Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2010) (2010)

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Bürgerliche und religiöse Kalender 
Gedanken zum Jahreswechsel 
Franz Näscher 
Das alte Jahr liegt hinter uns und wir sehen 
dem neuen entgegen. Weil das weltliche 
und das kirchliche Jahr auf unterschiedli 
che Weise entstanden sind und christliche 
Feste unseren Jahreskreis prägen, ist es von 
Interesse, dieser Frage nachzugehen. 
Das bürgerliche Kalenderjahr 
Der Julianische Kalender 
Je nach Region und Zeit gab es schon im 
mer verschiedene Arten, dem Jahr anhand 
des Laufs der beiden Hauptgestirne Sonne 
und Mond eine Struktur zu geben. Unser 
Wort Monat ist aus dem Wort Mond ent 
standen. 
Im grossen Römerreich waren mehrere lo 
kale Kalender in Gebrauch, die weder 
einem genauen Sonnen- noch einem genauen 
Mondjahr entsprachen. Die unterschiedli 
chen Formen führten unweigerlich zu 
Problemen. Diesen Zustand beendete Julius 
Caesar 46 v. Chr. durch seine Kalender 
reform. Gezählt wurden die Jahre ab der 
Gründung der Stadt Rom (753 v. Chr.). Jah 
resbeginn im alten Rom war der 1. März, 
woher die Monate September bis Dezember 
ihre Namen haben: 7. bis 10. Monat. In 
Russland galt dieser Jahresanfang bis ins 
14. Jahrhundert, in der Republik Venedig 
bis zu deren Ende 1797. In weiten Gegen 
den wurde der Jahresbeginn schon zur 
Römerzeit auf den 1. Januar verlegt, ver 
mutlich auch bei uns. Er spielte jedoch in 
früheren Jahrhunderten nicht die Rolle wie 
heute, wo man ihn mit Feuerwerk usw. ein 
läutet. Julius Cäsar setzte eine durch 
schnittliche Jahreslänge von 365V4 Tagen 
fest, das heisst, alle vier Jahre wurde ein 
Schalttag eingefügt, und zwar kurz vor dem 
damaligen Jahresende im Februar. Diese 
Überkorrektur führte dazu, dass jedes Jahr 
um elf Minuten vom tatsächlichen Sonnen 
jahr abwich und sich so der Frühlings- 
Jidhis Caesar 
(100-44 v.Chr), 
römischer 
Staatsmann. 
anfang im Lauf der Jahrhunderte um zehn 
Tage vorverschoben hatte. 
Der Gregorianische Kalender 
Der Kirche war an einem präzisen Kalen 
der sehr gelegen, nachdem auf dem Konzil 
von Nikaia im Jahr 325 festgelegt worden 
war, dass das Osterfest immer am ersten 
Sonntag nach dem ersten Vollmond im 
Frühling gefeiert werden sollte. Ende des 
2. Jahrhunderts hatte es innerkirchlich 
wegen des Termins den sogenannten Oster 
feststreit gegeben. 1582 führte Papst Gre 
gor XIII. die fällige Korrektur der überzäh 
ligen Tage des Julianischen Kalenders und 
die Schaltjahrregelung durch. Es wurden 
zehn Tage weggelassen: Auf den 4. Oktober 
1582 folgte der 15. Oktober. 
Die katholischen Länder übernahmen die 
Regelung sofort. Der Gregorianische Kalen 
der hat bis heute Gültigkeit. In den evange 
lisch orientierten Ländern entfachte dieser 
«papistische» Beschluss einen Sturm der 
Entrüstung und einen Jahrhunderte lang 
dauernden Kalenderstreit, sodass in den 
protestantischen Ländern Deutschlands
	        

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