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Amphibien im Balzner Alpgebiet
Lebensweise und Gefährdung
Jürgen Kühnis
Wer sich regelmässig in unserer Bergwelt
aufhält, dürfte dem schwarzen Alpensala
mander bereits mehrfach begegnet sein.
Während dieser Schwanzlurch, im Volks
mund auch «Wassertätsch» oder «Räga-
molch» genannt, bei Regen häufig entlang
der Wanderwege anzutreffen ist, sind die
weiteren Amphibienarten des Gebirgsöko-
systems vielfach unbekannt. Unser Alp
gebiet beherbergt jedoch eine faszinierende
Amphibienfauna und bietet aufgrund der
steilen Topografie und erschwerten Nut
zung mehrheitlich ungestörte Laich- und
Rückzugsgebiete.
Unsere vier Alpinisten und ihre
Lebensweise
Von den neun einheimischen Lurchen 1 sind
nur Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch und
Alpensalamander den schwankenden Klima
verhältnissen der Bergregion angepasst. Sie
erreichen eine Vertikalverbreitung bis auf
2’000 Meter. Während diese vier häufigsten
Arten des Landes alle Höhenstufen be
siedeln, beschränken sich die Vorkommen
der anderen Arten (Grünfrösche, Gelb
bauchunke, Teich- und Kammmolch) auf
den Talraum.
Als wechselwarme 2 und frostempfindliche
Tiere überdauern Amphibien die Winter
monate - je nach Höhenlage zwischen
Ende Oktober bis Anfang April - in einer
sogenannten Winterstarre in frostsicheren
Verstecken (z. B. Felshöhlen, Baumstrünke,
Erdlöcher, Stein- und Laubhaufen). Die
Körperfunktionen sind während dieser
Lberwinterungsphase reduziert, aber kei
neswegs völlig starr. Aufgrund der niederen
Temperaturen verläuft der Stoffwechsel in
höheren Lagen generell verlangsamt. Das
Zentrum des Jahreslebensraumes bildet -
mit Ausnahme beim Alpensalamander 3 -
das Laichgewässer, in welchem die Fort
pflanzung stattfindet. Dabei zieht es die
Tiere an jene Ursprungsgewässer, in denen
sie selbst die Metamorphose von der Larve
zum Jungtier vollzogen haben. In höheren
Bergmolchmännchen
in Paarungstracht.
1 In Liechtenstein sind
alle Amphibienarten,
einschliesslich ihrer
Entwicklungsstadien,
gesetzlich geschützt
(LGB1. 1996 Nr. 136,
Verordnung über be
sonders geschützte
Pflanzen- und Tier
arten).
2 Das heisst, ihre Kör
pertemperatur steigt
und fällt mit der Um
gebungstemperatur.
3 Die Fortpflanzung und
Entwicklung verläuft
bei dieser Art unab
hängig von einem Ge
wässer. Nach einer
zwei- bis dreijährigen
Tragzeit bringt das
Weibchen zwei vollent
wickelte Jungsalaman
der zur Welt.