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Die Arbeitslosigkeit als Folge der Weltwirt
schaftskrise von 1929 hatte auch vor Liech
tenstein nicht Flalt gemacht. Daher be
schloss die Gemeinde Balzers zu Beginn
der 1930er-Jahre, als Notstandsarbeit ein
neues Pfarr- und Kaplaneihaus zu bauen.
Doch das bischöfliche Ordinariat in Chur
und die Gemeinde stritten sich über Details
in der Durchführung, und die Pläne ver
schwanden in der sprichwörtlichen Schub
lade. Das alte Pfarrhaus wurde notdürftig
saniert und erhielt in den folgenden Jahren
Bad und Zentralheizung sowie Fenster mit
Doppelverglasung.
Am 23. Januar 1966 beschloss der Balzner
Gemeinderat in Absprache mit dem Pfarr
amt Balzers und dem Ordinariat in Chur,
ein neues Pfarrhaus in der Nähe der Pfarr
kirche zu bauen. Bis zur Erstellung eines
neuen Kaplaneihauses sollte der alte Pfarr-
hof dem Kaplan als Wohnung dienen. Das
neue Pfarrhaus war bereits 1967 bezugsbe
reit, sodass der Kaplan in den nächsten
Jahren im alten Pfarrhof wohnte.
Als Bauprojekt für die Jahre 1975/76
beschloss der Balzner Gemeinderat unter
anderem die Renovierung des alten Pfarr
hauses. Der Auftrag wurde mit folgendem
Schreiben vom 9. Mai 1975 an das Archi
tekturbüro Hans Rheinberger vergeben:
«Auf den 1. November 1975 erhalten wir
einen neuen Kaplan. Derselbe wird im alten
Pfarrhaus wohnen. Der Gemeinderat hat
nun beschlossen, dieses Haus zu restaurie
ren». 25 Vorgabe war, dass dabei die Eigenart
des ursprünglichen Bauwerks möglichst
beibehalten und betont werden sollte.
Bei den Renovierungsarbeiten kamen «zwei
primitive ... Malereien, den Hof von Chur
und die Klosteranlage von Churwaiden dar
stellend, [zum Vorschein und] bereichern
auf reizvolle Weise die Gewölbe» 26 im ersten
Geschoss. «Auch die noch ordentlich erhal
tenen Füllungstüren mit alten schmied
eisernen Beschlägen, der nicht erneuerte
unebene Innenputz zusammen mit den
neuen Ziegelböden tragen dazu bei, dass die
Atmosphäre im Innern des Pfarrhofes nicht
verlorengegangen ist. Auch dass eine im
Dachraum eingebaute Winde mit Holzspin
del noch intakt und funktionstüchtig ist,
soll nicht unerwähnt bleiben». 27
Oben: Der alte Pfarr
hof vor der Renova
tion von 1975/76.
Ansicht von Nord
osten.
Mitte: Wandmalerei
im 1. Obergeschoss.
Bischöflicher Hof in
Chur, entstanden um
1820.
Unten: Wandmalerei
im 1. Obergeschoss.
Kloster Churwaiden,
entstanden um 1820.
25 Brief der Gemeinde
vorstehung an das
Architekturbüro Hans
Rheinberger, 9.5.1975
(Gemeindearchiv
Balzers).
27 Rheinberger 1975,
S. 469 f.
27 Ebenda, S. 470.