Volltext: Balzner Neujahrsblätter (2009) (2009)

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trat nun in die bereits gezogene Furche, das 
andere schritt auf dem unbearbeiteten 
Acker. Der Pflug grub sich wieder ins 
Erdreich und drehte die braunschwarze 
Scholle nach oben. Es roch nach feuchter 
Erde und Pferdeschweiss. 
Nachdem diese Arbeit verrichtet war, löste 
der Fuhrwerker die Stränge der Pferde von 
der Doppelwaage. Das schwächere Tier 
spannte er vor die Flolzegge, das stärkere 
oder gefügigere vor den «Förelepfluag». 
Nun wurde die brachliegende Erde fein ge 
eggt. Bei sandigem Boden war dies kein 
Problem, bei lettiger und schwerer Erde 
hingegen musste mehrere Male über die 
klumpigen Schollen geeggt werden. Beson 
ders im Riet sanken die Pferde im weichen 
Untergrund tief ein - auf moorigen Äckern 
oft bis zum Bauch. 
Jede Familie hatte einen Kartoffelacker. 
Vorwiegend pflanzten sie Türken, Korn, 
Rüben, Kraut und Gemüse. Man kann sich 
heute kaum noch vorstellen, wie viel Arbeit 
von Mensch und Tier während der kurzen 
Saatzeit verrichtet wurde. 
Es war ein schöner Brauch, dass man dem 
Fuhrmann einen Znüni auf den Acker 
brachte. Die Pferde erhielten meist einen 
Laib hartes Brot. Mit erdbeschmutzten Fin 
gern assen wir während der Fahrt zu einem 
anderen Acker das Brot mit Käse oder einer 
Wurst. Zum Trinken gab es sauren Most, ab 
und zu ein Bier und einmal sogar ein 
«Vivicola». 
Anfang Mai waren die Äcker bestellt. Kurz 
danach begann die Zeit der «Hüüflete». Mit 
dem «Förelepfluag» wurde den jungen Kar 
toffeln und dem Türken gutes Erdreich 
zugeschoben. Ein gelehriges Pferd lief zwi 
schen den Saatreihen, während der Fuhr 
mann mit viel Geschick den Pflug führte 
und darauf achtete, dass die jungen Pflan 
zen nicht zu Schaden kamen und genügend 
Erde an diese angehäuft wurde. 
Der ledige Benedikt Foser betrieb eine kleine 
Fuhrhalterei mit ausgeliehenen Militärpfer 
den, den sogenannten «Eidgenossen». Diese 
fielen insbesondere durch die kurz geschnit 
tenen Schweife auf. Gutmütig wie er war, 
besorgte Benedikt viele kleinere Dienste, 
bevor er seiner eigenen Arbeit nachging. Als 
wir einmal von der Schule in Vaduz heim 
fuhren, sass er schlafend auf seinem Fuhr 
werk an der Landstrasse bei Friesen. Er 
hatte dort einen kleinen Acker «ghüüflet». 
Sommer 
Mit dem Sommer setzte die Heuernte ein. 
Damals gab es noch wunderschöne Blumen 
wiesen. Das Gras wurde erst gemäht, wenn 
die Blüten verwelkt waren und die Halme 
sich leicht verfärbten und hart wurden. 
Gerade für den Arbeiterbauern war der 
Einsatz der Mähmaschine eine grosse 
Erleichterung. Denn während er seiner 
Hauptbeschäftigung nachging, übernahm 
der Fuhrmann für ihn das Mähen der 
Oben: Die Brüder 
Hans (1903-1981) 
und Josef (1902- 
1959) Brunhart, 
s Gässle-Maartes, 
sind «i da Huustääl 
am Hüüfla». 
Unten: Benedikt Foser 
betrieb im Auftrag der 
Gemeinde die erste 
Müllabfuhr von Bal- 
zers. Er sammelte den 
vor die Häuser gestell 
ten Abfall und führte 
ihn mit seinem Pneu 
wagen auf die dama 
lige Mülldeponie im 
Neugrütt. Um 1950.
	        

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