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sende Geistlichkeit, die Schuljugend
innerhalb der Mauern und ausserhalb
derselben, die grosse Menge anwesenden
Volkes, und ganz besonders die am
Abhang des Hügels von Gutenberg zwi
schen grünem Buschwerk zerstreuten
Menschengruppen, all das bot auf klei
nem Raume ein Bild von eigenartiger
Anziehung; nur schade, dass es durch
eine photographische Aufnahme nicht
festgehalten wurde.
Nach der kirchlichen Feier versammel
ten sich die Vorstellung und der Gemein
derat mit den Ehrengästen zu einem
bescheidenen Imbiss im Pfarrhause. Ob
wohl keine warmen Reden zum kalten
Aufschnitt präsentiert wurden, war die
Unterhaltung doch sehr gemütlich und
alle gingen mit dem Bewusstsein nach
hause, eine schöne und würdige Feier
verlebt zu haben. Herzlichsten Dank sei
an dieser Stelle noch ausgesprochen dem
hochverehrten Herrn Landesverweser
und fürstlichen Kabinettsrat Karl v. In
der Maur, welcher uns mit seiner Anwe
senheit ehrte und den Bau dieser Kirche
wesentlich befördert hat.
Nachstehend bringen wir die von dem
Herrn Landesvikar Büchel gelegentlich
der oben beschriebenen Grundsteinle
gung gehaltene Anrede im Hinblicke dar
auf, dass dieselbe interessante geschicht
liche Daten über Balzers bietet:
«Für die Pfarrgemeinde Balzers ist heute
ein denkwürdiger Tag; denn der Tag ist
gewiss denkwürdig, an welchem eine
Gemeinde den Grundstein legt zu einer
neuen Pfarrkirche, die für Jahrhunderte
hinaus das gemeinsame Vaterhaus der
Gemeinde, die heilige Stätte werden soll,
wo man in guten und in bösen Tagen sich
versammelt, Gott den Herrn zu loben,
sich zu heiligen, Gnaden zu empfangen,
vom Vater im Himmel Trost und Hilfe zu
holen in den Nöten und Kämpfen des
Lebens. Gott der Allwissende weiss es,
wie viele Geschlechter, die nach uns sein
werden, wenn wir, die wir heute hier den
Grundstein legten, längst vermodert und
vergessen sein werden, in diesem erste
henden Gotteshause aus- und eingehen
werden und wie viel Segen und Gnaden
in kündigen Tagen von hier aus auf diese
Gemeinde ausströmen werden.
Bei einem solchen Anlasse wirft man
auch gerne einen Blick in die Vergangen
heit zurück. Schon in alter Zeit bestan
den hier geordnete kirchliche Verhält
nisse. Hier in Balzers hatten schon die
fränkischen Könige vor Karl d. Gr. eine
Pfalz - daher der Name Balzers - mit
grossen Besitzungen an Aeckern, Wiesen,
Weinbergen, Alpen, Wäldern, Mühlen
u.s.w. Auf diesen Gütern sassen die
Dienstfamilien und Lehenfamilien. Für
die Seelsorge dieser Leute wurden Kir
chen erbaut und Priester angestellt. - Zur
Zeit, als Karl d. Gr. regierte, waren hier
zwei Pfarrkirchen und zwei Pfarrer, je
einer in Balzers und in Mäls. An diese
mussten die Leute den Zehnten entrich
ten. - Bald nach dem Tode dieses grossen
Kaisers muss die Pfarrkirche von Balzers
untergegangen sein, was kein Wunder
ist, wenn wir bedenken, dass im 9. Jahr
hundert zwei Raubgrafen in Rhätien
mehr als 200 Kirchen geplündert und
zerstört haben, und dass im 11. Jahr
hundert die Sarazenen alles Christliche
in dieser Gegend verwüstet haben. Um
das Jahr 1200 kam dann das Kloster
Churwaiden in den Besitz von Gütern in
Balzers und das Kloster baute im Jahre
1210 auf denselben eine Kapelle und
versah dieselbe mit Einkünften und stellte
einen Priester dabei an. So blieb es
100 Jahre lang. Damals gehörte die Burg
Gutenberg da droben dem Freiherrn
Heinrich von Frauenberg. Dieser Frei
herr, der da oben auf der Burg wohnte
und im Jahre 1307 starb, hätte nun gerne
diese Kapelle in Balzers gehabt und
wollte darum mit dem Kloster einen
Tausch machen. Er wollte dem Kloster
dafür die Pfarrkirche von Felsberg bei
Chur geben. Der Bischof Sigfried von
Chur genehmigte diesen Tausch, indem
er zugleich auch die Kapelle von Bal
zers zu einer Pfarrkirche machte. Das
geschah am 26. Jänner 1305, also vor
604 Jahren. Wahrscheinlich wurde da
mals auch Mäls mit Balzers zu einer
Pfarrei vereinigt. Von dort an haben auch
die Besitzer der Burg Gutenberg das
Patronatsrecht über die Pfarrpfründe
gehabt bis in die neueste Zeit herein. -
Jene alte Pfarrkirche musste natürlich im
Laufe der Zeit öfters vergrössert und