Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2011) (2011)

33 
den Pater Jauch selig, betet und verzeihet 
allen seinen Feinden von Herzen, wie er 
selbst verziehen seinen Feinden. Beiliegenden 
Brief dürfen Ihr sicher dem Pfarrer Bahl 
geben, er ist nur versöhnend geschrieben. 
Nun grüsse Euch und alle Freunde des Herrn 
Jauch selig vielmal und tausendmal Ihr 
Freund 
Lorenz Feger, Curat Caplan. 
Briefe von J. J. Jauch aus Sizilien 
Aus Sizilien, der letzten Station seines tra 
gischen Lebens, hat Jauch rund ein Dut 
zend Briefe nach Liechtenstein geschickt. 
Diese Korrespondenz muss als der letzte 
traurige Akt von Jauchs Lebensdrama be 
trachtet werden. Etliche Briefe wurden of 
fenbar auf der Balzner Post unterschlagen 
oder gelesen, bevor die Adressaten sie er 
hielten. Jauch schickte daher seine Briefe 
postlagernd an die Post Trübbach, wo sie 
vom Zimmermeister Anton Kaufmann, an 
den die meisten gerichtet waren, persönlich 
abgeholt wurden. Einige Briefe liess Jauch 
auch durch Kaplan Lorenz Feger nach 
Balzers bringen. 
In einem Schreiben vom 18. Juli 1857 be 
klagte sich Jauch über diesen Zustand. Der 
erste Teil dieses Briefes, der, wie die meis 
ten anderen, mehrere Seiten lang ist, soll 
die Stimmung wiedergeben: 
An Herrn Anton Kaufmann 
Meister Zimmermann in Klein Meis bei 
Balzers, Fürstentum Liechtenstein. 
Durch Güte der Frau Postwirthin zu 
Trübbach persönlich einzuhändigen. 
Palermo, den 18ten Juli 1857 
Mein lieber Herr Kaufmann 
Leider muss ich jetzt wohl glauben: dass 
meine gegen Ende April, in Maddaloni voll 
endeten, und auf der Reise nach Sicilien, der 
Post in Neapel aufgegebenen Briefe nicht an 
ihren Bestimmungsort gelangt sind, und das 
ist sehr betrübend! Ich hatte zwei Briefe, 
frankiert auf die Post gegeben. Einen Kleine 
ren an Altrichter Andreas Nigg mit einer Zu 
lage an den guten Joseph Nägele im Winkel, 
in Antwort auf dessen freundliches Schrei 
ben. Einen grossen Brief, mit Zulage an 
Rosa, an Sie selbst und einem drei Bogen 
langen Schreiben an die braven Burschen, 
die mir geschrieben hatten und an die Jugend 
überhaupt, allenfalls in Ihrem Brief enthal 
ten. Ohne jemand Unrecht thun zu wollen: 
kann ich kaum anders denken als: diese 
Briefe müssten durch irgend eine Hand be 
seitigt seyn worden, um mein Gedächtnis in 
Balzers schneller auszuwischen und ganz 
anderen Eindrücken Platz zu machen! Gott 
sey alles überlassen, aus allen Verwirrungen 
und Verunglimpfungen, herauszufinden! 
Aber es ist mir schmerzlich aufgefallen, dass, 
während meine herzlich gutgemeinten Briefe 
ihrer Bestimmung entfremdet werden, ge 
schieht ganz heimlich ein letzter Schlag gegen 
mich, der offenbar keine andere Absicht zu 
haben scheint: als meinen guten Namen in 
Balzers, von Grund aus zu verderben und 
meine Rückkehr dorthin unmöglich zu ma 
chen! Mir selbst schreibt Herr Nachiar keine 
Silbe von der mit ihm vollständig abgeschlos 
senen Sicherstellung der 500 Fl. des Grafen 
Salis für Fidel Kriss. Aber durch Schmidt 
Kriss lässt er mir jetzt verlamentieren: «Die 
Fürstin halte sich nicht verbunden diese 
Summe zu sichern, und habe Fidelis sich 
dafür an mich zu halten.» Ich glaube wirk 
lich, dass selbst Herr Nachiar die Sache für 
so schlecht und niederträchtig erkennt: dass 
er sich schämt, mir ein Wort davon zu sagen! 
Es tut mir besonders wegen der guten Rosa 
leid, dass meine Briefe verloren gegangen 
sind. Ich habe ihr ausführlich geschrieben 
und alle Aufträge gegeben! Auf jedem Brief 
bogen warein schönes Bild obenan, und weil 
die Burschen drei Bogen erhielten, so hatte 
ihr Brief drei Bilder, die sie gewiss gefreut 
hätten. Sie soll wirklich etwas umherspüren, 
denn wenn die Briefe in Balzers unterschla 
gen wurden, so wierd aus der Menge, der da 
rin enthaltenen Dinge, sich schon etwas ver- 
rathen. Hören Sie etwas der Art, so melden 
Sie mirs, und ich werde gleich wissen, ob es 
in meinen Briefen gestanden. Schreiben Sie 
mir nur recht bald und ausführlich, lieber 
Freund, und lassen auch Ihre brave Rosa 
schreiben, die ich samt der Mutter und den 
Geschwistern herzlich grüsse, sowie alle, die 
Sie als treu und redlich liebend kennen. 
Jrany Ackermann hat mir aus Ungarn ge 
schrieben und ich habe ihm gleich geantwor 
tet. Er hat einen Kloster Garten bei Pesth in
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.