Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2011) (2011)

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Zeit von 1850 bis 1860 verschwunden seien. 
Meine Fragen nach den Umständen des 
Verschwindens und dem allfälligen Ver 
bleib konnte mir niemand beantworten. 
Die wirklichen Gründe für Jauchs Weg 
weisung aus Balzers sind erst eindeutig zu 
klären, wenn diese Akten wieder auftau 
chen. Mögliche Ursachen lassen sich aus 
verschiedenen Briefen und Berichten her 
auslesen: 
- Seine Pläne waren zu gross, zu optimis 
tisch und zu überschwänglich. 
- Er war offenbar cholerisch und ungedul 
dig veranlagt. 
- Seine guten Absichten wurden nicht ver 
standen. 
- Sein Arbeitstempo war zu hoch. 
- Der Versuch, die Bildung der Jugend 
durch die strikte Einhaltung der Schul 
pflicht möglichst schnell zu verbessern, 
stiess auf Widerstand. 
- Die Bauern und Handwerker fühlten sich 
durch den Beizug von Spezialisten aus Un 
garn, die ihnen moderne Methoden beibrin- 
gen sollten, in ihrer Berufsehre gekränkt. 
- Er begann den Bau des Hauses Guten 
berg, noch bevor der Kaufvertrag unter 
zeichnet war. 
- Bei der Arbeitsvergabe kam es zu den 
üblichen Streitereien um die Aufträge. 
- Vom fürstlichen Beamten Nachiar wurde 
ihm vorgeworfen, 500 Gulden nicht vor- 
schriftsgemäss für den Bau des Hauses Gu 
tenberg verwendet zu haben. Gegen diesen 
Vorwurf weinte sich Jauch in seinen späte 
ren Briefen aus Palermo vehement. 
- Der Bau der Kapelle am Nordfuss des 
Burghügels wurde ihm offenbar als 
Eigenmächtigkeit ausgelegt. 
- Pfarrer Bahl beschwerte sich beim Bi 
schof in Chur, dass er von Jauch zu wenig 
entlastet würde und dieser das Kirchen 
amt wegen der vielen anderen Aktivitäten 
vernachlässige. 
- Nachdem der Bischof Jauch die Inkardi- 
nation verweigert hatte, kam es seitens 
der Sympathisanten und Befürworter 
Jauchs zu Protestaktionen und persönli 
chen Verunglimpfungen von Pfarrer Bahl, 
was vom Bischof als unzulässige Gehor 
samsverweigerung bezeichnet und scharf 
verurteilt wurde. 
- Ein Hinweis mag auch eine Stelle aus 
einem Brief des ungarischen Agrarfach 
manns Franz U. Ackermann sein, den die 
ser nach seinem Weggang aus Balzers am 
22. Dezember 1865 an den Zimmermeis 
ter Anton Kaufmann geschickt hat: 
... mir wäre es viel besser gewesen, wenn 
mich Pater Jauch in Ungarn gelassen hätte, 
wo ich war. Dort hatte ich ein angenehmes 
Geschäft, und ein ziemlich einträgliches. 
Was habe ich in Balzers Gutes gehabt? Alle 
Tage Ärger, denn ich sah bald voraus, was 
aus dem Ganzen sein werde. Ich habe mir 
gleich von Anfang keine Hoffnung ge 
macht, dass ich dort lange bleiben werde. 
Denn dass die grossartigen Ideen, welche 
Pater Jauch im Kopfe hatte, jemals würden 
ausgeführt werden können, hat mir nie ein 
mal geträumt. Bei der Frau Fürstin von 
Liechtenstein und dem Fürsten bin ich na 
türlich in kein lobenswertes Licht gestellt 
worden, weil ich einmal Bericht an das 
Fürstliche Haus über das Unternehmen in 
Balzers geschrieben habe. Und des Herren 
Jauch zu lieb habe ich mir die Ungunst des 
Fürstlichen Hauses zugezogen. 
Die liechtensteinische Landeshymne - 
zur Entstehung des Textes 
Bis jetzt konnten keine genauen Angaben 
gefunden werden, in welchem Jahr seiner 
Tätigkeit in Balzers Jakob Josef Jauch den 
Hymnentext gedichtet hat. Da er in allen 
Uändem, in denen er sich aufhielt, Natio 
nalhymnen kennengelernt hatte, ist anzu 
nehmen, dass er schon kurze Zeit nach sei 
ner Ankunft in Balzers feststellte, dass 
Uiechtenstein keine Uandeshymne besass. 
Diesen Mangel wollte er mit der Dichtung 
des folgenden Hymnentextes beseitigen. 
Oberst am Deutschen Rhein 
lehnet sich Liechtenstein 
an Alpenhöhn. 
Dies liebe Heimatland 
im deutschen Vaterland 
hat Gottes weise Hand 
für uns ersehn. 
Wo einst Sankt Luzien 
Frieden nach Rätien 
hineingebracht, 
dort an dem Grenzenstein 
und längs dem jungen Rhein 
steht furchtlos Liechtenstein 
auf Deutschlands Wacht.
	        

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