Lage der Anwesen beim Dorfbrand
vom 22. Oktober 1795 eingetragen hat, im
Höfle («Liechtensteinerhof») zu erkennen.
Eine Datierung der östlich der Höfle-
Strasse liegenden alten Häusergruppe, wel
che beim Dorfbrand von 2001 zerstört
wurde, reicht in Teilen bis ins 13. Jahrhun
dert zurück.