Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2011) (2011)

50 
Grundbesitz der 
Familie Nutt, 
New Dixie, 2010. 
4 Paul Vogt: Wachstum, 
Epidemien und Ernäh 
rungskrisen. Zur Be 
völkerungsentwicklung 
in Balzers in vorstatis 
tischer Zeit. In: Balz- 
ner Neujahrsblätter 
2009, S. 8. 
5 1842 war ein Haus in 
Balzers im Durch 
schnitt mit 600 Klaf 
tern begütert. Alois 
Ospelt: Wirtschaftsge 
schichte des Fürsten 
tums Liechtenstein im 
19. Jahrhundert. In: 
JBL 72 (1972), An 
hang, S. 153. 
6 LLA, J 4/A 104/62. 
ren Leben für sich selber und ihre Kinder 
der Antrieb war, die Zelte in Balzers abzu 
brechen und eine neue Heimat zu suchen. 
Heute würde man sie wohl als Wirtschafts 
flüchtlinge bezeichnen. 
in Balzers zurück. Eine ledige Schwester 
ging mit ihr nach Amerika. Eine weitere 
Schwester, Regina Tschol-Kaufmann, emi 
grierte ein Jahr später mit ihrem Mann 
ebenfalls nach Amerika. 
Als Andreas Nutt auswanderte, hatte er aus 
ser einer verheirateten Halbschwester keine 
näheren Verwandten mehr. Der Tod war ein 
überaus anhänglicher Begleiter seiner Fa 
milie gewesen. Seine Mutter gebar sechs 
Kinder, fünf davon starben im ersten 
Lebensjahr. Als Andreas 14 Jahre alt war, 
verlor er seine Mutter. Fünf Monate später 
heiratete der Vater erneut. Im Jahr darauf 
wurde eine Tochter geboren, die im folgen 
den Jahr starb. Wiederum ein Jahr später 
starb auch die Stiefmutter. Knapp zwei 
Monate später heiratete der Vater die 
Schwester seiner eben verstorbenen Frau. 
Sie gebar eine Tochter und einen Sohn; 
Erstere wurde immerhin 48 Jahre alt, wäh 
rend der Sohn 18-jährig verstarb. Der Vater 
verschied 1872 mit 64 Jahren. Auch And 
reas und Emmerita selber hatten den Tod 
von Kleinkindern zu beklagen. Zwar über 
lebten der erstgeborene Sohn und die nach 
folgende Tochter, doch bekam Emmerita 
zwei Jahre in Folge Zwillinge, die jeweils im 
Geburtsjahr starben. Mangelnde Hygiene 
und schlechte Ernährung waren die Haupt 
ursache für die Kindersterblichkeit im 
19. Jahrhundert. 4 
Bei der Familie von Emmerita Kaufmann 
sah es besser aus. Sie Hess ihren Vater, zwei 
verheiratete Schwestern und einen Bruder 
Wirtschaftliche Verhältnisse in Balzers 
Andreas Nutt besass in Mäls ein Haus und 
einen Stall mit zugeschriebenen Gütern von 
765 Klaftern, was dem Balzner Durchschnitt 
entsprach. 5 Als ältester Sohn hatte er beim 
Tod seines Vaters 1872 diesen Grundbesitz 
dem Gesetz entsprechend geerbt. Die Stief 
mutter erhielt einen Kopfteil von 211 Klaf 
tern, der Halbbruder eine Wiese von 
550 Klaftern. Damit waren Grund und 
Boden bereits verteilt. Fahrschaft und 
Hausrat wurden unter allen vier Erben auf 
geteilt. Andreas musste seiner Stiefmutter 
und den Halbgeschwistern im Haus Wohn- 
raum zur Verfügung stellen sowie für sie - 
für die Halbgeschwister bis zur Volljäh 
rigkeit - im Rahmen seiner wirtschaftlichen 
Möglichkeiten aufkommen. Haus, Stall und 
Hof (damals Nr. 142, heute Rheinstrasse 12) 
sowie die zugeschriebenen Güter wurden auf 
900 Gulden, das Gesamterbe auf T476 Gul 
den geschätzt. Diesem standen Passiva von 
806 Gulden gegenüber, die vor allem aus Ka 
pitalschulden bestanden, welche auf dem 
Haus lasteten. So ergab sich ein Nettover 
mögen von 670 Gulden. 6 
Der Halbbruder Johann starb kurze Zeit 
darauf, die Halbschwester Elisabeth heira-
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.