Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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sende Geistlichkeit, die Schuljugend 
innerhalb der Mauern und ausserhalb 
derselben, die grosse Menge anwesenden 
Volkes, und ganz besonders die am 
Abhang des Hügels von Gutenberg zwi 
schen grünem Buschwerk zerstreuten 
Menschengruppen, all das bot auf klei 
nem Raume ein Bild von eigenartiger 
Anziehung; nur schade, dass es durch 
eine photographische Aufnahme nicht 
festgehalten wurde. 
Nach der kirchlichen Feier versammel 
ten sich die Vorstellung und der Gemein 
derat mit den Ehrengästen zu einem 
bescheidenen Imbiss im Pfarrhause. Ob 
wohl keine warmen Reden zum kalten 
Aufschnitt präsentiert wurden, war die 
Unterhaltung doch sehr gemütlich und 
alle gingen mit dem Bewusstsein nach 
hause, eine schöne und würdige Feier 
verlebt zu haben. Herzlichsten Dank sei 
an dieser Stelle noch ausgesprochen dem 
hochverehrten Herrn Landesverweser 
und fürstlichen Kabinettsrat Karl v. In 
der Maur, welcher uns mit seiner Anwe 
senheit ehrte und den Bau dieser Kirche 
wesentlich befördert hat. 
Nachstehend bringen wir die von dem 
Herrn Landesvikar Büchel gelegentlich 
der oben beschriebenen Grundsteinle 
gung gehaltene Anrede im Hinblicke dar 
auf, dass dieselbe interessante geschicht 
liche Daten über Balzers bietet: 
«Für die Pfarrgemeinde Balzers ist heute 
ein denkwürdiger Tag; denn der Tag ist 
gewiss denkwürdig, an welchem eine 
Gemeinde den Grundstein legt zu einer 
neuen Pfarrkirche, die für Jahrhunderte 
hinaus das gemeinsame Vaterhaus der 
Gemeinde, die heilige Stätte werden soll, 
wo man in guten und in bösen Tagen sich 
versammelt, Gott den Herrn zu loben, 
sich zu heiligen, Gnaden zu empfangen, 
vom Vater im Himmel Trost und Hilfe zu 
holen in den Nöten und Kämpfen des 
Lebens. Gott der Allwissende weiss es, 
wie viele Geschlechter, die nach uns sein 
werden, wenn wir, die wir heute hier den 
Grundstein legten, längst vermodert und 
vergessen sein werden, in diesem erste 
henden Gotteshause aus- und eingehen 
werden und wie viel Segen und Gnaden 
in kündigen Tagen von hier aus auf diese 
Gemeinde ausströmen werden. 
Bei einem solchen Anlasse wirft man 
auch gerne einen Blick in die Vergangen 
heit zurück. Schon in alter Zeit bestan 
den hier geordnete kirchliche Verhält 
nisse. Hier in Balzers hatten schon die 
fränkischen Könige vor Karl d. Gr. eine 
Pfalz - daher der Name Balzers - mit 
grossen Besitzungen an Aeckern, Wiesen, 
Weinbergen, Alpen, Wäldern, Mühlen 
u.s.w. Auf diesen Gütern sassen die 
Dienstfamilien und Lehenfamilien. Für 
die Seelsorge dieser Leute wurden Kir 
chen erbaut und Priester angestellt. - Zur 
Zeit, als Karl d. Gr. regierte, waren hier 
zwei Pfarrkirchen und zwei Pfarrer, je 
einer in Balzers und in Mäls. An diese 
mussten die Leute den Zehnten entrich 
ten. - Bald nach dem Tode dieses grossen 
Kaisers muss die Pfarrkirche von Balzers 
untergegangen sein, was kein Wunder 
ist, wenn wir bedenken, dass im 9. Jahr 
hundert zwei Raubgrafen in Rhätien 
mehr als 200 Kirchen geplündert und 
zerstört haben, und dass im 11. Jahr 
hundert die Sarazenen alles Christliche 
in dieser Gegend verwüstet haben. Um 
das Jahr 1200 kam dann das Kloster 
Churwaiden in den Besitz von Gütern in 
Balzers und das Kloster baute im Jahre 
1210 auf denselben eine Kapelle und 
versah dieselbe mit Einkünften und stellte 
einen Priester dabei an. So blieb es 
100 Jahre lang. Damals gehörte die Burg 
Gutenberg da droben dem Freiherrn 
Heinrich von Frauenberg. Dieser Frei 
herr, der da oben auf der Burg wohnte 
und im Jahre 1307 starb, hätte nun gerne 
diese Kapelle in Balzers gehabt und 
wollte darum mit dem Kloster einen 
Tausch machen. Er wollte dem Kloster 
dafür die Pfarrkirche von Felsberg bei 
Chur geben. Der Bischof Sigfried von 
Chur genehmigte diesen Tausch, indem 
er zugleich auch die Kapelle von Bal 
zers zu einer Pfarrkirche machte. Das 
geschah am 26. Jänner 1305, also vor 
604 Jahren. Wahrscheinlich wurde da 
mals auch Mäls mit Balzers zu einer 
Pfarrei vereinigt. Von dort an haben auch 
die Besitzer der Burg Gutenberg das 
Patronatsrecht über die Pfarrpfründe 
gehabt bis in die neueste Zeit herein. - 
Jene alte Pfarrkirche musste natürlich im 
Laufe der Zeit öfters vergrössert und
	        

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