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Waldvorrangfunktionen ermöglichen eine
zielgerechte Bewirtschaftung
Eine zentrale Bestimmung des Waldgeset
zes besagt, dass der Wald seine vielfältigen
Funktionen dauernd, uneingeschränkt und
nachhaltig erfüllen muss. Die Nachhaltig
keit beschränkte sich lange Zeit einzig auf
das Prinzip, dass im Wald nicht mehr Holz
geschlagen wird, als im gleichen Zeitraum
nachwächst. Inzwischen hat sich die Sicht
der Nachhaltigkeit erweitert. Heute soll der
Wald so genutzt werden, dass nicht nur der
Rohstoff Holz für spätere Generationen
verfügbar ist, sondern möglichst auch allen
anderen an ihn gestellten Forderungen
nachgekommen wird.
Dabei ist es durchaus möglich, dass derselbe
Waldbestand gleichzeitig verschiedene Funk
tionen erfüllt. In diesem Zusammenhang
spricht man von der Multifunktionalität des
Waldes. Beispielsweise kann ein Lawinen
schutzwald auch eine gefährdete Pflanzen
oder Tierart beherbergen und zugleich als
Austragungsort für eine Sportveranstaltung
dienen. In vielen Fällen stehen sich die
Ansprüche an den Wald aber auch diametral
gegenüber. So sind verschiedene bedrohte
Vogelarten auf alt- und totholzreiche Wald
bestände angewiesen. Der Förster hingegen
verfolgt das Ziel, möglichst wertvolles Holz
zu produzieren, was bekanntlich nur mit
gesunden Bäumen möglich ist.
Als Waldbesitzer oder Bewirtschafter muss
man sich deshalb oh für die eine oder an
dere Waldleistung entscheiden. Im Rahmen
der Waldentwicklungsplanung, welche in
Liechtenstein 1991 im Gleichschritt mit der
Schaffung eines neuen Waldgesetzes einge
führt wurde, hat man sich dafür ausgespro
chen, die Bewirtschaftung auf sogenannte
Waldvorrangfunktionen abzustützen. Da
bei definieren die Waldbesitzer für jeden
Bestand eine Leistung, die der Wald zuguns
ten der Gesellschah vorrangig erfüllen soll.
Auf diese Weise entsteht ein Waldfunktio
nenplan, der die forstlichen Zielvorstellun
gen und Entwicklungsabsichten für den
gesamten Liechtensteiner Wald aufzeigt.
Waldvorrangfunktionen: Schutz vor Natur
gefahren, HolzprodiLktion, Naturschutz,
Wohlfahrt und Erholung.