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Forum für einen lebendigen Dialog zwi
schen Kunst und Kirche. Mitglieder der
heute ökumenisch ausgerichteten Gesell
schaft sind Künstler, Architekten, Theolo
gen, Philosophen, Wissenschaftler und
Kunstinteressierte. In den Akten des Pfarr-
archivs von Balzers befindet sich ein zwei
seitiges Typoskript, das Eindrücke von der
im September 1924 in Freiburg im Breis
gau abgehaltenen vierten deutschen Tagung
für christliche Kunst zusammenfasst. 43 Ob
das Papier von Hollweck selbst stammt oder
ob es ihm zur Kenntnisnahme zugestellt
wurde, kann nicht mit Sicherheit beurteilt
werden.
Eine weitere Anlaufstelle für Pfarrer Holl
weck und die Kommission hätte die 1924 in
der Schweiz gegründete St. Lukasgesell
schaft für Kunst und Kirche (Societas
Sancti Lucae) sein können, wenn die Stil
richtung der malerischen Ausgestaltung der
Pfarrkirche von Balzers eine moderne ge
wesen wäre. Man hatte sich aber in Balzers
klar für eine konservative Ausrichtung der
Malerei im Innenraum entschieden, nicht
zuletzt wegen des neuromanischen Stils des
Kirchenbaus selbst. Die St. Lukasgesell
schaft war mit dem Ziel errichtet worden,
in der Katholischen Kirche der Schweiz
zeitgenössische Architektur und Kunst zu
fördern. Heute gehören dem Verein rund
dreihundert Mitglieder an: Künstler, Ar
chitekten, Theologen, Kunsthistoriker und
Kunstinteressierte, darunter auch zwei
Liechtensteiner. 49 Für kirchliche Behörden,
Kirchgemeinden, politische Gemeinden
und andere Ratsuchende ist dies eine wert
volle Adresse in Fragen des Kirchenbaus
und der künstlerischen Ausstattung. Die
Gesellschaft bietet ihre Dienste in Aus- und
Weiterbildung an theologischen Fakultäten
sowie über Institutionen kirchlicher und
nichtkirchlicher Erwachsenenbildung an.
Die Zeiten haben sich geändert. Zwar gibt
es in der Schweiz weder ein Institut für
Kirchenbau und kirchliche Kunst der
Gegenwart noch vollamtliche Kunstbeauf
tragte der Bistümer oder Kantonalkirchen,
doch bieten verschiedene Einrichtungen -
wie die oben genannte - Möglichkeiten der
Hilfestellung. So auch die internationale
Gesellschaft für Gegenwartskunst und
Kirche «Artheon», in der verschiedene
Kunstinstitute, Kirchen und Einzelperso
nen aus schweizerischen und ausländi
schen Landeskirchen zusammengeschlos
sen sind. Die Gesellschaft versucht, die Zu
sammenarbeit von Kirche und Kunst in
den Gemeinden besser zu verankern und
zu vernetzen, und bemüht sich um den
Dialog der Kirchen mit der zeitgenössi
schen Kunst.
Einen Schritt weitergegangen ist man in
Deutschland, wo 1961 das Institut für Kir
chenbau und kirchliche Kunst der Gegen
wart als eine Einrichtung der Evangeli
schen Kirche in Deutschland an der
Philipps-Universität Marburg gegründet
wurde. Dem Institut steht ein Kuratorium
mit Vertretern aus Theologie, Kunst und
Architektur zur Seite. Es werden Kontakte
zu Lehrstühlen an Architekturhochschulen
sowie zu kirchlichen und kulturellen Ein-
Fenster im Chor der
Mariahilf-Kapelle mit
dem hl. Josef, dem
Jesuskind und dem
Hollweck-Wappen.
Dem Renovierungs-
projekt von Pfarrer
Hollweck in der
Mariahilf-Kapelle
(1944/45) war mehr
Erfolg beschert als
jenem in der Pfarr
kirche.
4S PfAB 9b.
45 Gemäss öffentlicher
Mitgliederliste 2008:
Georg Malin, Mauren,
und Florin Frick,
Schaan.