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trat nun in die bereits gezogene Furche, das
andere schritt auf dem unbearbeiteten
Acker. Der Pflug grub sich wieder ins
Erdreich und drehte die braunschwarze
Scholle nach oben. Es roch nach feuchter
Erde und Pferdeschweiss.
Nachdem diese Arbeit verrichtet war, löste
der Fuhrwerker die Stränge der Pferde von
der Doppelwaage. Das schwächere Tier
spannte er vor die Flolzegge, das stärkere
oder gefügigere vor den «Förelepfluag».
Nun wurde die brachliegende Erde fein ge
eggt. Bei sandigem Boden war dies kein
Problem, bei lettiger und schwerer Erde
hingegen musste mehrere Male über die
klumpigen Schollen geeggt werden. Beson
ders im Riet sanken die Pferde im weichen
Untergrund tief ein - auf moorigen Äckern
oft bis zum Bauch.
Jede Familie hatte einen Kartoffelacker.
Vorwiegend pflanzten sie Türken, Korn,
Rüben, Kraut und Gemüse. Man kann sich
heute kaum noch vorstellen, wie viel Arbeit
von Mensch und Tier während der kurzen
Saatzeit verrichtet wurde.
Es war ein schöner Brauch, dass man dem
Fuhrmann einen Znüni auf den Acker
brachte. Die Pferde erhielten meist einen
Laib hartes Brot. Mit erdbeschmutzten Fin
gern assen wir während der Fahrt zu einem
anderen Acker das Brot mit Käse oder einer
Wurst. Zum Trinken gab es sauren Most, ab
und zu ein Bier und einmal sogar ein
«Vivicola».
Anfang Mai waren die Äcker bestellt. Kurz
danach begann die Zeit der «Hüüflete». Mit
dem «Förelepfluag» wurde den jungen Kar
toffeln und dem Türken gutes Erdreich
zugeschoben. Ein gelehriges Pferd lief zwi
schen den Saatreihen, während der Fuhr
mann mit viel Geschick den Pflug führte
und darauf achtete, dass die jungen Pflan
zen nicht zu Schaden kamen und genügend
Erde an diese angehäuft wurde.
Der ledige Benedikt Foser betrieb eine kleine
Fuhrhalterei mit ausgeliehenen Militärpfer
den, den sogenannten «Eidgenossen». Diese
fielen insbesondere durch die kurz geschnit
tenen Schweife auf. Gutmütig wie er war,
besorgte Benedikt viele kleinere Dienste,
bevor er seiner eigenen Arbeit nachging. Als
wir einmal von der Schule in Vaduz heim
fuhren, sass er schlafend auf seinem Fuhr
werk an der Landstrasse bei Friesen. Er
hatte dort einen kleinen Acker «ghüüflet».
Sommer
Mit dem Sommer setzte die Heuernte ein.
Damals gab es noch wunderschöne Blumen
wiesen. Das Gras wurde erst gemäht, wenn
die Blüten verwelkt waren und die Halme
sich leicht verfärbten und hart wurden.
Gerade für den Arbeiterbauern war der
Einsatz der Mähmaschine eine grosse
Erleichterung. Denn während er seiner
Hauptbeschäftigung nachging, übernahm
der Fuhrmann für ihn das Mähen der
Oben: Die Brüder
Hans (1903-1981)
und Josef (1902-
1959) Brunhart,
s Gässle-Maartes,
sind «i da Huustääl
am Hüüfla».
Unten: Benedikt Foser
betrieb im Auftrag der
Gemeinde die erste
Müllabfuhr von Bal-
zers. Er sammelte den
vor die Häuser gestell
ten Abfall und führte
ihn mit seinem Pneu
wagen auf die dama
lige Mülldeponie im
Neugrütt. Um 1950.