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Bischof gebeten, nach Balzers gekommen.
Was aber Gott nicht will, will ich auch nicht,
und solange Bischof und Fürst mich nicht
zurückrufen, komme ich gewiss nicht einmal
in die Nähe von Liechtenstein, geschweige
nach Balzers...
Endlich liebe Rosa, grüssen Sie mir alle lie
ben Leute ohne Unterschied, die nach mir
fragen, namentlich die guten Jungfrauen
klein und gross, sie sind alle im Herzen gut
getreu, wie ihr treuer Freund in Christo
Jauch
In weiteren Briefen erkundigte er sich im
mer wieder nach den Kindern in Judenau,
nach zwei Mädchen, für deren Ausbildung
er Geld geschickt hatte, nach der Gesund
heit verschiedener Personen, nach der
Kapelle am Fuss des Burghügels, ob Fran
ziska mit der Ausbildung bei der Näherin
Maria Frömmelt vorankomme, nach den
Jünglingen, nach der Landwirtschaft und
vielen Dingen des Alltags.
Ohne irgendeinen gegen ihn erhobenen
Vorwurf zu nennen, betonte Jauch ver
schiedentlich, dass er es mit allen und mit
allem immer nur gut gemeint habe und er
niemandem böse sei oder einen Vorwurf
mache. Alles sei Gottes Wille, in den er sich
füge. Wiederholt beauftragte er den Zim
mermeister Kaufmann, den Angehörigen
von Verstorbenen sein Beileid zu bezeugen
und ihnen zu versichern, dass er derer im
Gottesdienst gedenken werde.
Mehrmals verteidigte er sich gegen den Vor
wurf, er habe 500 Gulden nicht ordnungs
gemäss für den Bau des Hauses Gutenberg
verwendet.
Zweimal beschrieb er die Schönheit der
Insel Sizilien, deren Fruchtbarkeit, die
mehrfachen Ernten von Gemüse, Orangen
und Zitronen sowie den Duft der Blumen.
Aber seltsamerweise erwähnte er nie ein
Wort über seine Tätigkeit als Feldkaplan.
Einzig die Schilderung einer Fahrt mit
einer Fregatte auf dem Mittelmeer, bei der
er mit dem Fernglas die Küste Afrikas, «wo
die Schwarzen wohnen», sehen konnte,
gibt einen Hinweis darauf, dass er mit
Militäreinheiten zur See fuhr.
Das Institut Gutenberg -
ein geschichtlicher Abriss
Da der Bau des Hauses Gutenberg neben
der Dichtung des Textes unserer Volkshymne
und der Terrassierung des Burghügels das
bedeutendste Zeugnis von Jauchs Tätigkeit
in Balzers darstellt, soll hier eine Zusam
menstellung der wichtigsten Daten in der
Geschichte dieses Hauses folgen.
Der Name Gutenberg geht zurück auf ein
Adelsgeschlecht, das 1263 erstmals erwähnt
wird. Das Gebäude wurde im Lauf der Zeit
unterschiedlich bezeichnet: Erziehungsan
stalt, Schloss, Institut, Lyzeum, Bildungshaus.
1854
8. Dezember: Verkauf des Baugrundes
durch die Gemeinde Balzers an Fürstin
Franziska, die Gattin von Fürst Alois II. von
Liechtenstein.
1854-1856
Realisierung des Gebäudes als Bildungs
haus für Knaben auf Initiative von Kaplan
Jakob Josef Jauch mit der Unterstützung
von Fürstin Franziska. Kaplan Jauch war
als Schulleiter vorgesehen.
1856
Noch bevor das Gebäude fertiggestellt war,
wurde Jauch vom Churer Bischof Kaspar
de Carl ab Hohenbalken (Bischof von Chur
1844 bis 1859) entlassen.
1858
Die Gemeinde Balzers bat Fürst Alois IL, ihr
den ersten Stock des Gebäudes zur Errich
tung einer Mädchenschule zu überlassen.
Die Anfrage wurde negativ beantwortet.
1860
Die Gemeinde Balzers ersuchte Fürst
Johann IL, der 1858 nach dem Tod seines
Vaters dessen Nachfolge angetreten hatte,
ihr das Areal zurückzugeben. Das Gesuch
wurde abgelehnt.
1862
Landesverweser Karl Haus von Hausen
machte dem Fürsten den Vorschlag, das
Gebäude auf Gutenberg als Residenz
schloss für seine Besuche in Liechtenstein
umzunutzen. Anstatt das Haus «mit dem